Oberösterreich: Status quo der IT-Branche

Wien, Wien nur du allein? Was die IKT-Branche betrifft ist das schon lange nicht mehr der Fall – so es denn überhaupt jemals so war. Auch abseits der Bundeshauptstadt werden Innovationen entwickelt. Oberösterreich beispielweise ist mit dem Softwarepark Hagenberg, dem neuen IT-Cluster Oberösterreich und Ausbildungsstätten wie der Johannes Kepler Universität in Linz oder der FH Oberösterreich gut aufgestellt, was Welterfolge "Made in OÖ", wie beispielsweis Runtastic, erst möglich gemacht hat. Im Folgenden haben wir wichtige Akteure der oberösterreichischen IKT-Szene um ihren "Status quo" gebeten. [...]

Manuel Gusterer, Gesellschafter Avocodo

Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Oberösterreich bietet als erfolgreicher Wirtschaftsstandort generell eine hervorragende Umgebung für Kooperationen zwischen verschiedensten Unternehmen. Vor allem als IKT-Experten und Dienstleister profitieren wir aber von der Vielzahl an potenziellen Kunden direkt vor unserer Haustür. Diese wiederum freuen sich über unsere regionale Präsenz. In Zusammenarbeit mit den universitären Einrichtungen lassen sich auf diese Weise exzellente Rahmenbedingungen für Mehrleistung und Innovation schaffen.

Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen (politisch, wirtschaftlich, sozial…) in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?

Eine signifikante steuerliche Entlastung für die KMU ist längst überfällig. Als Rückgrat der heimischen Wirtschaft sollte den mittelständischen Unternehmen seitens der Regierung endlich jene Bedeutung beigemessen werden, die ihnen aufgrund der geleisteten Beiträge zusteht. Dabei geht es ganz klar um eine Senkung der Lohnnebenkosten, eine Vereinfachung der Finanzverwaltung und um eine messbare und konkrete finanzielle Unterstützung bei der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften.
Österreich ist kein Billiglohnland, es wird daher gerade bei heimischen Unternehmen ein enorm hohes Maß an Qualität vorausgesetzt. Eine solche Qualität zu sichern, kommt den Unternehmen entsprechend teuer. Hier wären insbesondere auch die Landesregierungen gefragt, regionalpolitisch entsprechende Akzente zu setzen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten zwölf Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Natürlich spüren wir den verzögerten Aufschwung der gesamten Euro-Zone, so wie unsere Kunden und Partner auch. Wir erleben aber mit der dadurch bedingten Notwendigkeit, immer wieder neue Ideen zu entwickeln, auch einen Motivationsschub. Wir erschließen durch unsere Investitionen neue Geschäftsfelder, fokussieren uns bei Bedarf entsprechend und stärken damit unseren „Fußabdruck“ am Markt.

Bitte beschreiben Sie ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten (z.B. Produktentwicklung, Projekte, Kundengewinnung…).

WebDynamite und BalticMinds sind 2014 zur Avocodo GmbH verschmolzen. Der seit nunmehr fast 15 Jahren bewährte Firmensitz der WebDynamite in Linz wird seither durch eine Zweigstelle in Wien sowie mehrere Standorte in Osteuropa ergänzt. Dadurch können wir unseren Kunden noch mehr Expertise zu guten Konditionen anbieten. Besonders stolz sind wir auf die Umsetzung einer Komplettlösung für Mobile Banking, die derzeit sowohl auf Smartphones als auch auf Tablets europaweit ausgerollt wird.

Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?

Der rein theoretisch-technische Wissensstand der Absolventen/innen ist grundsätzlich in Ordnung. Raum zur Verbesserung gibt es aber in der Vermittlung von praktischen Fertigkeiten, die vor allem in der Software-Entwicklung täglich gefragt sind. Verpflichtende Praxissemester, wie an der FH vorgesehen, können zwar helfen, ersetzen aber nicht die jahrelange Erfahrung, die es braucht, um tatsächlich erfolgreich Projekte umzusetzen. Es sollten daher von Studienbeginn an alle Lehrveranstaltungen auf praktische Relevanz abgestellt werden. Es muss auch so möglich sein, akademische Inhalte zu vermitteln.

Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
An unseren österreichischen Standorten beobachten wir durchaus einen gewissen Mangel. Durch eine konsequente Expansionsstrategie in Osteuropa können wir uns aber gut behelfen. Interessanterweise sichern wir durch diese Überbrückung unseren Umsatz und somit automatisch auch die bestehenden heimischen Arbeitsplätze, denn natürlich lehnt man nicht gerne einen Auftrag ab, nur weil sich kein regionaler Experte dafür finden lässt.

Manfred Barnreiter, CEO Barnreiter Industry-IT

Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Eine erste Fördererfahrung aus dem Jahr 2007 hinterließ noch den Beigeschmack „nie wieder Förderungen“, da die Höhe des Förderbetrages zum erforderlichen bürokratischen Aufwand in einem ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnis stand. Wenn ich den gleichen Zeitaufwand für vertriebliche Aktivitäten genutzt hätte, wäre daraus wahrscheinlich ein höherer Nutzen entstanden. Mit meinen im Jahr 2012 wieder aufgenommenen Förderinitiativen waren die Voraussetzungen wesentlich besser, da neben einer Förderung durch die WKO und über einen Innovationsscheck auch die Erstellung des Förderantrages bei der FFG unterstützt wurde und ich somit auch externe Berater dafür konsultieren konnte.
Neben den bundesweiten Fördermöglichkeiten wurden auch diverse ergänzende Landesförderungen über UBG oder für die Einstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Betracht gezogen. Generell darf ich hier auch aus eigener Erfahrung feststellen, dass die Fördermöglichkeiten in Österreich und speziell auch in Öberösterreich wesentlich umfangreicher sind als beispielsweise in Deutschland.

Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen (politisch, wirtschaftlich, sozial…) in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?
Aus einer bei der FFG beantragten, größeren Basisförderung musste ich dann doch wieder die Erfahrung machen, dass wegen des höheren Risikos EPU und KMU wahrscheinlich nachteiliger behandelt werden als beispielsweise sichere größere Betriebe. So wurde ein mit umfangreicher Eigenleistung und rund 12.000 Euro externer Beratung erstellter Förderantrag letzten Endes durch den FFG-Beirat abgelehnt, obwohl auf Grund des technischen Inhalts sogar auch seitens eines FFG-Technikers selbst höchste Förderwürdigkeit ausgesprochen wurde.
Als Verbesserungsvorschlag wäre hier ein begleitendes  Fördermonitoring sinnvoll, wo man schon in der Frühphase einer Förderausarbeitung die Urteils-Tendenz des FFG-Beirates einholen könnte. Dadurch könnte der Förderwerber schon rechtzeitig erforderliche Weichenstellungen vornehmen und sich vor allem auch einiges an Geld und Arbeit ersparen, wenn die Ermessungsgrenzen der Förderrichtlinien schon früh genug ausgelotet werden könnten.

Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten zwölf Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Als SW-Lieferant eines Nischenproduktes in der Industriebranche vorwiegend in Deutschland waren die letzten zwölf Monate im Vergleich zu den vergangenen Jahren durch vermindertes Investitionsrisiko begleitet.

Bitte beschreiben Sie ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten (z.B. Produktentwicklung, Projekte, Kundengewinnung…).
Bei dem von meiner Firmengruppe betreuten Nischenprodukt handelt es sich um die speziell für CAD-Anwendungen und früher bei Siemens entworfenen Programmiersprache AQL. Sie stellt eine in der CAD-Welt einzigartige Realisierung einer Domain-Specific-Language (DSL) für das eigene CAD-System EUKLID Design dar; durch welche Anwendungs-Ingenieuren ein Schnelleinstieg in kunden- und anwenderspezifische Programmierung von gelegentlichen Erweiterungen bis hin zur Erstellung hausinterner CAD-Systeme geboten wird. AQL eignet sich auch für den frühen programmierbaren CAD-Einstieg auf Oberstufen-Niveau technisch orientierter Schultypen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?
Nachdem AQL bisher vorwiegend für industrielle 2D-Parametrikprojekte zum Einsatz kam, wurde über den Förderscheck bei der Forschungseinrichtung SCCH GmbH (Software Competence Center Hagenberg) die Eignung von AQL auch für den 3D-Einsatz bewertet. Aus der höchst kompetenten und effizienten Zusammenarbeit mit der SCCH resultierten die Erkenntnisse, dass man über AQL – anders wie bei sonst üblichen APIs anderer CAD-Systeme – direkt im eigenen CAD-System programmieren kann.
Ergänzt durch den durchgängigen Constraint-Mechanismus und die assoziativen Attributleisten dienen AQL-basierte CAD-Zeichnungen als Träger von Firmen-Knowhow von klassischen Mechatronik-Anwendungen bis hin zu Themenbereichen wie Clarity, Big Data, smart Grid, smart Cities, Verkehrs- und Versorgungssysteme, sozio-ökonomisches Change-Management und semantische Interpretation im Zusammenhang mit geographischen Informations-Systemen.

Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Der Facharbeitermangel betrifft uns derzeit eher weniger, da die stabile zentrale SW-Substanz noch von der Gruppe früherer Entwickler getragen wird und für den AQL-Anwendungsmarkt eine „Community“ aus bisherigen und neuen Anwendern eingerichtet und betreut wird.

Martin Leonhartsberger, Geschäftsführer Cumulo Information System Security

Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Oberösterreich hat durch die Fachhochschulen und Universitäten qualifiziertes Personal zu bieten. Auch die Entwicklung der Stadt Linz von der Industriestadt zur Kulturstadt ist über die letzten Jahre recht erfreulich. Als Linzer Unternehmen sind wir mit unserem Standort sehr zufrieden und werden ihm auch langfristig treu bleiben.
 
Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen (politisch, wirtschaftlich, sozial…) in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?
Österreich und Oberösterreich sind speziell für die IKT ein gutes Pflaster. Gerade im Bereich Startup-Förderung für High-Tech gibt es viele Programme und Inkubatoren, die in der Startphase unterstützen. Wir wurden die ersten eineinhalb Jahre von tech2b, dem OÖ-High-Tech-Inkubator ausgezeichnet betreut. Überdies konnte unsere weitere Entwicklung über Basisprogramme der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) finanziert werden. Schwieriger ist das Lukrieren von Risikokapital, aber selbst das ist in OÖ gut möglich, wenn die Idee, das Team und der Markt stimmt. Schwierig ist jeglicher Beginn aber durch die hohen Lohnnebenkosten. Ich habe aus wirtschaftlicher Sicht Verständnis, wenn Unternehmen aufgrund der Abgabenlast in anderen Ländern gründen oder ihren Standort verlegen.
 
Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten zwölf Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Als Startup haben wir die letzten zwei Jahre mit der Entwicklung von nimbusec zugebracht. So gesehen können wir keinen Vergleich ziehen. Jedoch ist das Kunden-Interesse hoch und wir können uns bereits aus eigenem Cash-Flow finanzieren. Insofern sind wir sehr zufrieden.
 
Bitte beschreiben Sie ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten (z.B. Produktentwicklung, Projekte, Kundengewinnung…).
Highlight unserer Produktentwicklung ist nimbusec. Es ist seit März 2014 auf dem Markt und schützt bereits mehr als 700 Domains. nimbusec ist ein Online-Monitoring- und Benachrichtigungs-Dienst zur Erkennung gehackter und manipulierter Websites.
Kaum ein Unternehmen kann sich der Tatsache entziehen, dass Websites laufend gehackt und Daten gestohlen werden. Neue Firewall-Technologien und zusätzliche Filtersoftware sollen dies verhindern. Studien wie von Ponemon Research kommen zum Schluss, dass 70–90 Prozent der Unternehmen Opfer einer gehackten Webseite werden. Wissentlich oder nicht.
Der Verizon Data Breach Report 2014 liest sich wie ein Kriminalroman. Wenn es zum Kapitel über Web-Applikationssicherheit kommt, ist vor allem die Grafik zum zeitlichen Verlauf bis zur Entdeckung interessant. Nur 14 Prozent aller Unternehmen konnten innerhalb von Stunden reagieren, mehr als 50 Prozent brauchten Monate um den Zwischenfall zu entdecken. Einmal entdeckt, lösen immerhin knapp 50 Prozent der Unternehmen das Problem innerhalb von Tagen. Mein Fazit: Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit. Firewalls sind notwendig, zusätzlich braucht man jedoch ein Monitoring, welches gehackte Websites und Datendiebstahl erkennen kann. Man verbaut ja auch nicht nur brandhemmendes Material in einem Gebäude, sondern auch einen Feueralarm – wieso daher nicht auch bei Webapplikationen?
Mit nimbusec werden Unternehmen frühzeitig über einen gehackten und manipulierten Webauftritt informiert – noch bevor die Unternehmenskunden es merken und ein Imageschaden entsteht.
Nimbusec ist ein österreichischer Cloud Service, der extern Webspaces und Domains auf Infektionen (Malware), Verunstaltungen (Defacement) und Sperren (Blacklisting) überprüft. Zusätzlich arbeitet nimbusec mit einem hoch spezialisierten Server Agent, der mittels Methoden aus der Forschung zur künstlichen Intelligenz auf dem System Webshells und Schadsoftware durch verhaltensbasierte, automatisierte Quellcode-Analyse erkennen kann. Werden potenzielle Manipulationen gefunden, informiert das Nachrichtencenter in Echtzeit via Mail oder SMS.
Einzigartig ist auch die Erkennung von Verunstaltungen. Fortschrittliche Algorithmen zerlegen die Websites in Design und Inhalt und erkennen zuverlässig, welcher Inhalt böswillig manipuliert und welcher vom Eigentümer selbst verändert wurde.
 
Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?
Mit der Ausbildungsqualität sind wir sehr zufrieden. Die Mischung aus Universitäts- und FH-Absolventen ergibt ein außerordentlich schlagkräftiges Forschungs- und Entwicklungsteam.
 
Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Wir haben das Glück, dass wir mit unseren Universitäten und Fachhochschulen in Oberösterreich sehr gut vernetzt sind. Wir sind mit Masterarbeiten und Dissertationsstellen direkt an den Universitäten vertreten und übernehmen in der Regel die Studierenden direkt ins Unternehmen. Für unsere Unternehmensgröße funktioniert das sehr gut.

Werner Steinecker, CTO Energie AG Oberösterreich

Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Der Bedarf nach ultraschnellen Hochleistungsinternetverbindungen  mit 100 Mbps und mehr ist rasant im Steigen. Oberösterreich ist in der glücklichen Lage, dass unter der Federführung der Energie AG schon vor Jahren mit dem Aufbau von hochwertigen Glasfaser-Infrastrukturen begonnen wurde. Heute steht ein flächendeckendes Glasfasernetz mit mehr als 4.500 Kilometern Leitungslänge zur Verfügung, über das alle Gemeinden Oberösterreichs erschlossen sind. Dieses Netz nutzen bereits Schulen, Behörden, Banken, Krankenhäuser und Unternehmen.
Mit der rapide voranschreitenden Digitalisierung steigt der Bedarf an leistungsfähigen Breitbandverbindungen auch in den privaten Haushalten: Das Tor in die neue digitale Kommunikationswelt ist ein Glasfaseranschluss, der unter dem Begriff „Fiber To The Home“ (FTTH) – angeboten wird. Das Glasfasernetz wird jetzt schrittweise für Privatkunden geöffnet und ist der erste Schritt, die neuen Breitbandinitiativen von Bund und Land umzusetzen und den Bandbreitenhunger der Nutzer zu stillen.

Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?
Ich bin der Meinung, dass die Rahmenbedingungen generell gut sind. Nicht zuletzt deshalb, weil in Oberösterreich schon vor langer Zeit begonnen wurde, in diesem Bereich Akzente zu setzen – seitens der Wirtschaft war schlichtweg der Bedarf nach mehr Bandbreite und schnellen Datenverbindungen gegeben.
Der Ausbau und die Öffnung des Glasfasernetzes wird in Oberösterreich wie in allen anderen Regionen Europas aber auf die Unterstützung und die Förderung von EU, Bund und Ländern angewiesen sein – es muss schließlich eine komplett neue, vom bisherigen System unabhängige Netzstruktur aufgebaut werden – mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt. Seitens der Politik wird es deshalb Maßnahmen geben müssen, die diesen FTTH-Ausbau unterstützen und die Nutzung schließlich für den Kunden erschwinglich machen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten zwölf Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Generell sind die Zeiten für Energiever­sorgungsunternehmen sehr herausfordernd, weil sich die Energiemärkte in einem grundlegenden Umbruch befinden und alles bisher Existente in Frage stellen. Unter diesen Umständen am Markt mit dem Verkauf von Energie erfolgreich zu sein, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit und fordert von den Unternehmen extreme Anstrengungen, um Alternativen und neue Geschäftsmodelle zu finden. Für die Energie AG werden Dienstleistungen noch mehr als bisher in den Fokus rücken, der Ausbau der Datendienste ist ein wesentlicher Teil dieser Neuausrichtung. Generell sind wir mit dem Geschäftsverlauf in diesem Bereich aber zufrieden.
 
Was waren die Highlights aus den vergangenen Jahren in diesem Bereich?
Aufbauend auf das vorhandene Glasfasernetz ist es in den vergangenen Jahren gelungen, das Netz der Energie AG als sichere und verlässliche Verbindung zu den weltweiten Datennetzen zu etablieren. Heute vertrauen die Landesspitäler, Banken aber auch Multi-Site-Kunden auf unsere Leistungsfähigkeit. Heute zählen auch Anwaltskanzleien zu unseren Kunden und wir können dislozierte Backup-Storage-Lösungen anbieten – wir haben die Cloud sozusagen rot-weiß-rot gemacht und nach Oberösterreich geholt. Gerade im Bereich Datenschutz ist das für viele Unternehmen ein Plus, weil hier österreichisches Recht gilt und die Daten in Oberösterreich vorgehalten werden und nicht in irgendwelchen Rechenzentren, die über die ganze Welt verstreut sind.

Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen?

Oberösterreich ist in der glücklichen Lage, das führende Industrieland der Republik zu sein. Deshalb kommt dem Bildungsbereich hier seit jeher eine besondere Bedeutung zu – und das spiegelt sich sowohl in der Ausbildungslandschaft als auch in der Ausbildungsqualität wider. Mit der Johannes Kepler Universität und der Fachhochschule Hagenberg sind in Oberösterreich gerade im Bereich der Informationstechnik zwei universitäre Einrichtungen vorhanden, über deren Qualität es meiner Meinung nach keinerlei Zweifel gibt.

Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen des Facharbeitermangels und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Die Energie AG bekennt sich seit mehr als sieben Jahrzehnten zur betriebsinternen Ausbildung von jungen Menschen. Unsere Lehrwerkstatt in Gmunden, die vor allem auf den technischen Bereich abzielt, ist fast wie eine Kaderschmiede für das Gesamtunternehmen: Mit einer guten, fundierten Ausbildung gelingt es uns seit 72 Jahren, junge Menschen nach unseren Bedürfnissen so auszubilden, dass wir sie im Unternehmen in den verschiedensten Bereichen bestmöglich einsetzen können. Ich selbst habe im Herbst 1972 in Gmunden als Lehrling begonnen. Gerade die IT braucht im Bereich der Installationen fachkundiges Installationspersonal, das wir zu einem Gutteil selbst und nach unseren Vorstellungen so gut wie möglich ausbilden und auf den Arbeitsalltag vorbereiten. Andererseits holen wir uns aber auch Fachexperten, die wir von den HTLs, Fachhochschulen und Universitäten bekommen. In Oberösterreich sind wir hier – mit den Schwerpunkten an der Uni Linz und den Fachhochschulen, etwa beim Campus Hagenberg – noch in einer sehr guten Position. Zusammengefasst lässt sich aber feststellen, dass es mittelfristig aber in Oberösterreich zu einem Kampf um die besten Spezialisten kommen wird.


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