Oberösterreich: Status quo der IT-Branche

Wien, Wien nur du allein? Was die IKT-Branche betrifft ist das schon lange nicht mehr der Fall – so es denn überhaupt jemals so war. Auch abseits der Bundeshauptstadt werden Innovationen entwickelt. Oberösterreich beispielweise ist mit dem Softwarepark Hagenberg, dem neuen IT-Cluster Oberösterreich und Ausbildungsstätten wie der Johannes Kepler Universität in Linz oder der FH Oberösterreich gut aufgestellt, was Welterfolge "Made in OÖ", wie beispielsweis Runtastic, erst möglich gemacht hat. Im Folgenden haben wir wichtige Akteure der oberösterreichischen IKT-Szene um ihren "Status quo" gebeten. [...]

Helmut Fallmann, Mitglied des Vorstandes der Fabasoft AG

Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Oberösterreich besitzt ausgezeichnete Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die Johannes Kepler Universität Linz oder der Softwarepark Hagenberg als international bekannte Forschungs- und Ausbildungsstätten.
Der oberösterreichische Zentralraum – Linz-Wels-Steyr – kann als Drehscheibe für die oberösterreichische IKT gesehen werden. Er verfügt nicht nur über eine hohe Dichte an Ausbildungsmöglichkeiten, sondern es sind hier auch viele IKT-Unternehmen angesiedelt.  

Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen (politisch, wirtschaftlich, sozial…) in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?
Politisch, wirtschaftlich und sozial sind wir in Oberösterreich gut aufgestellt. Wo ich jedoch Nachholbedarf sehe, ist in der Internationalität. Es gibt unter anderem zu wenig international akkreditierte Schulen, um diesen Standort für Spitzenkräfte interessant zu machen oder ausgereifte Verkehrskonzepte, um Linz internationaler einzubinden. Zwar gibt es bereits erste Entwicklungen, wie die Zugverbindung von Linz zum Flughafen Schwechat in weniger als zwei Stunden ab Mitte Dezember 2015, aber hier schlummert noch Potenzial.

Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten zwölf Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Unsere Geschäftsentwicklung ist von den wirtschaftlichen und budgetären Entwicklungen sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich abhängig. Aktuell zeichnet sich das größte Wachstumspotenzial bei den Themen Cloud Computing und Big Data ab. Immer mehr Unternehmen, unabhängig von Branche oder Größe, beschäftigen sich damit. Mit der Fabasoft Cloud und mit der Unternehmenssuche von Mindbreeze haben wir dafür in den letzten Jahren die passenden Lösungen entwickelt, basierend auf Kundenfeedback und Erfahrungswerten.

Bitte beschreiben Sie ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten. Zum Beispiel bei den Themen Produktentwicklung, Projekte oder Kundengewinnung.
Fabasoft hat im vergangenen Geschäftsjahr die Entwicklung der Fabasoft Cloud vorangetrieben. Unsere europäische Cloud ist für den Businesseinsatz konzipiert. Sie dient als B2B-Plattform zum Austausch von Dokumenten und für die länderübergreifende Zusammenarbeit. Dabei legen wir größten Wert auf Transparenz und Sicherheit.
Mit unserem Standort-Konzept – Lokationen – gewährleisten wir, dass die Daten im jeweiligen Land gespeichert werden. Aktuell sind dies Österreich, Deutschland oder die Schweiz, damit gelten auch die dort herrschenden gesetzlichen Bestimmungen. An jeder Cloud-Lokation werden die Daten jeweils in zwei geografisch ­getrennten High-Tech-Rechenzentren synchron gespeichert. Sowohl die Datenübertragung als auch die Datenspeicherung in den Rechenzentren ist verschlüsselt. Fabasoft setzt dabei nicht auf „Infrastructure-as-a-Service“-Angebote anderer Hersteller. Der gesamte Source Code für die Fabasoft Cloud – inklusive Betriebssystem und Datenbank – ist bei Fabasoft verfügbar. Kunden wie Siemens, Daimler, EDAS oder Dunlop setzen die Fabasoft Cloud bereits in den unterschiedlichsten Fachbereichen ein.

Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?
Die Ausbildungsqualität erachten wir als solide, die Absolventinnen und Absolventen erhalten durch die zahlreichen Studiengänge eine umfassende Ausbildung, leider gibt es zu wenige. Allerdings gibt es immer wieder Optimierungsbedarf bei den Ausbildungen. Unser Tochterunternehmen Mindbreeze hat beispielsweise gemeinsam mit der Johannes Kepler Universität Linz den neuen Studienschwerpunkt „Business Intelligence & Data ­Science“ konzipiert.
Die Ausbildung qualifiziert die Absolventinnen und Absolventen geschäftsrelevante Erkenntnisse für Unternehmen aus großen Datenmengen – Big Data – zu gewinnen. Sie sind auch in der Lage, in interdisziplinären Teams innovative Werkzeuge zur Datenanalyse zu entwickeln, beziehungsweise Werkzeuge zur Datenanalyse nutzenbringend einzusetzen.

Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Wir arbeiten eng mit Ausbildungsstätten wie der JKU Linz, der FH Hagenberg sowie den IT-HTL in Oberösterreich, Wien, Niederösterreich und dem Burgenland zusammen. Über Kooperationen, Diplomarbeiten und regelmäßige Treffen mit Studienvertretern, Studenten und Schülern geben wir bereits in einer frühen Phase der Ausbildung einen Einblick in unser Unternehmen. Durch die hohe Dichte an Softwareunternehmen im oberösterreichischen Zentralraum ist es immer schwierig, die richtigen Mitarbeiter zu finden. Wir legen bei der Auswahl unserer neuen Mitarbeiter neben den Hard Skills auch besonderen Wert auf soziale Kompetenz.

Knud Steiner, CEO FAW

Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Alles in allem ist Oberösterreich ein attraktives Umfeld für IKT-Unternehmen, was auch durch den zweithöchsten Beschäftigungs- und Umsatzanteil nach Wien und die in den letzten Jahren stark gewachsene Gründerszene belegt ist. Das ist meines Erachtens vor allem auf folgende Faktoren zurückzuführen: Zum einen sind die JKU Linz mit ihren Studienrichtungen der Informatik und Wirtschaftsinformatik, der Campus Hagenberg der FH Oberösterreich mit seiner Spezialisierung auf Informatik, Kommunikation und Medien sowie die berufsbildenden höheren Schulen mit IKT-Schwerpunkten Garanten für bestens ausgebildete Fachkräfte. Zum anderen sorgen hier angesiedelte und international erfolgreiche Leitbetriebe in der Größenordnung einer Fabasoft oder dynaTrace für die notwendige Sichtbarkeit der hier gewachsenen IKT-Lösungskompetenz. Und der Softwarepark Hagenberg hat Oberösterreichs forschungsnahe und wirtschaftliche IKT-Innovationskraft weltweit bekannt gemacht. Und schließlich ist durch Oberösterreichs Leitbetriebe im produzierenden und verarbeitenden Sektor und seinen starken Mittelstand ein hohes Marktpotenzial für IKT-Dienstleistungen und -produkte vorhanden.

Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe?
Das Land OÖ und die Standesvertretung sind stets engagiert, unser Bundesland als IKT-Standort im regionalen, nationalen und internationalen Kontext weiter zu stärken. Aus der Sicht eines KMU mit naturgemäß überschaubaren Mittel für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit erweist sich jedoch das Sichtbarmachen des eigenen Leistungsangebots für regionale Kunden mitunter schwieriger als für überregionale. Hier ist eine bessere Unterstützung – konkret z.B. auf Ebene des Softwareparks Hagenberg – unbedingt wünschenswert, um zu erreichen, dass Oberösterreichs Wirtschaft in der Wahrnehmung gestärkt wird, welche Lösungskompetenz quasi „vor der Haustüre“ verfügbar ist. Die Gründung des IT-Clusters Oberösterreich war jedenfalls ein Schritt in die richtige Richtung!

Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten zwölf Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Unsere Bereitschaft, in den vergangenen beiden Geschäftsjahren bei einem stabilen Kerngeschäft mit jeweils rund 20 Prozent der verfügbaren Ressourcen in neue Geschäftsfelder und Themen zu investieren, hat sich gelohnt. Für 2014 zeichnet sich ein überdurchschnittlich gutes Ergebnis im Fünfjahresvergleich ab und wir sind überzeugt, dass wir durch unsere Investitionsbereitschaft eine gute Wachstumsbasis für die kommenden Jahre geschaffen haben.

Beschreiben Sie bitte ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten.  
Für diesen Zeitraum gilt es gleich drei Highlights zu vermelden: Allen voran haben wir nach einer sehr intensiven Phase des Knowhow-Aufbaus und der absolvierten Zertifizierung als Alfresco Gold Partner einen neuen Geschäftsbereich installiert, der mit fünf Neukunden aus den Branchen Baugewerbe, Pharma, Energiewirtschaft, Öffentliche Verwaltung und Medizinische Forschung einen für uns fulminanten Start hingelegt hat. Weiters ist es uns gelungen, die Zusammenarbeit mit Österreichs Übertragungsnetzbetreiber in den Bereichen Abschalt- und Verfügbarkeitsplanung sowie Monitoring von Energieproduktion und -verbrauch zu intensivieren. Bei beiden Themen geht es um die Gewährleistung der Netz- und Versorgungssicherheit, also um Problemstellungen mit überregionaler Relevanz. Und schließlich konnten wir unser Dienstleistungsportfolio um eine erste Produktlinie ergänzen: Unser Add-on-Produkt für die ECM-Plattform Alfresco, mit dem 80 Prozent der täglichen Interaktionen wesentlich schneller und komfortabler ausgeführt werden können, wird bereits von mehr als 1.500 Anwendern unserer Kunden eingesetzt, während wir mit Hochdruck daran arbeiten, diese Software auch für potenziell sieben Millionen Alfresco-Anwendern weltweit zu launchen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?
Sehr! Die Qualität der Ausbildung an den beiden IKT-relevanten Hauptbildungseinrichtungen – der JKU Linz und dem Campus Hagenberg der FH Oberösterreich – ist hervorragend und braucht weder den nationalen noch den internationalen Vergleich zu scheuen. Beide erhalten regelmäßig Spitzenbewertungen, wie etwa die JKU Linz, die es im 2012 erstellten „Times Higher Education 100 Ranking Under 50“ mit dem herausragenden Platz 41 als einzige österreichische Universität in diese Top 100 schaffte.

Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Natürlich nehmen auch wir dieses Phänomen wahr, obwohl wir als Unternehmen mit starker Nähe zur JKU Linz sehr oft die Möglichkeit haben, Kontakte zu potenziellen Mitarbeitern schon während deren Ausbildung zu knüpfen und ihnen eine Teilzeitanstellung anzubieten, die im Idealfall nach Ausbildungsende in eine Vollzeitanstellung übergeführt wird.
Aus der Erfahrung heraus, dass eine Standardschaltung auf einem Jobportal bei weitem nicht mehr die Resonanz bringt wie noch vor Jahren, haben wir begonnen, zusätzlich mit eigenen Recruiting-Kampagnen in sozialen Medien auf Personalsuche zu gehen. Diese Schaltungen sind bewusst etwas unkonventioneller getextet, verzichten weitgehend auf Standardphrasen und rücken ganz spezielle Aspekte des Arbeitsumfelds oder eine konkrete Perspektive in den Vordergrund. Die erste dieser Kampagnen verlief sehr erfolgreich und wir haben sogar positives Feedback von Branchenkollegen erhalten.

Bernhard Falkner, Geschäftsführer Industrie Informatik

Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Oberösterreich bietet für die Teilnehmer der  Informations- und Kommunikationsbranche ideale Voraussetzungen. Das liegt unter anderem an der wichtigen Kombination an spezialisierten Ausbildungsstätten und der hohen Dichte an Wirtschaft und Industrie. Vor allem Linz stellt hier mit seinen vielen Betrieben in allen Unternehmensgrößen einen wahren Hotspot dar. Diese Betriebe wiederum können bei der Suche nach Mitarbeitern auf eine vielfältige Auswahl an Bildungseinrichtungen zurückgreifen.

Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen (politisch, wirtschaftlich, sozial…) in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?
Die grundsätzlichen Rahmenbedingungen zur erfolgreichen Führung eines Unternehmens können in Oberösterreich als gegeben betrachtet werden. Selbst ein international agierendes Unternehmen wie Industrie Informatik, mit Zweigstellen in Deutschland und China, kann von Linz aus erfolgreich gelenkt und vorangetrieben werden.
Grundvoraussetzung dafür ist ein stetiger Innovationsgeist. Oberösterreich darf sich aber nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen, sondern muss weiterhin versuchen, den Vorsprung als wichtiger Wirtschaftsstandort zu halten. Als Stichwort sei hier zum Beispiel die „Industrie 4.0“-Strategie genannt. Als führender Anbieter liefern wir mit cronetwork, unserer MES-Software zur Fertigungsoptimierung, einen wichtigen Beitrag zur Etablierung der „Smart Factory“.

Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten zwölf Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Vor dem Hintergrund einer, gelinde gesagt volatilen Wirtschaftssituation, dürfen wir mit der wirtschaftlichen Entwicklung von Industrie Informatik sehr zufrieden sein. Dies liegt einerseits am starken Innovationsgeist des Unternehmens. Neue Entwicklungen wie das revolutionäre Portal-Konzept in cronetwork sichern uns einen technologischen Vorsprung und machen uns über Jahre hinweg konkurrenzfähig. Zudem setzen wir intensiv auf langfristige Kundenbindung und starke Partnerschaften. Das zu 100 Prozent releasefähige cronetwork liefert einen starken Beitrag dazu. Das daraus resultierende, stabile Wachstum ermöglicht es uns, als starker Arbeitgeber mit laufendem Personalbedarf in Linz und Umgebung aufzutreten.

Bitte beschreiben Sie ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten (z.B. Produktentwicklung, Projekte, Kundengewinnung…).
Eine der großen Errungenschaften der jüngeren Vergangenheit war auf jeden Fall der Launch unserer Portal-Lösung in cronetwork. Diese liefert dem Anwender durch ein individualisierbares Interface laufend und grafisch aufbereitet die aktuellsten Produktionsdaten und -informationen – und das direkt an seinen Arbeitsplatz. Daten können gegebenenfalls sogar unmittelbar bearbeitet werden. Die Portal-Lösung ist eine Revolution am MES-Markt und ein wichtiger Meilenstein für ein innovatives Unternehmen wie Industrie Informatik.
Ein weiteres Highlight war die Verleihung des Logistikpreises des Vereins Netzwerk Logistik Österreich an Flextronics International, für ein Projekt zur übergreifenden Betrachtung der gesamten Supply Chain vom Lieferanten bis zum Kunden. cronetwork war als eingesetztes Planungstool bei Flextronics ein zentraler Bestandteil für diesen Erfolg.
Erwähnenswert ist zudem die Anzahl und vor allem Qualität der Neukundenbeziehungen. Wie bereits erwähnt, setzen wir auf langfristige Partnerschaften und kommunizieren dies bereits in frühen Pre-Sales-Phasen. Daraus resultieren erfolgreiche Projekte wie die Zusammenarbeit mit dem international erfolgreichen Lichtspezialisten XAL. Das Steirer Unternehmen setzt auch am Produktionsstandort Connecticut, USA, voll auf cronetwork.
 
Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?
Die FH Steyr bietet mit Studiengängen wie „Internationales Logistik Management“ die bestmögliche Ausbildung, um in unserem Unternehmen als Consultant oder Kundenberater durchzustarten. Dementsprechend hoch ist auch die Zahl der Absolventen, die anschließend den Weg in unser Unternehmen findet. Auch ehemalige Studenten der FH Hagenberg und der Johannes Kepler Universität mit ihren gewohnt hohen Ausbildungsstandards zählen zu unseren Mitarbeitern.
Abseits der Universitäten und Hochschulen zählen wir vor allem auf die hervorragenden HTLs in Linz und Umgebung. Junge, motivierte Köpfe können mit tollen Perspektiven in Entwicklung und Systemtechnik in unser Unternehmen starten.
 
Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Wirklich gutes Personal zu finden, stellt für nahezu jedes Unternehmen eine Herausforderung dar. Ebenso vielfältig sind die Maßnahmen, die man setzen kann, um fähige Mitarbeiter zu finden. Wir setzen vor allem auf eine starke Kommunikationsebene mit den umliegenden Universitäten, Fachhochschulen und HTLs, weil wir von deren hoher Ausbildungsqualität überzeugt sind.
Durch die hohe Komplexität, die mit unserer Branche und insbesondere unserem Produkt einhergeht, liegt es ohnehin in unserer Hand, durch interne Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen, Fachkräfte auszubilden.


Otto Kitzmüller, CEO INFORMATICS

Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Oberösterreich verfügt über eine sehr gute Ausbildungssituation. Wir haben mehrere Standorte für HTL EDVO, besitzen mit Hagenberg ein renommiertes Institut für Bildung und Forschung und können schlussendlich auch auf eine starke JKU setzen. Aus dieser guten Mischung aus praktischer Ausbildung und intensiver Forschungsarbeit sind viele Startups und auch wichtige Kräfte für die IKT entstanden.

Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen in Oberösterreich?  
Grundsätzlich sieht man schon aufgrund vieler Aktionsschwerpunkte in der Ausbildung und in der Vernetzung der IKT-Branche, dass diese in OÖ einen hohen Stellenwert hat. Es wird in Coworking Spaces investiert. Es wird infrastrukturell zumindest in den Ballungsräumen versucht, den Start­ups zur Hand zu gehen. Klarerweise bleibt nach wie vor die kreative und unternehmerische Kraft bei den handelnden Personen. Grundsätzlich wäre OÖ als IKT-Standort nicht dort, wenn nicht die visionären Köpfe im Land wären. Hier passiert oftmals beinharte Pionierarbeit. Sei es in den Produkten oder auch im Umdenken einer dienstleistungsorientierten Branche. Wirtschaftlich – und somit auch politisch geprägt – ist es kein Honiglecken. Wir wirken in einer personalintensiven Umgebung. Und hier erhöhen sich zunehmend die Belastungen, die uns im internationalen Vergleich Wettbewerbsfähigkeit kosten. Leider ist es nach wie vor so, dass sowohl Banken als auch Politik sich mit der Dienstleistungsbranche schwer auseinandersetzen können – weil es oftmals nichts Greifbares ist. Somit fehlt hier auch das Verständnis. Eine klare Ansage an die Politik wäre, die Lohnnebenkosten und damit die steuerliche Hauptbelastung in den Griff zu bekommen. Denn wandert die Dienstleistung ab, wandert automatisch auch enorm wichtiges Prozesswissen aus Österreich ab.

Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten 12 Monaten?
Mit der eigenen Geschäftsentwicklung bin ich hoch zufrieden. Wobei das sicher nicht für die gesamte Branche spricht. Wir haben uns vor Jahren schon auf eine sehr große Diversifikation verstanden. So bedienen wir einen sehr große Bandbreite an Branchen und Industriegrößen. Das macht uns weder für saisonale noch für branchentypische Schwankungen anfällig. Somit spüren wir zwar, dass die Investfreudigkeit in den letzten Monaten branchenübergreifend noch nicht wieder angesprungen ist, jedoch erleben wir in manchen Industrien einen Aufschwung.
 
Was waren die Highlights aus den vergangenen Jahren in diesem Bereich?
Eine absolut erfreuliche Entwicklung ist es, dass wir als mittelständisches Privatunternehmen aus eigener Kraft ins Licht unserer Branche gerückt sind. Damit stellen wir uns auf die Ebene von großen investorengestützten Consultinghäusern aus Österreich und Europa. Das war auch ein wichtiger Schritt in unsere Internationalisierung, welche jetzt auch stark voran getrieben wird. Zudem können wir jetzt neben unseren Dienstleistungsqualitäten auch zeigen, dass wir uns ebenso als Produktentwickler behaupten können. Wir füllen auch die letzten funktionalen Lücken im SAP und können mit unserem SAP-integrierten Legal Compliance Tool die Stärken von integrativen Systemanwendungen ausspielen. Hier ist uns auch ein großer Coup mit einem der größten Verkehrsdienstleister in Österreich geglückt.

Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie Fachhochschulen oder Universitäten?
Die Ausbildungsqualität ist, wie erwähnt, in Oberösterreich eine der größten Stärken als IKT-Standort. Genau die Mischung aus praxisnaher Ausbildung und der Möglichkeit, an neuen Technologien zu forschen, bringen das notwendige Potenzial in die Köpfe und somit dann auch in die Arbeitswelt. Lediglich unsere Berufssparte – Wirtschaftsinformatik – wird derzeit meiner Meinung nach zu wenig schmackhaft ­verkauft. Man versucht, die angehenden Professionisten mit den modernen Schlagworten in der IT für sich zu gewinnen. So er­leben wir einen wahren Boom an Medientechnikern und App-Entwicklern. Wirtschaftliche IT-Prozesse geraten hierbei etwas in den Schatten und erhalten nicht die nötige Aufmerksamkeit. Wir arbeiten dazu mit unterschiedlichsten Institutionen zusammen, um im Rahmen von Praktika und Projekten diese Neugier wieder mehr zu wecken.

Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen des Facharbeitermangels und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Es ist schwer, den Mangel an Fachkräften in den Griff zu bekommen. Wir kämpfen derzeit mit zwei Problemfeldern. Zum einem erleben wir in der IKT einen Generationenwechsel. Nach meinem Gefühl hat man das total verschlafen. Es wechseln viele wichtige Knowhow-Träger in die Pension und es wurde zu spät mit der Wissensweitergabe begonnen. Das zweite Problem ist der große Zuwachs an neuen IKT-Branchen. Die rasante Digitalisierung unserer Welt eröffnet so schnell neue unternehmerische Möglichkeiten, dass unser doch sehr großes Ausbildungskontingent dem noch nicht gerecht wird. Aber dennoch denke ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Es wird sich in den nächsten Jahren die Problematik aus der Basisausbildung her wieder eindämmen. Dennoch wird man in der Ausbildung nicht alle IKT-Schwerpunkte unterbringen können. Deshalb werden Unternehmen wie wir immer dazu angehalten sein, die Detailausbildungen auch selber voran zu treiben. Indem wir einen großen Teil des Unternehmenserfolges wieder in die Mentoringprogramme unserer Juniors stecken, sind wir zuversichtlich, auch zukünftig mit den Anforderungen wachsen zu können.


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