Oberösterreich: Status quo der IT-Branche

Wien, Wien nur du allein? Was die IKT-Branche betrifft ist das schon lange nicht mehr der Fall – so es denn überhaupt jemals so war. Auch abseits der Bundeshauptstadt werden Innovationen entwickelt. Oberösterreich beispielweise ist mit dem Softwarepark Hagenberg, dem neuen IT-Cluster Oberösterreich und Ausbildungsstätten wie der Johannes Kepler Universität in Linz oder der FH Oberösterreich gut aufgestellt, was Welterfolge "Made in OÖ", wie beispielsweis Runtastic, erst möglich gemacht hat. Im Folgenden haben wir wichtige Akteure der oberösterreichischen IKT-Szene um ihren "Status quo" gebeten. [...]

Mario Lehner, Geschäftsführer Inside AX

Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Oberösterreich ist ein Bundesland mit langer Industrie-Tradition. Die Infrastruktur ist gut ausgebaut und in Oberösterreich gibt es FHs und Universitäten, die gute Absolventen ausbilden. Im oberösterreichischen Zentralraum gibt es viele KMUs, die im IKT Bereich tätig sind.

Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen (politisch, wirtschaftlich, sozial…) in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?
Oberösterreich ist wahrscheinlich nach Wien das optimalste Bundesland für Unternehmen. Die Verkehrsanbindungen sind sehr gut. Es gibt eine große Vielfalt an Unternehmen in Oberösterreich. Die Großstädte wie zum Beispiel Linz haben leider ein paar Verkehrsprobleme, Engpässe bei Parkplätzen usw.
Verbessern kann man immer etwas, aber die größeren Probleme sind auf Bundesebene zu sehen und weniger auf Landesebene.

Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten zwölf Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Das Unternehmen besteht nun seit mittlerweile vier Jahren und wächst stetig weiter, somit ist bis dato jedes Jahr erfolgreicher als das Vorjahr. Wir können auf die Entwicklung des Unternehmens stolz sein.

Bitte beschreiben Sie ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten (z.B. Produktentwicklung, Projekte, Kundengewinnung…).

Im September 2014 wurde die zweite InsideAx-Niederlassung in Wien eröffnet. Dadurch können wir unsere Kunden im Osten noch besser betreuen.
Im März 2014 konnten wir erfolgreich ein mehrjähriges Forschungsprojekt mit der Universität Zürich und der Johannes Kepler Universität Linz abschließen. Im Zuge dieses Projekts konnten wir zwei neue Produkte entwickeln, zwei neue Mitarbeiter rekrutieren und drei Papers bei internationalen Konferenzen publizieren.
Wir hatten Zuwachs bei den Kunden, nicht nur in Oberösterreich, sondern in ganz Österreich und können somit schon auf eine beachtliche Zahl an Kunden blicken.

Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?
Wir sind sehr zufrieden. Die Qualität Ausbildung an der Johannes Kepler Universität ist sehr gut. Die JKU Linz ist sogar auf Platz 41 unter den internationalen Top 100 Jung-Universitäten. Microsoft Academic Research listet Software Engineering an der JKU Linz unter den Top 50. Es werden zahlreiche Kooperationen mit ansässigen Unternehmen durchgeführt und praxisnahe Bachelor- und Masterarbeiten angeboten. Zusätzlich kann die JKU Linz mit drei Fakultäten (Technisch/Naturwissenschaftlich, Jus, Wirtschaftswissenschaftlich) an einem Campus wertvolle interdisziplinäre Studiengänge wie den Master „Recht und Wirtschaft für Techniker“ anbieten, den zwei unserer Mitarbeiter (beides TNF-Absolventen) inskribiert haben.

Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
InsideAx ist ein spezialisiertes Softwareunternehmen für Dynamics AX ERP-Systeme, Datenanalyse und Dokumentenmanagement-Systeme. Es gibt wenig fertig ausgebildete und verfügbare Arbeitskräfte in diesen Bereichen. Darum schalten wir Anzeigen bei Xing und auf der Homepage der JKU Linz und inserieren in den Oberösterreichischen Nachrichten. Wir rekrutieren die besten Techniker und Berater aus verschiedenen Branchen und bilden diese bei uns im Unternehmen aus. Um kurzfristige Engpässe zu überbrücken, nutzen wir Freiberufler und Nearshoring für einfachere Tätigkeiten.

Bernhard Peham, Geschäftsführer EWW ITandTEL

Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Unsere Kunden sind dynamisch und agieren mit ihren Innovationen am Weltmarkt. Dieser wertschöpfende Einsatz der Informationstechnik ist ein kritischer Erfolgsfaktor.
 
Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen (politisch, wirtschaftlich, sozial…) in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?
Die Rahmenbedingungen sind gut. Wir profitieren von den etablierten Ausbildungsstätten wie der Fachhochschule Oberösterreich und der Johannes Kepler Universität. Das verfügbare Personal ist mobil und auch die Netzwerk-Infrastruktur ist im Vergleich zu anderen Regionen gut. Potenzial nach oben gibt es natürlich immer: Durch die stete Weiterentwicklung vermeiden wir Stillstand und bleiben auch künftig wettbewerbsfähig.
 
Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten zwölf Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Unternehmer erkennen, dass sie sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren sollen und die IT-Infrastruktur in die Hände österreichischer Anbieter legen können. Das spüren wir besonders bei unseren Kunden. Sie schätzen uns als Partner auf gleicher Augenhöhe und tasten sich mit uns gemeinsam an komplexere Cloud-Projekte heran.

Bitte beschreiben Sie ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten (z.B. Produktentwicklung, Projekte, Kundengewinnung…).
Der Meilenstein ist in diesem Geschäftsjahr eindeutig die Übernahme der Telekom-Tochter von ÖBB. Damit konnten wir unsere Positionierung am österreichischen Vernetzungsmarkt festigen und unseren Kundenstock um professionelle und anspruchsvolle Namen erweitern.
 
Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?
Der allseits beklagte Fachkräftemangel macht auch vor unserer Branche nicht halt. Und das, obwohl unsere Bildungseinrichtungen hochqualifizierte Mitarbeiter ausbilden. Mehr Mitarbeiter am freien Markt würden unsere Wachstumskurve jedenfalls positiv beeinflussen.
 
Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Wir nehmen das Thema nun selbst in die Hand. Unsere Mitarbeiter bekommen beim „Training on the job“ genügend Freiraum für Kreativität und Wachstum und wir bilden laufend Lehrlinge in Informationstechnologie und Telekommunikation aus. So wachsen unsere Mitarbeiter mit dem Geschäft, und das Geschäft mit unseren Mitarbeitern.

Christoph Rachlinger, Geschäftsführer map7 Consulting

Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Für uns von map7 Consulting war vor allem die geografische Lage der ausschlaggebende Punkt für die Standortentscheidung. Durch die gute Infrastruktur und Verkehrsanbindung erreichen wir von Wels aus alle unsere Kunden in Österreich sowie in Süddeutschland ­relativ schnell. Zudem hat uns die Clusterstruktur in OÖ angesprochen, durch ­welche sich vielversprechende Netzwerke ­ergeben.
 
Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen (politisch, wirtschaftlich, sozial…) in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?
Man kann in diesem Zusammenhang Oberösterreich nicht isoliert betrachten. Es wäre ziemlich bequem nun in den allgemeinen Tenor einzustimmen, das alles schlecht sei. Das stimmt aber so nicht und wäre auch dem Land und den Menschen gegenüber nicht fair.
Jahrelang wurde den Menschen vermittelt, dass wir auf einer Insel der Seligen leben, eine Zeit lang hat das auch zugetroffen, aber die Zeichen des Umschwungs wurden nicht erkannt oder es wurde zumindest nicht danach gehandelt. Die zukünftigen Überlegungen müssen in die Richtung gehen, was jeder Einzelne zur Verbesserung beitragen kann, auch um den eigenen Arbeitsplatz zu sichern und nicht der Allgemeinheit auf der Tasche zu liegen. Generell bewerte ich die jüngste politische Entwicklung auf Bundesebene als ersten Schritt in die richtige Richtung. Themen wie Arbeitszeitverkürzung halte ich derzeit für entbehrlich – das kostet nur Geld, den Unternehmen und den Menschen, die dann mehr Zeit haben, Geld auszugeben, sie werden aber durch weniger Arbeitszeit nicht mehr Geld zur Verfügung haben.
Am Finanzsektor erleben wir eine absurde Situation. Firmen-Kredite wären so günstig zu haben wie nie zuvor, doch die Banken sitzen dank Basel III in ihrem Busch und trauen sich nicht raus. Das ist besonders schwierig für Jung-Unternehmer, die etwas aufbauen möchten, aber auch wir haben schon die Erfahrung gemacht.

Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten zwölf Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Ich denke, wir können zufrieden und auch ein wenig stolz auf unsere Leistung sein, auch 2014 konnten wir den Umsatz um einen zweistelligen Prozentsatz zum Vorjahr steigern.
Einen großen Anteil davon investieren wir allerdings wiederum in unsere Produkt- und Unternehmensentwicklung. Es gibt noch genug Aufgaben und Ziele, die auf uns warten.
 
Bitte beschreiben Sie ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten (z.B. Produktentwicklung, Projekte, Kundengewinnung…).
Mit unserer soliden, über die Jahre aufgebauten Erfahrung sind wir in der Lage, unsere Kunden effektiv und umfassend im Bereich elektronischer Datenaustausch zu beraten und zu betreuen.
Unsere Kunden sind in den verschiedensten wirtschaftlichen Bereichen angesiedelt, wir können somit auf breites Knowhow verweisen, auch haben wir bereits eine Vielzahl von verschiedenen ERP-Systemen gekoppelt.
In Zukunft sollen am Standort Wels auch Lehrlinge ausgebildet werden. Zum einen profitieren wir damit selbst davon, unsere Mitarbeiter aufzubauen, zum anderen sehen wir es auch als Aufgabe eines attraktiven Unternehmens in einer weiterhin zukunftsträchtigen Branche, jungen Menschen Möglichkeiten zur beruflichen, aber auch zur persönlichen Weiterentwicklung zu bieten. Wir legen hier allerdings den Schwerpunkt auf eine vernünftige Wachstumsstrategie.
Neben der kontinuierlichen Weiterentwicklung und dem stabilen Wachstum von map7 Consulting, war vor allem die Entwicklung unseres neuen Produktes „cloud7 –b2b“ ein besonderes Highlight in den vergangenen Monaten.
Mit dieser EDI-Outsourcing-Lösung bieten wir Unternehmen, die Daten elektronisch mit ihren Geschäftspartnern austauschen, ein umfangreiches und unabhängiges EDI-System mit optimaler Kosten-Nutzen-Relation. Hohe Investitionskosten und die Bindung von internen Ressourcen entfallen dabei.

Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?
Dem Vernehmen nach ist die Ausbildungsqualität gut, wir selbst hatten jedoch noch wenige Berührungspunkte. Es gibt allerdings die Überlegung, in Zukunft  Praktikumsplätze beziehungsweise auch Themen für Projektarbeiten zur Verfügung zu stellen. EDI und EAI als Spezialthemen im IKT-Bereich erfordern ­jedoch, unabhängig von der Ausbildung, jedenfalls eine äußerst umfangreiche Einarbeitungszeit beim jeweiligen Arbeit­geber.
 
Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Da wir laufend neue Stellen besetzen, haben wir in den vergangenen Jahren sehr wohl feststellen müssen, dass es nicht ganz so einfach ist, geeignete Mitarbeiter zu finden. Wobei dies nicht nur an fehlenden Fachkenntnissen liegt, sondern unter Umständen auch an mangelnder Flexibilität (zum Beispiel Umzugs- und Reisebereitschaft).
Wir schreiben daher Jobangebote sehr frühzeitig aus und setzen vor allem dann auch auf interne Weiterbildung und Schulungsmaßnahmen.

Siegmund Priglinger, Unternehmensinhaber dr.priglinger consulting

Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Die IKT-Themen sind in Oberösterreich durch die Gründung des IT-Clusters in den Rahmen des Clusterland-Verbundes OÖ unmittelbar eingebunden. Somit beginnt sich, auf Grund einer straff organisierten Rahmenorganisation ein systematischer Gedankenaustausch mit den IKT-Nutzern aus den anderen Clustern und ein Innovationspotenzial zu eröffnen, den bzw. das es in Österreich sonst nirgends in dieser Kompaktheit gibt.

Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?
Wir sind ein Unternehmen, das sein Wissen anderen IT- und Beratungsunternehmen zur Verfügung stellt, damit diese ihr Dienstleistungsspektrum verbessern: sozusagen „advicing the advicer“. Wir entwickeln Methoden und Verfahren im Umfeld Business Intelligence und gießen dieses Wissen seit neuestem auch in Software. Inwieweit uns die Tochterfirmen der JK Universität und der Fachhochschulen, die ja auch Umsatz machen müssen, als Konkurrenz sehen, bleibt abzuwarten.

Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten zwölf Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Durch die Eröffnung eines Firmenablegers im Softwarepark Hagenberg haben sich etliche Chancen eröffnet, die wir nun bündeln und in konkrete Kooperationen münden lassen. Oberösterreich ist für uns ein Testmarkt.
 
Bitte beschreiben Sie ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten, z.B. Produktentwicklung, Projekte oder Kundengewinnung.
Durch seine international aufgestellte mittelständische Industrie können wir hier in Oberösterreich neueste Methoden und Verfahren zum Thema Smart Data & Reasoning sozusagen testen, für die wir als „großen“ Zielmarkt Deutschland sehen. Die Entwicklung geschieht in einem Verbundsystem von hochkarätigen Spezialisten aus dem KMU-Bereich der DACH-Region, die mit uns zusammenarbeiten.
 
Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?
Die Ausbildungsqualität der JK Universität und der OÖ Fachhochschule ist an sich sehr gut. Wir planen diese auch in naher Zukunft zu nutzen. Bei unseren Themen ist jedoch eine gewisse Seniorität eine wichtige Voraussetzung.
 
Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Unser Konzept ist einfach: Wir holen uns die Spezialisten, die wir zur gemeinsamen Themenentwicklung brauchen, und zwar durch Kooperationen. Und kooperieren andererseits mit Dienstleistern in der DACH-Region, die unser Knowhow in ihren Projekten einsetzen. Es ist unser Ziel, in Form von Kooperationen zu wachsen und Wissen über Smart Data & Reasoning in Software zu gießen, die andere bei ihren Projekten einsetzen.


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