Mitarbeiter als entscheidender Schlüssel für den Wandel

Nie zuvor standen Software-Unternehmen vor so zahlreichen Herausforderungen wie heute - sei es die Themen Globalisierung, Digitalisierung oder der Einzug disruptiver Technologien. Nur mit einem funktionierenden und durchdachten Change-Management kann dieser Wandel gelingen und das eigene Geschäftsmodell fit für die Zukunft gemacht werden. [...]

Durch die frühzeitige Einbindung ihrer Mitarbeiter in den Anpassungsprozess ihrer Geschäftsmodelle kann der Spagat zwischen Heute und Morgen gelingen. (c) pixabay
Durch die frühzeitige Einbindung ihrer Mitarbeiter in den Anpassungsprozess ihrer Geschäftsmodelle kann der Spagat zwischen Heute und Morgen gelingen. (c) pixabay

Was agilen Startups vermeintlich leicht gelingt, stellt klassische Software-Anbieter, insbesondere im Mittelstand, vor eine immense Herausforderung: die Anpassung ihrer Geschäftsmodelle und Organisationsstruktur an neue Anforderungen und Kundenwünsche. Doch Veränderung, sprich Erneuerung, ist leicht gesagt. Falsch angepackt, kann es existenzbedrohend sein und wird nicht selten vom Business Beschleuniger zur Bremse.

Denn auf dem Weg vom On-Premises zum Cloud Anbieter sind alle Unternehmensbereiche betroffen – vom Marketing, über Vertrieb bis hin zu Buchhaltung und Services. Doch wie müssen sich Unternehmen verändern, um Mitarbeiter und Kunden mit auf die Reise in die Zukunft zu nehmen? Und wie gelingt der Spagat zwischen Heute und Morgen?

Die Antwort lautet: indem Sie Ihre Mitarbeiter frühzeitig einbinden! Im Kampf der Märkte und Unternehmen sind sie das höchste Gut – gern auch Human Capital genannt. Dieses Kapital gilt es in die anstehenden Veränderungen aktiv mit einzubinden, Ängste ernst zu nehmen und vorausschauend auf die neuen Themen vorzubereiten.

Allzu gern wird das vom Management als gegeben vorausgesetzt. Doch das Ausbrechen aus lang gelebten Prozessen und Denkmustern braucht Zeit und auch die Bereitschaft aus Fehlern zu lernen. Das Management sollte daher mit gutem Beispiel vorangehen. Leidenschaft für Veränderung und Themen wie Transparenz und Kommunikation gewinnen daher an Bedeutung. Denn gerade im digitalen Zeitalter muss eine Führungskraft offen kommunizieren, offen Feedback geben und auch selbst offen für Kritik sein.

DER WEG IN DIE CLOUD

Wer also im Cloud-Markt eine Rolle spielen möchte, muss die bestehenden Mitarbeiter mitnehmen, die Organisationsstruktur an die Bedürfnisse des Cloud Betriebs anpassen und um neue Einheiten erweitern. Hier nun ein paar Tipps dazu:

1. Definieren Sie ein strategisches Ziel im Cloud Markt

Wer nicht weiß, wohin die Reise geht, wird sie schwerlich antreten. Gefragt ist daher eine vom Management definierte Strategie, welche die Notwendigkeit zum Wandel klar belegt. Dazu gehören Aussagen zum Markt, den anvisierten Kunden, den Zeitraum und auch mögliche Wachstumsziele. Sätze wie „Wir möchten führender Anbieter im SaaS-Markt werden“, reichen nicht aus. Konkretisieren Sie Ihr Vorhaben und geben Sie den Mitarbeiter die Chance, sich damit zu identifizieren.

2. Einer für alle, alle für einen

Veränderung darf nicht als „Hobby“ einzelner verstanden werden, sondern als grundlegende Voraussetzung für den zukünftigen Erfolg. Der Weg ist also genauso wichtig wie das Ziel! Dazu gehört eine klare Kommunikation der Geschäftsführung, die dazu beiträgt, Mitarbeiter einzubinden und aufzuzeigen, wo sie ihren Teil zum Erfolg beitragen können. So agil wie der Cloud Markt ist, sollten Sie auch Ihre Kommunikationsprozesse aufsetzen. Beispiele dafür sind interne Newsletter, die über den Fortschritt berichten, regelmäßige Mitarbeiter Updates oder auch die Möglichkeit, eigene Ideen über Collaboration Systeme einzubringen.

3. Definieren Sie sinnvolle Projektschritte

Oftmals erscheint der Weg in die Cloud als zu komplex, zu teuer oder zu langwierig. Daher gilt: Erlauben Sie sich den ersten Schritt zu machen! Setzen Sie sich keine zu ambitionierten Ziele, welche für Frust oder Überlastung sorgen. Je nach Vorhaben und Unternehmensgröße ist ein Zeitraum von 6 – 12 Monaten für die Realisierung erster Erfolge sinnhaft. Definieren Sie gemeinsam mit den Know-how-Trägern, welche Abteilung, welchen Beitrag zum Cloud go-to-market leisten kann und legen Sie basierend darauf, die Meilensteine fest. Indem die Verantwortlichen der jeweiligen Abteilungen mitwirken und den resultierenden Projektplan kommunizieren, sorgen Sie für eine umfassende Transparenz und Akzeptanz im Unternehmen.

4. Verantwortung übergeben

Lassen Sie los. Denn nur, wenn Sie Verantwortung übertragen, identifizieren sich die Mitarbeiter mit den übertragenden Aufgaben. Das heißt, Freiräume erlauben und Fehler zulassen. Die Führungskraft tritt quasi in den Hintergrund und agiert als Coach. Hier helfen auch interne Meinungsbildner, neudeutsch Evangelisten, weiter. Als Bestandteil der „Cloud Task Force“ können Sie für die neue Strategie begeistern und auch in Richtung Kunden und Partnern eine wichtige Rolle einnehmen. Sie sorgen somit nicht nur für Akzeptanz, sondern erlauben über internes und externes Feedback auch notwendige Kurskorrekturen!

Wichtig: Nicht jeder ist bereit, sich zu ändern und sieht die Cloud als zukunftstragendes Geschäftsmodell. Bis zu einem gewissen Grad sind solche Vorbehalte sicher zu akzeptieren. Haben Sie jedoch den Eindruck, dass der Projektfortschritt gebremst oder negativ beeinflusst wird: Gehen sie diese Herausforderung aktiv an, warten Sie nicht zu lange.

5. Schauen Sie über den Tellerrand

Sie sind die Experten in Ihrem Markt. Sie sind die Experten für Ihr Produkt. Doch sind Sie auch die Experten für den Zukunftsmarkt Cloud? Nicht selten lautet die Antwort: Nein. Daher nutzen Sie die Chance und lernen Sie und Ihre Mitarbeiter von anderen. Das hilft nicht nur, bekannte Fehler zu vermeiden, sondern erlaubt es Ihnen auch von Best Practice Wissen zu profitieren und in Ihre eigene Planung einzubinden.

Gerade im Umfeld des Cloud Markeintritts sind mittlerweile vielfältige Erfahrungen verfügbar, die Ihnen und Ihren Mitarbeitern helfen. Das können Partner, aber auch Kunden sein, die oft genug vor den gleichen Herausforderungen stehen. Nutzen Sie auch die Gelegenheit mit Analysten zu sprechen, die auf umfangreiches Expertenwissen aus verschiedenen Kundenprojekten zurückgreifen können und Know-how über den Reifegrad der verschiedenen Cloud Technologien besitzen. In größeren Organisationen kann es sinnvoll sein, ein eigenes Innovation Center oder Think Tank zu gründen, um im Kleinen das zu „probieren“, was im Großen funktionieren soll.

6. Kontrollsystem
Wie oben beschrieben, sind klar definierte Meilensteine nicht nur für die Zielerreichung, sondern auch für Ihre Mitarbeiter ein wichtiger Aspekt. Ähnlich der Scrum Methodik sollten Sie hier eine agile Vorgehensweise mit kleinen Projektschritten und regelmäßiger Erfolgskontrolle leben. Somit können die im vorangegangenen Projektschritt gewonnen Erfahrungen unmittelbar in die nächste Phase einfließen.

So erzielen Sie einen regen Austausch auf allen involvierten Ebenen. Auch sollten Sie beachten, dass die Erfolgsfaktoren (KPIs) sich vom klassischen Softwaregeschäft unterscheiden. Je nach Geschäftsmodell spielen jetzt Faktoren wie wiederkehrende Einnahmen, Anzahl der Mandanten und Auslastungsgrad der Cloud Infrastruktur zusätzlich eine Rolle.

AUSWIRKUNGEN AUF IHR UNTERNEHMEN

Mit dem Weg in die Cloud ändern sich grundlegende Geschäftsabläufe auf allen Ebenen. Beispiele dafür sind:

• Statt dem Verkauf von Softwarelizenzen auf jährlicher Basis inklusive Wartung, sprechen wir jetzt über Miet- bzw. Subscription-Modelle mit monatlicher Zahlung auf Verbrauchsbasis. Sie müssen demzufolge Anpassungen an Ihrem Lizenz- und Preismodell vornehmen, um auf die geänderten Kundenwünsche zu reagieren.

• Ihre Produktplanung unterliegt einer neuen Dynamik. Haben bisher ein bis zwei Releases pro Jahr genügt, erwarten Kunden im Cloud Umfeld eine höhere Dynamik. Mehr Releases in kürzeren Abständen sind die Regel. Weg von großen Software Releases hin zu kleineren Feature Packs, die Ihre Kunden fortlaufend mit neuen Funktionalitäten versorgen.

• Ihr Service, der bisher Installationen vor Ort durchgeführt hat, realisiert dies nun remote und übernimmt ggf. zusätzliche Support-Funktionen.

• Ihre Produkte, sollten Sie bisher hochindividuell sein, verlangen nun nach einem höheren Standardisierungsgrad. Nur dadurch erreichen Sie eine ausreichend große Zahl an Cloud Kunden und können den Wartungsaufwand beherrschbar halten.

• Im Finanzbereich ändert sich der Cash-Flow, aufgrund der oben beschriebenen Kaufmodelle. Dies muss bei der Planung der Liquidität berücksichtigt werden.

• Ihre Kunden treffen Sie verstärkt online. Dadurch verändern sich Marketing und Sales. Digitale Marktplätze rücken in den Fokus, bringen aber gleichzeitig die Herausforderung mit sich, Ihre Produkte erlebbar zu machen.

VIELFÄLTIGE HERAUSFORDERUNGEN MEISTERN

Die Herausforderungen auf dem Weg vom On-Premises zum Cloud Anbieter sind vielfältig – sei es technisch, organisatorisch, personell oder finanziell. Nur, wenn Sie alle Aspekte in Einklang bekommen, haben Sie eine reale Chance auf Erfolg im Cloud Markt. Dazu gehört es auch, einen „langen Atem“ zu haben. Denn ein nachhaltiger Erfolg stellt sich erst schrittweise ein, da Sie nicht nur Ihre eigene Organisation mitnehmen müssen, sondern auch Ihre Kunden und Partner.

*Constanze Zarth ist Expertin für Change-Management


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