Multi-Cloud-Umgebungen fordern den CIO heraus

Geplant oder ungeplant: Multi-Cloud-Szenarien breiten sich in vielen Unternehmen aus. CIOs müssen darauf reagieren, denn eine Best-of-Breed-Strategie für Cloud-Services bringt nicht nur Vorteile. [...]


Der Cloud-Computing-Hype flaut auch im Zeitalter der Digitalen Transformation nicht ab und lässt immer neue Buzzwords entstehen. Nach IaaS, PaaS und SaaS, Private, Public und Hybrid Cloud sprechen die Protagonisten nun gerne von der Multi-Cloud. Die Idee klingt verlockend: Eine Multi-Cloud-Strategie ermögliche es Unternehmen, sich aus der Vielzahl der Cloud-Dienste unterschiedlicher Anbieter jeweils diejenigen herauszupicken, die am besten zu ihren Anforderungen passen. Dahinter steckt ein klassischer Best-of-Breed-Ansatz, wie er nicht nur in der IT-Branche immer wieder kontrovers diskutiert wird.
Glaubt man einschlägigen Prognosen, werden Multi-Clouds in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle bei der Transformation der Unternehmens-IT spielen. In einer IDC-Umfrage aus dem vergangenen Jahr etwa gaben 86 Prozent der US-amerikanischen Unternehmen an, sie benötigten einen Multi-Cloud-Ansatz, um ihre IT-Anforderungen innerhalb der nächsten zwei Jahr abdecken zu können. Auch hierzulande scheint das Thema Fahrt aufzunehmen. Fast 69 Prozent der mittelständischen deutschen Unternehmen werden in absehbarer Zeit hybride und Multi-Cloud-Architekturen nutzen, erwartet René Büst vom Analystenhaus Crisp Research: „Multi-Cloud-Architekturen sind die Realität.“
Multi-Cloud-Umgebungen werden eine zentrale Rolle bei der Transformation der Unternehmens-IT spielen, prognostizieren Analysten. Multi-Cloud-Umgebungen werden eine zentrale Rolle bei der Transformation der Unternehmens-IT spielen, prognostizieren Analysten. (c) cio.de
MULTI-CLOUD-VORTEILE: FLEXIBILITÄT, VERFÜGBARKEIT, PERFORMANCE
Die potenziellen Vorzüge einer Multi-Cloud sind vielfältig. Neben dem augenfälligen Argument, nur die jeweils beste oder auch günstigste Lösung für eine bestimmte Aufgabe zu nutzen, gibt es beispielsweise auch handfeste Vorteile in Sachen Disaster Recovery: Fällt das Data Center eines Public-Cloud-Anbieters aus, könnten Kunden theoretisch einfach zu einem anderen Provider wechseln. Selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass ein Cloud-Anbieter überhaupt nicht mehr erreichbar ist, könnte der Geschäftsbetrieb des Kunden mehr oder weniger nahtlos weiterlaufen.
Das Thema Risikomanagement spielt auch in anderer Hinsicht eine wichtige Rolle. Wer nur auf einen einzigen Cloud-Provider setzt, macht sich tendenziell abhängig. Der berüchtigte „Vendor Lock-in“ droht auch und gerade im Cloud-Zeitalter. Zu einer ganzheitlichen Cloud-Strategie gehöre es deshalb, „mehr als einen Anbieter zu berücksichtigen“, rät Cloud-Experte Büst. „So lässt sich das Ausfallsrisiko minimieren, darüber hinaus hält man sich Optionen für einen Wechsel offen.“
Auch aus Performance-Gründen kann der Standort des Cloud-Rechenzentrums eine Rolle spielen. Je näher es lokalisiert ist, desto geringer fallen die Latenzzeiten aus – für Anwendungen mit besonders hohen Leistungsanforderungen kann das ein entscheidender Faktor sein. Ähnliches gilt für das Speichern und Verarbeiten sensibler Daten. In einem Multi-Cloud-Szenario könnten Unternehmen diese einem lokalen Provider anvertrauen, der die Einhaltung von Compliance-Anforderungen garantiert.
Den vielleicht entscheidenden Grund für Multi-Clouds erläutert Paul Miller, Analyst bei Forrester Research. IT-Entscheider, Fachabteilungen und das Topmanagement formulierten im Zuge der digitalen Transformationen immer mehr und teilweise widersprüchliche Anforderungen an die IT. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein einzelner Cloud-Provider all diese Bedürfnisse befriedigen könne, tendiere gegen Null.


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