Mehrsprachigkeit in der Dokumentenverarbeitung: In Ländern wie Indien, Kanada und der Schweiz ist sie ein Muss. Aber auch Unternehmen, die in der Kundenkommunikation mehr als das notwendige Minimum bieten wollen, kommen daran nicht vorbei. Fakt ist: In der Multikulti-Gesellschaft von heute ist für immer mehr Menschen die primäre Landessprache nicht unbedingt auch die Muttersprache. Warum also diesen Umstand nicht als Wettbewerbsvorteil nutzen und Inhalte entsprechend anpassen? [...]
Es gibt also viele Aspekte in der Lokalisierung, die mehr oder weniger große Herausforderungen darstellen. Wie weit man gehen will (oder muss), ist situativ zu betrachten und zu entscheiden.
INHALT VERSUS PRÄSENTATION
Neben der Entkopplung von Geschäfts- und Sprachlogik kommt es bei der Internationalisierung auch auf die Unterscheidung von Inhalt und Präsentation an. Dabei geht es unter anderem um folgende Fragen:
- Wie bildet man die Informationen ab in Austauschformaten, die weitestgehend sprachunabhängig sein sollen?
- Wie präsentiert man diese Informationen dem Empfänger?
- Muss eine Adresse in einem strukturierten Format abgelegt werden oder schon formatiert vorliegen, damit man es am besten umsetzen kann? Oder führt man gleich beide Formate?
- Wo setzt man welche Aspekte um? In der Fachapplikation, im Output Management oder anderswo? Lassen sich bestimmte Themen zentral für alle Ausgabekanäle realisieren, so dass sie nicht mehrfach in möglichweise unterschiedlichen Technologien umgesetzt werden müssen?
Hier hilft die strikte Trennung des Inhaltes von der Präsentation unter Zuhilfenahme geeigneter Technologien (wie z.B. XML). Indem man die einzelnen Aufgaben in nacheinander gelagerte Prozessschritte aufteilt, lässt sich die Komplexität reduzieren. Außerdem gibt es beispielsweise beim Unicode Consortium verschiedene Hilfsdatenbanken, die bei der Lokalisierung helfen können. Empfohlen sei an dieser Stelle das Common Locale Data Repository (CLDR; http://cldr.unicode.org).
AUS DER PFLICHT EINE KÜR MACHEN
Kurz: Lokalisierung ist mehr als nur Übersetzung. Viele Faktoren gilt es hier zu beachten. Natürlich müssen nicht immer alle Aspekte behandelt werden. Der Artikel soll vielmehr dazu anregen, sich wieder einmal Gedanken zu diesem Thema zu machen. Ein Unternehmen kann sich möglicherweise bei seiner Kundschaft wesentliche Pluspunkte holen, wenn es in der Kundenkommunikation mehr als nur die Pflichtsprache(n) anbietet. Lokalisierung kann also sowohl aus einer Notwendigkeit als auch aus eigenem Antrieb heraus angegangen werden.
Getrieben wird Lokalisierung vor allem durch steigende Compliance-Anforderungen sowie von den Marketingabteilungen in den Unternehmen. Sicher: Vor der Umsetzung muss das Kosten-Nutzen-Verhältnis betrachtet und entschieden werden, wie weit man gehen will. Die Auswirkungen in die Systemlandschaft können aber noch recht weit gehen, weshalb es bei Systemablösungen immer auch sinnvoll ist, sich mit dem Thema Lokalisierung im Dokumenten- und Output-Management zu beschäftigen.
* Jeremias Märki ist freier Softwareentwickler und Berater im Auftrag der Compart AG.
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