Ohne Automatisierung keine Digitalisierung

Mit Automatisierung streben Firmen vorrangig geringere Kosten bei IT-Administration und -Betrieb, höhere Produktivität der IT-Mitarbeiter sowie weniger Fehler bei Entwicklung und Deployment an. Dennoch kommt Automatisierung in hohem Maße der Digitalisierung zugute. [...]

Der Hebel wurde erkannt, aber noch nicht richtig angesetzt. (c) pixabay
Der Hebel wurde erkannt, aber noch nicht richtig angesetzt. (c) pixabay

Automatisierung ist ein wichtiger Erfolgsfaktor in Unternehmen. Diese Erkenntnis hat sich in deutschen Firmen weitgehend durchgesetzt. Bestätigt hat das Anfang 2018 erneut eine von Crisp Research in Kooperation mit Nexinto und Hewlett Packard Enterprise (HPE) veröffentlichte Studie. Sie zeigt allerdings auch, dass immer noch viel zu tun bleibt, bis die als notwendig erkannten Maßnahmen in der Praxis auch erfolgreich umgesetzt sind.

Der Studie von Crisp Research zur Automatisierung der IT-Infrastrukturzufolge können 73 Prozent der Unternehmen bislang lediglich einen Automatisierungsgrad von weniger als 30 Prozent vorweisen. Die befragten IT-Entscheider planen allerdings, den Automatisierungsgrad in ihrem Unternehmen bis 2020 auf durchschnittlich 58 Prozent zu erhöhen. Als wesentliche Werkzeuge, um diese Ziele zu erreichen, werden Robotik, Maschinenlernen, Künstliche Intelligenz und Cloud-Plattformen genannt.
Nach Ansicht von Crisp Research hatAutomatisierung zahlreiche positive Auswirkungen. Besonders in Hinblick auf die Faktoren Kosten, Zeit und Qualität lasse sich damit viel erreichen. Anfang 2018 wird das Potenzial in der Regel jedoch nur ansatzweise ausgeschöpft. Die befragten Unternehmen haben jedoch bereits sehr genaue Vorstellungen, wobei weitere Automatisierungsmaßnahmen ihnen helfen sollen. Am häufigsten sind dies Kostenreduzierung, Produktivitätssteigerung und Fehlerprävention.

WAS MAßNAHMEN ZUR AUTOMATISIERUNG BRINGEN SOLLEN

Hinsichtlich der Kostenreduzierung steht bei den Unternehmen die Senkung von IT-Administrations- und Betriebskosten im Mittelpunkt. Damit liegen sie den Analysten zufolge richtig. Einem Berechnungsmodell von Crisp Research zufolge sind durch Automatisierungsmaßnahmen für die Jahre 2017 bis 2020 zusammengenommen Einsparungen von insgesamt 6 Milliarden Euro möglich.

Die Betriebskosten müssen runter, damit Geld und Zeit für die anstehenden Innovationsaufgaben zur Verfügung steht. (c) Crisp Research
Die Betriebskosten müssen runter, damit Geld und Zeit für die anstehenden Innovationsaufgaben zur Verfügung steht. (c) Crisp Research

Die erhoffte Produktivitätssteigerung der ITMitarbeiter ist für 65 Prozent der Unternehmen keine Maßnahme, um Stellen abzubauen. Sie sehen lediglich andere Aufgaben die Mitarbeiter zukommen, für die ihnen durch Automatisierung der Rücken freigehalten werden soll. 11 Prozent der Befragten wollen ihre IT-Mannschaft sogar trotz eines höheren Automatisierungsgrades aufstocken. Sie begründen das mit steigenden Kundenanforderungen und der technisch immer komplexer werdenden IT-Architektur.

Ein wichtiger Aspekt hinter den Automatisierungsmaßnahmen ist zudem die Fehlerprävention. Potenzial sehen die Befragten dafür insbesondere bei Entwicklungs– und Deployment-Prozessen. Indirekt zeigt dies auch, dass dafür immer weniger Zeit zur Verfügung steht und Fehler immer weniger toleriert werden können, da die Bedeutung IT-gestützter Prozesse insgesamt stark zugenommen hat.

Robotereinsatz und Maschinenlernen sind als Automatisierungsmaßnahmen populär. Konkret genutzt wird aber vor allem Cloud und Spezialsoftware. In beiden Bereichen sind zudem auch künftig hohe Investitionen geplant. (c) Crisp Research
Robotereinsatz und Maschinenlernen sind als Automatisierungsmaßnahmen populär. Konkret genutzt wird aber vor allem Cloud und Spezialsoftware. In beiden Bereichen sind zudem auch künftig hohe Investitionen geplant. (c) Crisp Research

Der Wunsch nach verstärkter Automatisierung dürfte aber auch darauf zurückzuführen sein, dass die in den vergangenen Jahren eingesetzten EntwicklungenIT im Handbetrieb“ einfach nicht mehr zulassen. Die in größeren Firmen heute selbstverständliche Nutzung mehrerer Cloud– oder SaaS-Angebote bringt zwar den Mitarbeitern Vorteile bei Flexibilität und Geschwindigkeit, der IT aber neue und ungewohnte Aufgaben.

Trends wie Industrie 4.0 und Internet der Dinge (IoT) sorgen teilweise für eine explosionsartig zunehmende Anzahl vernetzter Geräte, die sich noch dazu an bislang von der IT nicht betreuten Orten befinden oder wenn sie bei Kunden stehen nur bedingt der Kontrolle der IT-Abteilung unterstehen. Dazu kommen stärker schwankenden Belastungsspitzen, zusätzliche Gefahren durch neuartige IT-Angriffe und ein erhöhtes Flexibilitätsbedürfnis der Fachabteilungen.

Oder anders gesagt: Die Hütte brennt an allen Ecken. Mit der Löschdecke herumzurennen, ist völlig aussichtslos. Nur eine Sprinkleranlage kann da noch helfen. Übertragen auf die IT ist diese Sprinkleranlage die Automatisierung der Infrastruktur. Dafür gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Die Integration der Automatisierungsbemühungen der einzelnen Hersteller in den Teilbereichen oder der Griff zu übergreifenden Tools, die Automatisierung von zentraler Stelle aus vorgeben, durchsetzen und kontrollieren.

BEISPIEL: AUTOMATISIERUNG MIT HPE ONEVIEW

Die Anbieter in den Teilbereichen – Security, Server, Netzwerk, etc. – geben sich zwar redlich Mühe, ihre Hausaufgaben bei der Automatisierung zu machen, werden aber letztlich wohl damit leben müssen, dass sie bei den umfassenderen Werkzeugen andocken. Alleine werden sie die anstehenden Herkulesaufgaben nicht bewältigen können.

Große Generalisten wie Hewlett-Packard Enterprise haben da eine wesentlich bessere Ausgangsbasis. Sie springen auf denTrend zu Hyper Converged Infrastructureauf und integrieren zusätzlich zu Server, Storage, Netzwerk und einer Virtualisierungstechnologie weitere Bereiche, in denen sie ihre Stärken haben. Über das Gesamtpaket stülpen sie dann ihre Verwaltungs- und Kontroll-Software.

Ausgehend von seinen Servern hat HPE ein umfassendes "Hyper-konvergentes" Infrastrukturportfolio geschaffen und zentral verwaltbar gemacht. (c) HPE
Ausgehend von seinen Servern hat HPE ein umfassendes „Hyper-konvergentes“ Infrastrukturportfolio geschaffen und zentral verwaltbar gemacht. (c) HPE

Im Falle von HPE heißt dieHPE OneView. Neben der zentralen Steuerung aller Server im Netzwerk lassen sich damit auch Speicher- und Netzwerkkomponenten verwalten. Dieser zentrale Ansatz erleichtert nicht nur die Automatisierung vieler Aufgaben, sondern den ITMitarbeitern auch die Steuerung der Automatisierung, greifen sie doch vor allem – oder in der idealen Welt des jeweiligen Herstellers – nur auf sein Tool zu.

Im Falle von HPE OneView stehen zudem zum Beispiel Vorlagen zur Verfügung, über die Server automatisch konfiguriert werden. Das geht nicht nur schnell und fehlerfrei, sondern sorgt auch für einheitliche und nachvollziehbare Strukturen. Probleme werden weiter dadurch reduziert, dass HPE die Vorlagen auf seine Produkte abgestimmt hat und natürlich bestrebt und auch in der Lage ist, die für die Kunden optimal einzustellen. Das geht bis zur automatisch ausgelösten Belieferung mit Ersatzteilen, sofern die erforderlich ist.

DAS RENNEN UM AUTOMATISIERUNG HAT ERST BEGONNEN

HPE OneView ist nur ein Beispiel für das Vorgehen der IT-Anbieter. Die üblichen Konkurrenten verfolgen ähnlichen Ansätze. Laut Crisp Research dürfen sie alle auf gute Geschäfte hoffen, denn „ein Großteil der Unternehmen befindet sich derzeit noch in der Semi-Automation-Phase“. Das heißt, dass zwar bereits erste IT– und Geschäftsprozesse automatisiert gesteuert werden, der Reifegrad der Automatisierung aber erst bei 10 bis 30 Prozent liegt.

Das soll sich jedoch bald ändern. Ein Großteil der in der Studie befragten Unternehmen beschäftigt sich bereits mit konkreten Umsetzungsstrategien und hat bereits konkrete Implementierungserfahrungen gesammelt. Vorreiter sind Firmen aus IT, Telekommunikation und Medien, aber auch die Automobilbranche sowie die metallverarbeitenden Industrie sind eigener Einschätzung zufolge in ihrem Automatisierungsprozess schon weit fortgeschritten.

„Es ist daher wichtig für Unternehmen den Anschluss nicht zu verlieren und ein Budget für das Fortschreiten der Automatisierung im eigenen Unternehmen bereitzustellen. Sofern die eigenen Kompetenzen im Unternehmen noch nicht vorhanden sind, sollten möglichst schnell kompetente Partner evaluiert und hinzugezogen werden, um im Transformationsprozess beratend zur Seite stehen zu können“, so die Empfehlung von Crisp Research.

*Peter Marwan ist Redakteur bei ChannelPartner


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