Heute ist es keine allzu große Herausforderung mehr, Anwendern die von ihnen benötigte Software virtuell bereit zu stellen. Deshalb gehen viele Unternehmen, die die Betriebs- und Verwaltungskosten ihrer IT optimieren möchten dazu über, Anwendungen oder ganze Desktops zu virtualisieren. Aber welche Auswirkungen hat dieser Ansatz auf die Lizenzierung der eingesetzten Software und wie kann die IT die Kontrolle über die Compliance behalten? [...]
Die Beibehaltung der „Gerätemetrik“ kann bei virtualisierten Anwendungen eine gewisse „Lizenzfalle“ darstellen. Keine Frage, dass hier nicht die physischen Hosts, sondern die zugreifenden Geräte gemeint sind. Diese Systematik legt den Paradigmenkonflikt offen, der zwischen benutzerspezifischer Bereitstellung virtueller Anwendungen (Zugriffsrechte werden primär über Benutzerkonten gesteuert) und der althergebrachten Lizenzierung nach Geräten entsteht.
Durch die Gewährung von Zugriffsrechten für ein Benutzerkonto wird letztlich nicht automatisch valide definiert, wie viele Lizenzen erforderlich sind. Die Berechtigung einer definierten Anzahl von Benutzern lässt in diesem Fall kaum Rückschlüsse zu, wie viele Lizenzen tatsächlich benötigt werden. Nutzen beispielsweise 10 berechtigte Anwender eine virtualisierte Anwendung mit jeweils drei Endgeräten werden insgesamt 30 Lizenzen fällig! Folglich kommt man nicht darum herum, die tatsächliche Nutzung unter Berücksichtigung der Geräteidentität zu messen und valide auszuwerten.
Letztlich, und nicht nur weil der eine oder andere Softwarehersteller es vielleicht sogar verbietet, seine Software überhaupt zu virtualisieren, empfiehlt es sich von vorne herein, die Lizenzbedingungen mit jedem einzelnen relevanten Hersteller verbindlich abzuklären.
IMPLIKATION FÜR MODERNES LIZENZMANAGMENT
Lizenzmanagement setzt in jedem Fall valide Prozesse in allen relevanten Bereichen des Softwarelebenszyklus voraus, wenn man Risiken und Kosten damit erfolgreich adressieren möchte. Sobald Arbeitsplätze von Anwendern ganz oder teilweise virtualisiert werden, kommt diesem Grundsatz noch größere Bedeutung zu. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass die Hersteller zum Teil sehr komplizierte Lizenzbedingungen geschaffen haben, die es bereits im Rahmen der Softwareverteilung, des Configuration Managements sowie des Change Managements zu beachten gilt.
Darüber hinaus benötigen Sie für ein wirkungsvolles Lizenzmanagement auch ein geeignetes Werkzeug, das in der Lage ist, diese Komplexitäten abzubilden und dabei immer größtmögliche Transparenz und Nachvollziehbarkeit sicherstellt. Nur dann können sich Unternehmen sicher sein, dass sie auch hinsichtlich der virtuellen Infrastrukturen korrekt lizensiert sind. Unabhängig davon versetzen derartige Lösungen Lizenzverwalter außerdem in die Lage, bei Nachkäufen, Vertragsabschlüssen sowie Audits besser zu argumentieren und beispielsweise sogar die Lizenzkosten reduzieren zu können.
Bestens aufgestellt sind an dieser Stelle vor allem Lösungen, die das Management von Lizenzen als Teil eines ganzheitlichen Managements moderner Arbeitsumgebungen betrachten. Das Spektrum reicht inzwischen nahtlos vom klassischen Computer über das mobile Gerät bis hin zu virtualisierter Softwarebereitstellung. Gerade letzteres, aber auch generell, erfordert erfolgreiches Lizenzmanagement daher eine prozessual vernetzte IT, die ohne Medienbrüche alle relevanten Schritte abbilden, steuern, auswerten und valide nachvollziehen kann. Anders formuliert: Lizenzmanagement ist kein eigener Prozess, sondern eine Querschnittsfunktion, die in vielen IT Prozessen erfüllt werden muss.
* Torsten Boch ist Senior Product Manager bei Matrix42.
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