Wien, Wien nur du allein? Was die IKT-Branche betrifft ist das schon lange nicht mehr der Fall – so es denn überhaupt jemals so war. Auch abseits der Bundeshauptstadt werden Innovationen entwickelt. Oberösterreich beispielweise ist mit dem Softwarepark Hagenberg, dem neuen IT-Cluster Oberösterreich und Ausbildungsstätten wie der Johannes Kepler Universität in Linz oder der FH Oberösterreich gut aufgestellt, was Welterfolge "Made in OÖ", wie beispielsweis Runtastic, erst möglich gemacht hat. Im Folgenden haben wir wichtige Akteure der oberösterreichischen IKT-Szene um ihren "Status quo" gebeten. [...]
Wilhelm Weidinger und Wilfried Seyruck, Geschäftsführer PROGRAMMIERFABRIK
Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Wilhelm Weidinger: Im wirtschaftlich sehr erfolgreichen Oberösterreich finden IT-Unternehmen viele potente Kunden vor, die ihre Wettbewerbsfähigkeit durch leistungsfähige IT-Lösungen weiter steigern wollen. Nur in Wien gibt es mehr IT-Unternehmen als in Oberösterreich. Und wir haben weit mehr echte Mittelstandsunternehmen als in anderen Bundesländern. Diese verkaufen sehr erfolgreich Lösungen für viele verschiedene Bereiche: ERP, PPS, E-Government, E-Health, FIBU, etc. Dass sich die IT-Unternehmen hier besonders gut entwickeln, verdanken wir vor allem den zahlreichen und vielfältigen Ausbildungseinrichtungen für IT-Fachkräfte, die mehr Studienplätze als in anderen Bundesländern bieten. Aber auch die IKT-Infrastruktur ist leistungsfähiger als anderswo, weil man in Oberösterreich beispielsweise frühzeitig erkannt hat, wie wichtig der Glasfaserausbau ist.
Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe?
Wilfried Seyruck: Mit den von Oberösterreich bestimmten Rahmenbedingungen können wir gut leben. Nicht mehr zeitgemäße Bundesgesetze erschweren uns aber die Arbeit. Ein Beispiel dafür ist das Arbeitszeitgesetz. Da Dienstleistungen nicht auf Vorrat erbracht werden können, ist es für die IT-Branche dringend erforderlich, dass die Arbeitszeit flexibler gestaltet werden kann. Viele Mitarbeiter fühlen sich durch dieses starre Gesetz mehr eingeengt als geschützt. Gerade hochqualifizierte und entsprechend bezahlte IT-Spezialisten wollen selbstbestimmt arbeiten. Dadurch entscheiden sich immer mehr IT-Spezialisten als Ein-Personen-Unternehmer tätig zu werden. EPU mit Spezial-Knowhow bei Projekten einzubinden, wird durch die derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen bezüglich der Abgrenzung zwischen Werkvertrag und Dienstvertrag aber erschwert. Eine Zusammenarbeit über Firmengrenzen hinweg, die wegen hoher Spezialisierung oft dringend notwendig ist, um anspruchsvolle Projekte durchzuführen, wird dadurch ebenfalls erschwert oder verhindert.
Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten 12 Monaten im Vergleich zu den vorangegangen Jahren?
Weidinger: Im letzten Geschäftsjahr konnte die PROGRAMMIERFABRIK ihren Umsatz auf 13,6 Mio. Euro steigern. Das ist ein Plus von 15,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ermöglicht wurde dieses überdurchschnittliche Wachstum durch Großprojekte wichtiger Kunden, die uns seit vielen Jahren schon ihr Vertrauen schenken.
Bitte beschreiben Sie ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten – z.B. Produktentwicklung, Projekte und Kundengewinnung.
Seyruck: Das Highlight der von uns abgewickelten Projekte der letzten 24 Monate stellt das Projekt K5 – Kommunalmanagement der neuen Generation – dar. Dabei wurde in unserem Haus erstmals ein Projekt dieser Größe mit dem agilen Vorgehensmodell SCRUM entwickelt. Obwohl oder gerade weil wir uns komplexen Anforderungen von fünf Auftraggebern gegenüber sahen, haben wir mit dieser Methode der Projektentwicklung beste Erfahrungen gemacht. Alle Projektbeteiligten – Aufraggeber und Auftragnehmer – sind von der angewandten Methode voll überzeugt und machen die agile Softwareentwicklung ganz wesentlich für die hohe Akzeptanz des entstandenen Produktes beim Kunden verantwortlich. Die große Anzahl an Installationen beim Kunden – mittlerweile ist K5 bereits bei mehr als 260 Gemeinden im Produktivbetrieb – ist der beste Beweis für ein richtungsweisendes und äußerst erfolgreiches Projekt. In den nächsten Jahren werden daher weitere 1.400 Gemeinden auf diese Lösung umsteigen.
Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?
Weidinger: Als Systemhaus mit vielen verschiedenen Anforderungen beschäftigt die PROGRAMMIERFABRIK Absolventen und Absolventinnen fast aller IT-Ausbildungseinrichtungen. Vorwiegend nehmen wir aber Absolventen der einschlägigen HTL, der Fachhochschul-Studiengänge in Hagenberg sowie der Uni Linz auf. Mit der Qualität der Ausbildung sind wir durchwegs zufrieden. Da wir unterschiedliche Qualifikations-Levels benötigen, ist das große Angebot an unterschiedlichen Ausbildungseinrichtungen – IT-HTL, FH, Uni – für uns sehr wichtig. Mittlerweile gibt es ein sehr breites Angebot an IT-Ausbildungsmöglichkeiten, das nur mehr schwer überschaubar ist. Durch die vielen angebotenen Spezialisierungen wird den Schülern die Wahl der am besten geeigneten Studienrichtung nicht gerade erleichtert. Da zu Beginn einer Ausbildung die individuellen Neigungen und Begabungen oft noch nicht transparent sind, wäre es aus unserer Sicht vorteilhaft, wenn man sich erst nach einer IT-Grundausbildung für ein Spezialgebiet entscheiden müsste.
Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Fachkräftemangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Seyruck: Der Mangel an gut ausgebildeten IT-Fachkräften ist trotz schwacher Konjunktur ein massives Problem. Immer wieder müssen wir deswegen sogar Aufträge ablehnen. Um den Bedarf an IT-Experten nachhaltig zu decken, pflegen wir intensiven Kontakt mit den Ausbildungseinrichtungen und den Absolventenverbänden. Selbstverständlich präsentieren wir uns auch auf den einschlägigen Karriere-Messen. Entscheidend ist es aber, die zukünftigen Mitarbeiter schon während ihrer Ausbildung näher kennen zu lernen. Daher beschäftigen wir jeden Sommer zahlreiche Ferial-Praktikanten und wir bieten Studenten und Studentinnen die Möglichkeit, ihr Praxis-Semester bei uns zu absolvieren oder ihre Diplomarbeit bei uns zu schreiben. Dadurch konnten wir schon einige ausgezeichnete Fachkräfte für uns gewinnen.
Wolfgang Freiseisen, Geschäftsführer RISC Software
Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Zum einen natürlich der Softwarepark Hagenberg, der seit mehr als 20 Jahren eine international Drehscheibe für Anwendung, Forschung und Lehre darstellt und zum anderen der relativ neu gegründete IT-Cluster, der IKT-Unternehmen vernetzt und Kräfte bündelt, um so die regionale Wirtschaft im internationalen Wettbewerb zu unterstützen.
Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen (politisch, wirtschaftlich, sozial…) in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?
Die Rahmenbedingungen sind derzeit sehr gut, sowohl seitens der Forschungslandesrätin Doris Hummer als auch seitens des Wirtschaftslandesrats gibt es für die Themen der Unternehmen viel Unterstützung und Verständnis! Wenn das Programm OÖ2020 des Landes Oberösterreich hält, was man sich davon verspricht, sieht es für den Standort schon sehr gut aus.
Hemmschuhe sind natürlich der Dauerbrenner Bürokratie und die Veränderungsresistenz in manchen Unternehmen. Letzteres wird durch die nachrückenden jungen Innovatoren deutlich besser.
Viele Förderprogramme sind sehr hoch überzeichnet, sodass bei Einreichung nur eine kleine Chance besteht, überhaupt Fördermittel zu erhalten, sodass viele Unternehmen eine Einreichung scheuen. In diesem ganzen Bereich der Förderungen gibt es sicher noch Optimierungspotenzial.
Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten zwölf Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Wir sind mit der Geschäftsentwicklung zufrieden, spüren aber schon in manchen Branchen die rückläufige Wirtschaft, das führt zu Auftragsverschiebungen und zu recht zögerlicher Investition. Aufgrund unseres hohen Qualitätsanspruchs und Nutzenorientierung ist die Kundenzufriedenheit extrem hoch. Dadurch investieren Unternehmen gerade in schwierigen Zeiten bei uns in zukunftsweisende F&E-Projekte.
Bitte beschreiben Sie ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten (z.B. Produktentwicklung, Projekte, Kundengewinnung…).
Über unsere Kunden dürfen wir leider sehr häufig nicht reden, aber ein paar Highlights aus dem Bereich Forschung und Entwicklung können schon angeführt werden:
SmaPro etwa ist ein Qualifizierungsnetzwerk für Smart Production, also Maschinendatenanalyse und -interpretation in der Produktion. SmaPro zielt darauf ab, die Unternehmen auf die Herausforderungen des Zukunftsthemas Industrie 4.0 vorzubereiten, zum Beispiel soll durch Kompetenzvertiefung die Digitalisierung der Produktion vorangetrieben werden.
Die Virtual Machining Library (VML) ermöglicht eine geometrische Modellierung und Visualisierung von zerspanenden Bearbeitungsprozessen in Echtzeit
Gemeinsam mit der Pfeiffer Gruppe, dem Logistikum FH Steyr und der Post erforschen wir neue Wege im Internethandel mit Lebensmittel. Dabei geht es unter anderem um die zeitnahe flächendeckende Hauszustellung von Gütern des täglichen Bedarfs.
Wir haben auch einen last-mile-simulation-framework zur Abbildung und Bewertung verschiedenster Szenarien entwickelt.
Auf EU-Ebene haben wir das Projekt Mr.SymBioMath erarbeitet: Hier geht es um die Verarbeitung großer Datenmengen die bei Genomsequenzierung erzeugt werden und die Visualisierung der Ergebnisse als Cloud-Computing-Lösung.
Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?
Die Ausbildungsqualität von beiden Einrichtungen – der Johannes Kepler Universität und der FH Oberösterreich – ist sehr gut, speziell die sehr professionelle Zusammenarbeit dieser Einrichtungen mit den in Oberösterreich ansässigen Unternehmen ist hier hervorzuheben.
Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Derzeit sind wir noch sehr wenig vom Fachkräftemangel betroffen, allerdings gehen wir schon davon aus, dass dieses Problem in den nächsten Jahren größer wird, da die Studentenzahlen bei den MINT-Fächern rückläufig sind.
International spürt man schon den Wettbewerb um die besten Köpfe, allein im letzten Jahr sind zwei unserer Kollegen nach Zürich zu Google abgewandert. Ich möchte aber auch noch erwähnen, dass es uns speziell am Herzen liegt, mehr Frauen in die Technik zu bringen bzw. ihnen den Berufseinstieg zu erleichtern.
Peter Wahl, Geschäftsführer WIKA Systems Austria
Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Peter Wahl: Oberösterreich ist durch eine sehr starke Dynamik und wirtschaftliche Stabilität gekennzeichnet. Betriebe unterschiedlichster Unternehmensgrößen von KMU bis große Mittelständler verschiedenster Branchen sind im Wirtschaftsraum Oberösterreich vertreten. Allesamt ausgezeichnet durch hohe Innovationskraft und den Vorteil der zentralen Lage in Österreich, sind sie ein wichtiges nationales Bindeglied zwischen West und Ost, haben aber auch die strategische Nähe zu angrenzenden internationalen Beschaffungs- und Absatzmärkten rund um das Bundesgebiet. Die perfekte geografische Lage und die gut ausgebaute Infrastruktur – etwa Verkehrsanbindung – verschaffen Oberösterreich zusätzlich Vorteile gegenüber anderen heimischen Regionen
Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen (politisch, wirtschaftlich, sozial…) in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?
Die Politik ist gefordert, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen permanent zu optimieren. Optimierungen reichen von steuerlichen Entlastungen der Unternehmen bis zu Investitionen in Bereiche, die sich positiv auf die Konjunktur und die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Oberösterreich auswirken.
Einerseits sind Maßnahmen zu treffen, die die Gefahr der Abwanderung der Betriebe in kostenschonendere Länder verhindern, andererseits sollte der Import von Kapital und die Investitionsfreude ausländischer Investoren beachtet werden. Nur die kontinuierliche Weiterentwicklung unseres Bundeslands Oberösterreich sichert langfristig den Erhalt der Arbeit und die Attraktivität als Wirtschaftsstandort.
Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten zwölf Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Trotz der anhaltend herausfordernden Konjunkturlage und dem damit verbundenen Rückgang der Investitionsbereitschaft der Unternehmen, konnten wir uns weiterhin solide entwickeln. Obwohl der Geschäftsverlauf leicht hinter den ursprünglichen Erwartungen blieb. Wir nutzen die Zeit der geringeren Nachfrage für die Entwicklung neuer Produkte und die Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter und somit unseres Unternehmens. Mit Investitionen in Aus- und Weiterbildung stärken wir unsere Position als kompetenter Lösungsanbieter für KMU und Mittelstand – nicht nur im Wirtschaftraum Oberösterreich.
Bitte beschreiben Sie ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten (z.B. Produktentwicklung, Projekte, Kundengewinnung…).
In den letzten 24 Monaten konnten wir eine Reihe Neuerungen umsetzen, die unseren Kunden einen deutlichen Wettbewerbsvorteil bringen. Von der standardisierten Anbindung eines Onlineshops, um MultiChannel-Strategien umzusetzen, bis zum Template2Go für KMU reicht die Realisierung von innovativen Ideen und deren Umsetzung in Standardprodukte.
Das Thema E-Commerce wird mittelfristig nahezu jedes Unternehmen betreffen. Viele Unternehmen arbeiten heute schon an Strategien und deren Umsetzung. Die Kunst, Bewährtes mit Zukunftsweisendem zu verbinden, war Ansporn und Zielsetzung zugleich. Als IT-Systemhaus und Lieferant für leistungsfähiges ERP haben wir die Integration des modernen Onlineshops MaaS AX mit unserer ERP-Lösung Dynamics AX geschaffen. Sämtliche Dynamics-AX-Kunden können nun einfach und kostengünstig ihre MultiChannel-Strategien verwirklichen, ohne selbst zeitraubende Forschungen zu betreiben.
Eine weitere Herausforderung haben wir initiativ angenommen. Auch ein KMU, oder gerade ein KMU, braucht leistungsfähige Produkte. Einerseits der Anspruch breiter und tiefer Funktionalität, andererseits ein Kostenkorsett, das zeitraubende Forschung und lange Implementierungszyklen nicht zulässt. Mit unseren Templates2go schaffen wir diese Brücke. Ein Setup aus Wissen und Praxis ermöglicht es nun, rasch loszulegen! Installation – Schulung – Datenaufbau und Go Live. Geringe Kosten und kurzfristiger produktiver Einsatz unserer Lösungen verschaffen den KMU Zutritt zu anspruchsvollen Lösungen.
Die Aufnahme neuer Produkte etwa aus dem Bereich DMS und deren Integration in die zentrale ERP-Plattform sind weitere Maßnahmen, mit denen wir unsere bestehenden und zukünftigen Kunden begeistern werden.
Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?
Die Ausbildung der oberösterreichischen Einrichtungen ist von hoher Qualität und praxisorientiert. Schon während des Studiums arbeiten die Studierenden an konkreten Projekten. Die verstärkte, anwendungsorientierte Zusammenarbeit mit der Wirtschaft rundet die hochqualifizierte Ausbildung ab. Wir sehen darin eine bewährte Basis für die nachfolgende Entwicklung der Studentinnen und Studenten.
Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Der Facharbeitermangel begleitet unsere Branche schon seit einigen Jahren. Es wird immer schwieriger, geeignete Mitarbeiter zu finden. In unserer Branche brauchen wir teils tiefes Knowhow und langjährige Erfahrung – die Kunden erwarten das und die Verantwortung, mit der wir unsere Kunden betreuen, verlangt neben dem sozialen Anspruch ein hohes Maß an Qualität, Weitblick und bewährter Verwurzelung in der Praxis. Wir setzen daher auf Mitarbeiterbindung, um der Abwanderung beziehungsweise Abwerbung durch andere Unternehmen vorzubeugen. Zusätzlich investieren wir verstärkt in die Rekrutierung, Entwicklung und in die Work-Life-Balance der Mitarbeiter.
Klaus Pirklbauer, CEO Software Competence Center Hagenberg
Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Klaus Pirklbauer: Die Kombination aus sehr guten Ausbildungseinrichtungen, weithin sichtbaren Forschungseinrichtungen und innovativen Unternehmen zeichnet den IKT-Standort Oberösterreich aus. Der Softwarepark Hagenberg, in dem sich auch das Software Competence Center Hagenberg (SCCH) befindet, ist ein Beispiel für das Zusammenspiel dieser drei Komponenten. Man darf aber IKT generell und auch am Standort Oberösterreich nicht nur im Sinne von Softwareunternehmen sehen. Die Bedeutung der IKT in allen Branchen führt dazu, dass viele Innovationen in diesem Bereich von recht unterschiedlichen Unternehmen getrieben werden. In Oberösterreich sind das unter anderem viele produzierende Unternehmen. Das SCCH hat sich mit seiner Forschung stark auf diese Zielgruppe ausgerichtet und treibt damit die IT-Komponente von Industrie 4.0 voran.
Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen (politisch, wirtschaftlich, sozial…) in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?
Oberösterreich ist mit seinen Einrichtungen und Strukturen gut aufgestellt. Das strategische Programm Innovatives Oberösterreich 2020 hat mit seiner Ausrichtung wichtige Themen in den Fokus gesetzt. Trotzdem wünscht man sich aus Sicht einer Forschungseinrichtung immer noch mehr. Mehr Bereitschaft zur gemeinsamen Forschung, mehr interdisziplinäre Forschung, mehr Effizienz bei manchen Förderprogrammen. Speziell Förderprogramme mit extrem niedrigen Erfolgsaussichten – tw. unter 5 Prozent – bei denen man trotz sehr gut bewerteter Forschungsthemen aus Geldmangel nicht zum Zug kommt, sind natürlich ein Hemmschuh. Generell glaube ich aber, dass wir gute Rahmenbedingungen haben.
Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten 12 Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Die letzte Zeit hat wieder gezeigt wie wichtig anwendungsorientierte Forschung für die Unternehmen ist. Die hochqualitativen Forschungsdienstleistungen des SCCH waren immer gut nachgefragt. Aktuell stoßen wir allerdings schon an unsere Grenzen, weil die Nachfrage nochmals gestiegen ist.
Bitte beschreiben Sie ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten (z.B. Produktentwicklung, Projekte, Kundengewinnung…).
Das SCCH war bei der COMET Ausschreibung wieder erfolgreich. Somit ist das SCCH weiterhin ein COMET-K1-Zentrum, welches zum Wissenstransfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft beiträgt. Mit dem SCCH forschen aktuell 23 Unternehmenspartner (4 davon sind neu) und 11 Institute von 6 verschiedenen Universitäten. Außerdem feiert das SCCH in diesem Jahr sein 15jähriges Bestehen.
Ein Highlight ist sicherlich auch, dass wir in der IKT-Komponente im Bereich Industrie 4.0 einige Projekte erfolgreich abgeschlossen haben. Zum Beispiel im Bereich der Datenanalyse oder der wissensbasierten Bildverarbeitung.
Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?
Die Qualität der universitären Ausbildung in Oberösterreich ist sehr gut. Generell ist aber immer mehr zu spüren, dass die StudenInnenzahlen in den einschlägigen technischen Studienrichtungen – für uns speziell in der Informatik – sich nicht so entwickeln, dass sie langfristig den Bedarf in den Unternehmen decken können. Besonders wünschen wir uns AbsolventInnen mit Forschergeist, die sich auch für die Karriere in einem Forschungszentrum begeistern können.
Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Als Forschungseinrichtung benötigen wir hauptsächlich UniversitätsabsolventInnen. Dort merken wir schon sehr stark den Kampf um die Arbeitskräfte. Wir haben ein sehr internationales Team, würden uns aber auch mehr österreichische Bewerber und ganz besonders Bewerberinnen wünschen. Unsere Maßnahmen zielen darauf ab, einerseits als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, reichen aber andererseits bis zur Attraktivierung von technischen Studien schon bei Schülerinnen und Schülern. Einen ganz besonderen Schwerpunkt setzen wir dabei auf Frauen, denen wir Informatik und die Arbeit in der Forschung schmackhaft machen wollen. Konkret können Schülerinnen am Girls‘ Study Day teilnehmen. Und jedes Jahr bieten wir eine Reihe von Schnupperprakika im Rahmen der „Talente Schnupperprakika“ an. Bei der langen Nacht der Forschung zeigen wir der breiten Öffentlichkeit unsere Forschungsergebnisse und hoffen auch dadurch, Begeisterung für die Software-Forschung zu wecken. Studenten laden wir ein Praktika bei uns zu absolvieren. Außerdem vergeben und betreuen wir Master- und PHD Arbeiten. (aw/rnf)
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