Wien, Wien nur du allein? Was die IKT-Branche betrifft ist das schon lange nicht mehr der Fall – so es denn überhaupt jemals so war. Auch abseits der Bundeshauptstadt werden Innovationen entwickelt. Oberösterreich beispielweise ist mit dem Softwarepark Hagenberg, dem neuen IT-Cluster Oberösterreich und Ausbildungsstätten wie der Johannes Kepler Universität in Linz oder der FH Oberösterreich gut aufgestellt, was Welterfolge "Made in OÖ", wie beispielsweis Runtastic, erst möglich gemacht hat. Im Folgenden haben wir wichtige Akteure der oberösterreichischen IKT-Szene um ihren "Status quo" gebeten. [...]
Andreas Schlecht, Sales Director Hitachi Data Systems Österreich
Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Einerseits ist der Standort ideal, da Oberösterreich viele TOP-Unternehmen beheimatet und von der geographischen Anbindung zentral liegt. Man kommt rasch nach Wien, Graz, Salzburg, München sowie nach Tschechien. Kurze Wege ermöglichen eine effiziente Arbeitsweise. Andererseits wird viel Wert auf die Ausbildung in den IKT Zentren gelegt. Die JKU und die FH Hagenberg bilden Fachleute in höchster Qualität aus, mit dem Ziel, das Know-how in der Region zu nutzen.
Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen (politisch, wirtschaftlich, sozial…) in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?
Aufgrund der Unternehmensdichte sind die Rahmenbedingungen für uns in Oberösterreich sehr gut. Die Ausbildung ist hervorragend und bringt viele kreative und motivierte Köpfe hervor. Neben Wien ist Oberösterreich einer der wichtigsten Märkte für uns in Österreich.
Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten 12 Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Wir sind zufrieden. Unsere Verkaufszahlen stimmen, unsere Kunden geben uns positives Feedback und wir haben neue Partner gefunden. Diese positive Entwicklung und die zu erwartenden technologischen Neuerungen versprechen uns ein tolles Geschäftsjahr 2014. Eine ganz wesentliche Stärke von uns ist die ausgeprägte Servicephilosophie – ein sehr wichtiger Erfolgsfaktor. Wir stehen unseren Kunden jederzeit zur Seite.
Bitte beschreiben Sie ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten (z.B. Produktentwicklung, Projekte, Kundengewinnung…).
Um den täglichen Herausforderungen entsprechend begegnen zu können, gilt es oft, bestehende Geschäftsmodelle zu überdenken und an die aktuellen Zeiten anzupassen. Wir sehen auf Kundenseite immer mehr den Bedarf für sogenannte Converged Infrastructures – Einheiten aus Server, Storage und Netzwerk mit zugehöriger Software. Die Nachfrage nach Lösungen rund um das Management unstrukturierter Daten ist ungebrochen. Zudem rücken die Applikationen in den Vordergrund. Mit Blick auf die eigentlichen Speichermedien erwarten wir im Enterprise-Flash-Umfeld eine Steigerung. Die Nutzung der Informationen aus Objektsspeichern – Stichwort Big Data – wird auch weiterhin an Fahrt aufnehmen.
Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?
In Oberösterreich ist die Ausbildung an der FH Hagenberg von höchster Qualität. Wir selbst beschäftigen zwei Studienabgänger von der FH Hagenberg. Sie ergänzen unser Unternehmen hervorragend mit Ihrem IT-Know-how.
Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Glücklicherweise sind wir nicht mit dem Problem konfrontiert. Weiterbildung innerhalb des Unternehmens ist für uns ein wichtiger Faktor und gewährleistet stets ein top-ausgebildetes Team.
Christian Kudler, ITS Sales Leader Austria und Geschäftsstellenleiter Oberösterreich IBM Österreich
Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
In Oberösterreich besonders hervorzuheben ist die enge Verknüpfung von Forschung, Lehre und Wirtschaft im Informatik-Umfeld. Bestes Beispiel dafür ist der JKU Softwarepark Hagenberg mit seinen vielen, teils global bekannten Startups. Die geglückte Zusammenarbeit von Forschungs- und Bildungsinstitutionen mit Unternehmen entspricht voll und ganz der Vision von IBM, weshalb wir auch das 2012 eröffnete Cloud-Computing-Zentrum im Softwarepark mit der nötigen Technologie ausgestattet haben.
Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen (politisch, wirtschaftlich, sozial…) in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?
Nicht zuletzt durch die Gründung des IT-Cluster OÖ wurden die Rahmenbedingungen für IT-Innovationen, die auch in unternehmerischen Erfolg umgewandelt werden können, wesentlich verbessert. Wichtig ist, dass mit den besonders zu forcierenden Themen wie Security, Cloud Computing, Big Data und Digital Business nicht nur IT-Anbieter und IT-Dienstleister, sondern verstärkt IT-Anwender aller Branchen angesprochen werden.
Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten 12 Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Unser Geschäft in Oberösterreich hat sich sehr gut entwickelt, vor allem auch dank der Mittelstands-Cloud, die auch mittelständischen Unternehmen den Zugriff auf modernste Technologien aus der Cloud ermöglicht.
Bitte beschreiben Sie ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten (z.B. Produktentwicklung, Projekte, Kundengewinnung…).
Ein schönes Beispiel für ein besonders erfolgreiches Projekt der letzten Monate war die strategische Beratung eines oberösterreichischen Mittelstandsunternehmens mit Konzernstruktur zur gezielten Ausrichtung des IT-Einsatzes auf die Geschäftsnotwendigkeiten. Die IT wurde zum Unterscheidungsmerkmal des Unternehmens am Markt und wirkt sich seitdem äußerst positiv auf den Geschäftserfolg aus.
Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?
Die Ausbildungsqualität der Universität Linz, der oberösterreichischen Fachhochschulen aber auch der HTLs ist in den informatikbezogenen Themenfeldern ausgezeichnet, was auch durch internationale Forschungs- und Entwicklungskooperationen untermauert wird.
Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Gute Informatiker, die auch betriebswirtschaftliches Verständnis haben, sind nicht immer einfach zu finden, wobei prinzipiell jedes Unternehmen permanent mit der Frage nach den „richtigen“ MitarbeiterInnen beschäftigt ist. Die IBM hat – natürlich auch dank ihrer Größe – ein Ausbildungssystem, das immer mit den geänderten Marktbedingungen synchronisiert ist.
Markus Roth, Obmann der WKÖ-Fachgruppe Unternehmensberatung und Informationstechnologie Oberösterreich
Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Oberösterreich hat die beste Mischung an IT-Unternehmen. Einerseits gibt’s mittelständische und größere IT-Unternehmen wie sie ansonsten nur in Wien zu finden sind, andererseits gibt es eine sehr rege Startup-Community. In Kombination mit den ausgezeichneten Ausbildungsprogrammen – va. Uni und FHs – und den Industrieunternehmen als große Abnehmer ist hier ein Ökosystem vorhanden, wie es sonst nirgends in Österreich zu finden ist.
Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen (politisch, wirtschaftlich, sozial…) in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?
Grundsätzlich sehr zufrieden. Wirtschaftlich ist OÖ aufgrund seiner vielen großen und kleinen Unternehmen optimal für IT-Unternehmen. Den größten Nachholbedarf haben wir bei der Finanzierung von rasch wachsenden Startups. Im Vergleich zu manchen deutschen Regionen und auch im Vergleich zu Wien sind die Möglichkeiten, eine Idee zu einem großen IT Unternehmen zu machen momentan in Oberösterreich beschränkt. Erfolgreiche Startups haben deshalb oftmals z.B. Wiener Business Angels an Bord anstatt auf Landsleute zugreifen zu können. Gerade hier müssen dringend Maßnahmen geschaffen werden, dass junge IT-Unternehmer auf privates Kapital zugreifen können.
Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?
Sehr zufrieden – sowohl das Informatikstudium an der JKU als auch die Ausbildung an den Fachhochschulen suchen seinesgleichen. Ich bin sehr froh, dass wir so gute Ausbildungsstätten haben auch wenn ich mir wünschen würde, dass sich mehr Personen für eine IT Ausbildung interessieren würden.
Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Sehr – es herrscht ein permanenter Mangel und auf eine Jobausschreibung kommen nur sehr wenige bis keine Antworten – vor allem wenn man ein Büro im ländlichen Raum hat. Mittlerweile ist es auch schon ganz normal, Studenten direkt von der Fachhochschule und Universität abzuwerben. Einige Unternehmen nutzen z.B. die Chance als Lektor vorzutragen um direkten Kontakt zu den Studenten zu bekommen.
Jürgen Kolb, Geschäftsführer Antares NetlogiX
Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
In Oberösterreich sind vor allem die Offenheit, die Forschungsfreude und der hohe Innovationsgrad bemerkenswert. Die Initiative geht hier mit Sicherheit von der öffentlichen Hand aus, die auf Effizienz und Effektivität hohen Wert legt.
Viele oberösterreichische Betriebe zeigen bereits eine sehr fortschrittliche Einstellung zum Thema IT, wohingegen in anderen Betrieben schon fast eine IT-Feindlichkeit festzustellen ist. Zwischendrin gibt es recht wenig, dieses Phänomen ist jedoch österreichweit festzustellen.
Selbstverständlich gibt es in vielerlei Hinsicht Optimierungsmöglichkeiten. Die Förderung vieler IT-Projekte scheitert leider oft an bürokratischen Hürden.
Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen – politisch, wirtschaftlich, sozial – in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?
Als KMU haben wir uns im Umfeld der Wirtschaft einen guten Namen erarbeitet. Der Wettbewerb, mit den großen Anbietern mitzuhalten, ist immer wieder spannend. Im öffentlichen Bereich würden wir uns eine bessere Kooperation der Gebietskörperschaften wünschen. Weniger Experimente und eine Standardisierung wie zum Beispiel die Vervielfachung von Erfolgsgeschichten nach dem Best-Practice- Modell könnten Steuergelder sparen. Eine große Hemmschwelle für KMUs in allen Branchen sind öffentliche Ausschreibungen. Die Komplexität und der hohe administrative Aufwand sind kaum handelbar. Es wäre wünschenswert, wenn sich öffentliche Stellen auf eine Strategie, sprich gewisse Produkte/Hersteller einigen, um dann gemeinsam eine große Anzahl an Lizenzen einzukaufen. Dadurch würden sich massive Einsparungen ergeben.
Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten zwölf Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Es ist eine Beruhigung nach der Finanzkrise festzustellen. Durch die Ereignisse in den Medien, von der Abhörwelle der NSA bis zu Hackerangriffen auf bekannte Firmen, ist die Awareness für IT-Sicherheit gestiegen. Wir bemerken eine vermehrte Nachfrage zum Thema E-Mail-Verschlüsselung, Network Access Control und Verschlüsselung mobiler Geräte, wobei hier der Trend vor allem zu Managed Security Services geht. Die Übertragung verschiedenster Sicherheitsaufgaben, wie das Management von Firewalls oder auch Compliance-, Audit- und 24×7-Supportaufgaben, an einen vertrauenswürdigen IT-Dienstleister sparen Zeit und Geld.
Ein kontinuierliches Wachstum wird stets angepeilt, wenngleich die Steigerungsraten vor der Finanzkrise kaum mehr zu erreichen sind.
Bitte beschreiben Sie ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten wie zum Beispiel Produktentwicklung, Projekte und Kundengewinnung.
Mit unserer Softwaresparte – iQSol Gmbh – haben wir im letzten Jahr eine Weltpremiere gefeiert und ein Management-Tool auf den Markt gebracht, welches voll eingeschlagen hat. PowerApp ist das einzige Werkeug, das im Krisenfall – wie zum Beispiel einem Blackout – operative Unterstützung gibt, die Daten zu retten und zu migrieren. Wir konnten Hewlett Packard Österreich als Partner gewinnen, die dieses Werkzeug zu Recht in jedem Data Center als Notwendigkeit ansehen. PowerApp kann Server, auch virtuelle Applikationen und USV-Appliances, verwalten und bildet die Logik für einen Shutdown und den Startup im Notfall ab – auf Knopfdruck sozusagen.
Mit der LogApp wird eine österreichische Log-Managementlösung angeboten, die bereits im Finanzsektor und im Hochsicherheitsbereich von Energieversorgern eingesetzt wird. Compliance, Forensik sind genauso abgedeckt wie wichtige Aspekte des File-Integrity-Monitoring und eine Honeypot-Integration – übrigens als erster SIEM-Anbieter weltweit. Unsere Lösung ist auf den mittelständischen Markt ausgerichtet und zielt auf ein faires Preis-Leistungsverhältnis ab und beinhaltet ein einzigartiges Managed Security Service.
Unser Alarm-Messaging-Server, der bereits seit über zehn Jahren am Markt ist, wird gerade jetzt verstärkt nachgefragt – bis in die USA und Deutschland, wo wir gerade einen renommierten Distributor als Partner gewinnen konnten.
Antares NetlogiX konnte außerdem einige sehr wichtige Vertragsverlängerungen mit dem Bankensektor erreichen und den Umsatz auf über vier Millionen Euro ausweiten. Wir wachsen stetig und freuen uns über jeden neuen Kunden.
Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?
Wir haben sehr gute und langjährige Erfahrungen mit Absolventen und Absolventinnen der Fachhochschule Hagenberg. Es gibt eine enge Zusammenarbeit bei Praktika und Diplomarbeiten, und die Qualität der Ausbildung entspricht unseren Anforderungen.
Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Antares NetlogiX legt großen Wert auf die permanente Aus- und Weiterbildung vom Lehrling bis zum Universitätsabsolventen. Die Fluktuation unserer Mitarbeiter ist erfreulicherweise sehr gering. Unser Bedarf an neuen Mitarbeiter ist überschaubar und leicht handelbar. Der Personalmarkt auf dem IT-Sektor ist sehr dynamisch, vor allem zum Schulschluss bekommen wir immer wieder zahlreiche Bewerbungen von gut ausgebildeten Fachkräften. Dennoch ist der IT-Mark sehr eng und stark umkämpft. Vor allem im Vertriebsbereich besteht ein akuter Mangel.
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