Lubuntu mit LXDE-Desktop: optimal für schwache Rechner

Die kleinste Variante der Ubuntu-Familie ist noch anspruchsloser als Xubuntu. Lubuntu ist mit seinem einfachen, aber funktionalen LXDE-Desktop ein Kandidat für betagte Rechner, kann aber Pragmatikern auch auf moderner Hardware genügen. [...]

Wie bei allen Ubuntu-Varianten fordert der Lubuntu-Kernel eine CPU mit PAE. Das ist aber auch schon die einzige Einschränkung. Lubuntu kommt auf allen Altrechnern zurecht, die wenigstens eine CPU der Sorte Pentium III oder AMD Athlon mitbringen. Beim Arbeitsspeicher genügen theoretisch schon 512 MB, da das System samt Desktop nur etwa 150 MB belegt. Die Oberfläche LXDE ist in doppelter Hinsicht ein pragmatischer Desktop: Er setzt erstens sichtlich auf schlanke und unverzichtbare Komponenten und kombiniert dafür zweitens unter der Haube eine Mixtur aus verschiedenen Bestandteilen. LXDE wird aktuell überarbeitet, um Kompatibilität mit modernen Programmiertoolkits herzustellen. Eventuell werden die folgenden Lubuntu-Versionen den LXDE-Nachfolger LXQT enthalten. Der längst geplante Umstieg verzögert sich seit mehreren Versionen, da Lubuntu mit LXQT den bisherigen LXDE-Fokus beibehalten muss: Das Motto „sehr klein, sehr schnell“ soll bleiben.
Lubuntu liegt wie alle Ubuntu-Varianten derzeit als aktuelle Version 17.04 (Support bis Januar 2018) und als LTS-Version 16.04.2 vor. Der Support für die LTS-Langzeitversion reicht im Unterschied zu anderen Ubuntus nur bis April 2019 (statt 2021).
EIN EXTRASCHLANKES UBUNTU
Die LXDE-Oberfläche bietet einen reduzierten Desktop mit Systemleiste inklusive Applets für Sound, Netzwerk und Uhrzeit sowie ein einfaches Startmenü. Alle anderen Desktopkomponenten und Programme leiht sich LXDE von anderen Desktopumgebungen, wobei Lubuntu schlanken Alternativen stets den Vortritt gibt: Window-Manager ist Openbox, zur Dateiverwaltung steht der einfache Pcmanfm bereit. Weitere mitgebrachte Anwendungsprogramme sind vom XFCE-und Gnome-Desktop übernommen, wobei es auch ganz beliebige Programme aus dem Ubuntu-Fundus zum Installieren gibt. Die Arbeitsumgebung ist flexibel genug, auch Qt-Anwendungen aus dem KDE-Umfeld zu beherbergen. Die nötigen Bibliotheken werden dazu bei der Ausführung solcher Programme automatisch nachgeladen. Dies klingt nach Stückwerk und Flickenteppich, aber Lubuntu bietet insgesamt einen konsistenten und ansehnlichen Desktop.
Das pure System inklusive LXDE-Desktop fordert nur 150 bis 250 MB. (c) IDG
Die Systemleiste (lxpanel) ist nach Rechtsklick mit grafischer Hilfe optisch wie inhaltlich gut anpassbar und beliebig zu positionieren („Leisteneinstellungen -> Geometrie“). Dabei gelingen Leistenanpassungen im Vergleich zu Xubuntu und Ubuntu Mate sogar einfacher, insbesondere bei vertikaler Anordnung. Für das Erscheinungsbild der Fenster und Schriftgrößen gibt es im Tool obconf („Einstellungen -> Openbox Konfiguration Manager“) diverse Themen und Optionen. Das Aufmacherbild zu diesem Artikel zeigt, dass Lubuntu nach einigen Anpassungen einen konservativen, aber durchaus attraktiven Desktop bieten kann.
Die Standardausstattung liefert ein stattliches Rundumpaket an Systemwerkzeugen. Unter anderem sind Terminal, Gparted, System Profiler, Taskmanager, Laufwerksverwaltung, Sy-naptic und das grafische Softwarecenter gnome-software an Bord. Bei der Anwendungssoftware bringt Lubuntu hingegen außer dem Browser Firefox nur das Nötigste mit. Die gewünschte Office-und Multimedia-Ausrüstung muss sich der Benutzer daher selbst nach Bedarf ergänzen. Auch der angestammte Dateimanager pcmanfm verdient eventuell eine Ergänzung durch Nautilus oder Nemo, da pcmanfm keine Netzlaufwerke mounten kann.
ANPASSUNGEN AM LXDE-DESKTOP
Im klassisch-einfachen Hauptmenü gibt es unter „Einstellungen“ die typischen Applets, um Sprachunterstützung, Energieverwaltung, Netzwerk, Bildschirm und Peripheriegeräte zu konfigurieren. Hier geht es bei bunt gemischten Tools aus LXDE selbst sowie XFCE und Gnome (gnome-language-selector, xfce4-power-manager-settings, lxrandr, lxinput, network-admin) optisch größtenteils etwas schlichter zu als bei großen Desktopdistributionen. Funktional erfüllen diese grafischen Werkzeuge aber Aufgaben völlig zufriedenstellend.
Für die Desktopkonfiguration sind im Wesentlichen die folgenden Anlaufstellen zuständig:
„Einstellungen -> Openbox Konfiguration Manager“ lädt das Tool obconf, das die Fensteroptik, die Fenstertitel, das Mausverhalten und die Anzahl der Arbeitsflächen vorgibt. Beachten Sie, dass sich moderne Gnome-oder KDE-Software nicht an diese Vorgaben der Fensterdekoration hält. Das gilt etwa auch für das standardmäßig installierte Softwarecenter (gnome-software). Solche Integrationsmängel nimmt Lubuntu pragmatisch in Kauf.
Lubuntu hübsch gemacht: LXDE muss nicht minimalistisch ausfallen. (c) IDG
„Einstellungen -> Erscheinungsbild anpassen“ startet das Tool lxappearance mit weiteren Feineinstellungen zu Fenster, Fensterrahmen, Icon-und Mauszeiger-Themen und Schriftgrößen.
„Einstellungen -> Desktop Einstellungen“ ist ein Job des Dateimanagers pcmanfm, der dazu mit dem Parameter „pcmanfm –desktop-pref“ aufgerufen wird. Hier ist es vorgesehen, ein Hintergrundbild für den Desktop festzulegen. Interessant ist auch die Registerkarte „Erweitert“ mit der Option, beim (Rechts-)Klick auf den Desktop das Anwendungsmenü des Openbox-Fenstermanagers anzuzeigen. Ist diese Option aktiviert, geht allerdings das normale Rechtsklickmenü am Desktop verloren. Die Entscheidung ist Ermessenssache und nur durch Ausprobieren zu klären.
Die ausbaufähige(n) Systemleisten können Sie durch Rechtsklick auf eine freie Stelle einer Leiste optisch und funktional konfigurieren. Unter „Geometrie“ ist jede vertikale und horizontale Anordnung, Größe und Ausdehnung einstellbar. Die Registerkarte „Erscheinungsbild“ bestimmt die Optik, die über „Durchgehende Farbe…“ auch transparent ausfallen darf.
Funktional entscheidend ist die Registerkarte „Leisten-Erweiterungen“. Hier können Sie mit „Add“ und „Remove“ Leistenapplets einfügen oder entfernen und die gewünschte Position festlegen („Up“, „Down“). Viele Applets sind in diesem Dialog nach dem Markieren außerdem individuell konfigurierbar.
Unbedingt notwendig ist das etwa bei der „Anwendungsstartleiste“, um die dort angehefteten Programmfavoriten individuell einzurichten. Die einzelnen Leistenelemente lassen sich allerdings auch jederzeit nach Rechtsklick auf das Element anpassen.
Der Desktop selbst ist über den Dateimanager pcmanfm ein normaler Ordner und kann als Datei-und Ordnerablage genutzt werden. LXDE fördert dies, indem es beim Rechtsklick auf einen Eintrag im Hauptmenü die Option „Der Arbeitsfläche hinzufügen“ anbietet.
*Hermann Apfelböck gehört zur Kernmannschaft im Redaktionsbüro MucTec


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