Mikrotrends in der Jobwelt: Klein, aber oho!

Das Zukunftsinstitut hat seine 2010 erstmalig veröffentlichte Studie über Mikrotrends dieses Jahr aktualisiert und neu aufgelegt. [...]

In der Studie werden 52 Trends beschrieben, die künftige Marktentwicklungen prägen sollen. Mikrotrends werden als die kleinen Kräfte hinter den großen Veränderungen von morgen identifiziert und können sozusagen als Seismografen der Jetzt-Zeit verstanden werden, so die Einleitung des Zukunftsinstituts. Sie sind oft nur von geringer Dauer, manche halten nur ein paar Monate.
Die Studie wird in sieben Kategorien (Lifestyle, Marketing, Food, Märkte, Konsum, New-Work und Gesellschaft) eingeteilt. Best-Practice-Beispiele verdeutlichen die Markt- und Branchenzugehörigkeit des Trends. Eine Prognose zeigt auf, wie er sich nach Einschätzung der Experten entwickeln wird. Abgerundet wird die Studie durch die Einstufung der Entwicklungen hinsichtlich der Branchenrelevanz.

JOB-JACKPOTTING & CO.

Zum Thema neues Arbeiten definiert das Zukunftsinstitut fünf Mikrotrends. „Job-Jackpotting“ werden etwa neue Methoden der Stellensuche über Kreativwettbewerbe genannt, bei denen mögliche Mitarbeiter völlig ohne Lebenslauf, Foto und Abschlusszeugnis ihr Potenzial unter Beweis stellen. Als Beispiel wird eine Marketing-Kampagne angeführt, die auch Hacker auf den Plan rief. Sie versuchten, die Online-Kampagne zu manipulieren – erfolglos. Die zuständige Agentur platzierte jedoch im Quellcode eine Stellenanzeige.
Der Mikrotrend „Crowdworking“ beginnt im Gegensatz zu Crowdsourcing und Crowdfunding erst langsam, sich durchzusetzen. IBM ist beispielsweise der erste Konzern, der im großen Stil auf Schwarmstrukturen bei der Arbeitsorganisation setzt. Das bei Gewerkschaften umstrittene „Programm Liquid“ sieht vor, dass man die Programmiertätigkeiten künftig nicht mehr rund um Geschäftsbereiche, Abteilungen und feste Teams organisiert, sondern Projekte zunächst als sogenannte „Liquid Events“ ausschreibt. Die „Liquid Player“ – sowohl externe Fachleute als auch interne Mitarbeiter mit freien Ressourcen – antworten mit Umsetzungsvorschlägen, aus denen IBM die vielversprechendsten auswählt und beauftragt.
Der dritte Mikrotrend zum Thema Arbeit heißt „Postmail“: Während in einigen Unternehmen das Fax noch „State of the Art“ ist, beginnen andere bereits die E-Mail hinter sich zu lassen. Besonders die junge Generation sieht E-Mail als antiquiertes, langsames und umständliches Kommunikationsmittel, das zunehmend durch soziale Intranets, Wikis und Chats ersetzt wird. Beispiel hierfür ist VW, wo E-Mails von und an Führungskräfte inzwischen nur noch in der Kernarbeitszeit an die Blackberrys weitergeleitet werden.
Die beiden letzten Trends tragen dem Hype der Work-Life-Balance Rechnung: „Management by Besinnung“ bringt die spirituelle Sinnsuche in die Führungs-etagen und etabliert eine neue Weltanschauung, in der sich Spiritualität in der Business-Welt verankert. Als Best Practice wird in der Studie beispielsweise die Lauder Business School in Wien angeführt, die neben dem regulären Bachelor- und Master-Studium auch ein „Jewish Leadership Program“ anbietet, in dem jungen Führungskräften aus aller Welt ein am jüdischen Kulturgut ausgerichtetes Seminarprogramm vermittelt wird.
Der letzte Mikrotrend im Rahmen der neuen Arbeitswelt, „Lunch-Intermezzi“, trägt dem Umstand Rechnung, dass sich die körperliche Tätigkeit eines heutigen Wissensarbeiters auf Tastaturanschläge beschränkt. Statt sich in der Mittagspause einem deftigen Essen hinzugeben, nutzen darum immer mehr Arbeitnehmer die Gelegenheit, sich nach einem leichten Snack um ihre Work-Life-Balance zu kümmern. Inzwischen bieten beispielsweise viele Fitness-Studios ein rund 20-minütiges Training für die aktive Pausengestaltung an oder führen es mobil direkt auf dem Firmengelände durch. (mi/rnf)

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