Die Rolle des CIO verändert sich – schon wieder. Waren zuerst die Automatisierung und später die Industrialisierung der IT an der Reihe, geht es jetzt um die Digitalisierung. Der CIO wird vielleicht zum CDO – ganz sicher aber zum "Herr der Daten". [...]
Hinzu kommt: Für die IT sind Big Data Analytics eine große Chance, aber auch ein Risiko. Denn in den Augen der Fachabteilungen ist die IT nicht selten eher ein Bremsklotz als eine Unterstützung bei der Nutzung von Analytics für Geschäftsprozesse. Das verleitet die Fachbereiche unter anderem dazu, die IT zu umgehen oder eine eigene „Schatten-IT“ aufzubauen.
Wenn Business und IT jedoch wirklich mit einer gemeinsamen Strategie arbeiten, sind ganz neue Einblicke ins eigene Geschäft möglich. Das ist die große Chance des CIO. Er hat jetzt die einmalige Möglichkeit, den Austausch auf der fachlichen und technischen Seite zu steuern und einen unternehmensweiten Standard zu etablieren, wie Daten zu nutzen sind.
Dazu ist es aber erforderlich, klare Zeichen zu setzen – denn der Analytics-Trend in den Unternehmen entwickelt sich allmählich weg von der IT: 38 Prozent der in der IDC-Studie Befragten geben an, dass die Mehrzahl der Analytics-Experten in einer zentralen Einheit außerhalb der IT angesiedelt ist. Rund 21 Prozent geben an, dass diese Einheit die Analytics-Strategie maßgeblich bestimmt. Wenn CIO nicht aufpassen, verpassen sie die Möglichkeit, ihren Wert für den Erfolg des Unternehmens wieder ins rechte Licht zur rücken.
IKT-KNOWHOW AUF DEM C-LEVEL
Hinzu kommt, dass der CIO nicht mehr der einzige C-Level-Manager im Unternehmen ist, der sich mit IKT-Themen auskennt. Das technologische Knowhow im Management hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, wie wiederum Capgemini im Rahmen seiner IT-Trends-Studie 2014 beobachtet hat. In der Folge besprechen 61 Prozent der Unternehmen häufiger IT-Themen auf Geschäftsführungsebene bzw. im Vorstand als noch in den Jahren zuvor.
Erfreulich ist, dass sich für 23 Prozent der CIO dadurch die Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung verbessert hat. Der Wissenszuwachs im Top-Management hat allerdings auch zur Folge, dass jetzt weniger CIO an allen Sitzungen des Management Boards teilnehmen. Zwischen 2013 und 2014 sank die Quote von knapp 37 auf 32 Prozent. Im Gegenzug stieg der Anteil der CIO, die nur sporadisch dabei sind, um fast sieben Prozentpunkte.
NEUER „C-MAN“
Doch Vorsicht! Mittlerweile ist ein neuer „C-Man“ auf der Bildfläche erschienen: Der Chief Digital Officer (CDO), der wie gemacht scheint für die Aufgaben, die sich in der dritten Ära der Unternehmens-IT stellen.
Gartner prophezeite schon im vergangenen Herbst, dass 2015 ein Viertel aller Organisationen einen CDO haben werden. Das Unternehmen Forrester seinerseits veröffentlichte schon im November 2013 einen Report mit dem Titel „The Chief Digital Officer: Fad or Future?“ (Sinngemäß etwa: „Hype oder realistische Vision?“), um nur wenig später, im März 2014, noch einmal mit einer Studie namens „Die DNA des Chief Digital Officers“ nachzulegen. Der Verkaufstext zu dieser Untersuchung („Why read this report?“) endet mit dem schönen Satz: „CIO können diese Anleitung dazu nutzen, ihre technologischen Führungsqualitäten zu schärfen und die digitale Transformation ihres Unternehmens voranzutreiben.“
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