OpenStack erfolgreich umsetzen

HP, IBM, Red Hat, eNovance und Mirantis: OpenStack-Anbieter sind zur Zeit in aller Munde. Immer mehr Unternehmen entdecken OpenStack für sich und setzen die Technologie zum Aufbau ihrer privaten Clouds ein - Tendenz steigend. Doch was macht OpenStack überhaupt so besonders? [...]

Während die Services von Amazon Web oder Google die Gestaltungsfreiheit des Nutzers einschränken und bestimmte Vorgaben einzuhalten sind, punktet OpenStack mit einer offenen Architektur und freier Wahl bei der Verwendung seiner Komponenten. Die Cloud-Umgebung kann ganz benutzerindividuell gestaltet werden: Software und Betriebssystem sind frei wählbar, Daten sowie Sicherheits- und Privatsphäre-Einstellungen können vom Nutzer kontrolliert werden. Dadurch ergibt sich in der Cloud der Aufbau einer regelrechten Infrastruktur, die ganz auf die individuellen Bedürfnisse des Nutzers abgestimmt ist. Dass OpenStack mehr als nur ein Hype und bereits vielfach im Einsatz ist, zeigen die folgenden Beispiele aus der Praxis.

OPENSTACK – READY FOR PRIMETIME
Im Zeitalter von Online-Banking, bargeldlosem Bezahlen und mobilen Endgeräten rückt der Wunsch, Zahlungen zu jeder Zeit, an jedem Ort und von jedem Endgerät aus vorzunehmen immer mehr in den Fokus. Seinen Kunden diesen Wunsch zu erfüllen, hat sich ein globales Online-Bezahlsystem auf die Fahnen geschrieben und 2011 in OpenStack investiert, um seine eigene private Cloud-Infrastruktur aufzubauen. OpenStack unterstützt den Anspruch des Unternehmens, für seine weltweit 113 Millionen registrierte Nutzer zu 99.9999 Prozent verfügbar zu sein sowie eine stabile Plattform anzubieten, auf der die Kunden Transaktionen durchführen können. Egal, wann, wo und wie die Kunden die Dienste des Online-Bezahlsystems nutzen, dank der OpenStack Cloud können sie stets ihren Geschäften nachkommen. Gleichzeitig können schnelle Anpassungen durchgeführt werden, um beispielsweise auf wachsende Ansprüche und sich ändernde Bedürfnisse der Kunden zu reagieren. OpenStack als Open Source-Produkt ermöglicht dem Unternehmen zudem eine flexible, bedarfsbezogene Wahl der OpenStack-Komponenten sowie keine Einschränkung durch urheberrechtliche Einstellungen. Dies ist vor allem für Verkäufer vorteilhaft, da es die Auseinandersetzung mit vielfältigen Patent- und IP-Portfolios erspart, um die Bedürfnisse der Käufer zu erfüllen. Insgesamt verwendet der Anbieter des Online-Bezahlsystems ein breites Portfolio von OpenStack-Technologien, um die Kernbereiche Mobilität, Bezahlung, Kredit, Händler sowie Web-Operationen für seine registrierten Nutzer zu unterstützen. Zudem legt es seinen Fokus auf die primären Fähigkeiten der OpenStack-Plattform wie Networking, Compute und Storage. Der Einsatz von OpenStack bietet zudem mehr Freiraum bei Einsatz und Entwicklung durch die Möglichkeit der Arbeit in kleinen Teams, die für einen bestimmten Bereich zuständig sind, anstelle eines großen, universellen Teams. Aufgrund der Eigenschaften von OpenStack als OpenSource-Produkt können eigene Ergebnisse in die Community eingebracht und sich dort mit anderen OpenStack-Nutzern ausgetauscht werden. Auf diesem Weg erhält das Online-Bezahlsystem Einblicke in das Tätigkeitsfeld anderer Organisationen und kann bei seiner Arbeit von diesen Kenntnissen profitieren. Was im Dezember 2011 mit der Entwicklung eines Prototyps inmitten der Online-Ferien-Shopping-Saison, einem engen Zeitplan und einem kleinen Team von zwei Entwicklern begann, hat sich somit in der Zwischenzeit als eine wertvolle Investition in OpenStack bestätigt.

WEITER AUF DEM VORMARSCH
Ein globales Konferenz-Organisations-System sorgt durch den Einsatz von OpenStack ebenfalls dafür, dass die Thematik an Aktualität gewinnt. Wie schon beim globalen Online-Bezahlsystem so hat auch hier die dauerhafte Verfügbarkeit höchste Priorität: Egal, ob am Mittwochnachmittag um 16 Uhr oder um drei Uhr Samstags morgens – der Kunde kann zu jeder Zeit ein Meeting durchführen. Neben der High Availability spielt auch die Robustheit der zugrundeliegenden Infrastruktur der Cloud eine wichtige Rolle, da das Konferenz-Organisations-System durch seine weltweite Nutzung und starke Frequentierung über ein hohes Öffentlichkeitsprofil verfügt. Für die Wahl einer OpenStack Cloud waren jedoch noch weitere Faktoren wie Transparenz und Flexibilität sowie die Verbindung von standardisierter Open Source-Software und komplexer Infrastrukturformen entscheidend. Aufgrund der hochspezialisierten Services wie Ton, Video und Screensharing, die das System zur Verfügung stellt, sind die Anforderungen an die Cloud extrem hoch. Um die Hauptservices von OpenStack in einer derartigen Umgebung umzusetzen und volle Belastbarkeit sowie dauerhaften Einsatz zu ermöglichen, wurde ein Set von Puppet-Manifesten geschrieben, um Compute-und Speicherservices auf Abruf bereitzustellen. Die hoch verfügbare Software-Architektur umfasst OpenStack Compute- (Nova) und OpenStack Objektspeicher-Services (Swift) sowie ein aktiv-aktiv HA-Paar von Controller-Knoten, denen ein HA Proxy Load Balancer vorgeschaltet ist. Eingerichtet in der Cloud ist außerdem ein Block-Spreicher-Service für Nova Compute. Normalerweise ist der Block-Speicher in OpenStack ortsunabhängig, was ermöglicht, dass eine virtuelle Maschine (VM) Block-Speicher-Ressourcen von mehreren Netzwerken, die weit auseinanderliegen, zugeordnet wird. Aufgrund eines kundenspezifischen Block-Speicher-Plans ist nun die Zuordnung von VM-unabhängigen Block-Speicher-Einheiten anhaltenden Volumen zu lokalen virtuellen Maschinen möglich. Ein Objektspeicher-Service durch Swift ist ebenfalls in die Cloud-Infrastruktur integriert. Dieser wurde noch durch einen Uploader für mehrteilige Files erweitert, der von Anwendungsentwicklern via Apache Jcloud, einem Open Source multi-Cloud Toolkit für Java, angesprochen werden kann. Da die OpenStack Cloud des Konferenz-Organisations-Systems sich über weltweit verteilte Datenzentren erstreckt, musste in der Essex Release von Swift eine Lücke geschlossen werden, um die Datenspeicher örtlich zuzuordnen. Mittels eines Black-Box-Tests kann eine kontinuierliche Bewertung der OpenStack Cloud Konfiguration des Konferenz-Organisations-Systems durchgeführt und so überprüft werden, ob die an die Cloud gestellten Anforderungen hinsichtlich der einzelnen Funktionen erfüllt werden.

TELEKOM AUS DER CLOUD
In der OpenStack Community wird derzeit viel darüber diskutiert, was die Zukunft von OpenStack bringen wird. Die Telekommunikationsindustrie ist ein weiterer Bereich, in den OpenStack beginnt, vorzudringen. Vorreiter ist hierbei der schwedische Netzwerkbetreiber Ericsson, der plant, seine gesamte Netzwerk-Infrastruktur in eine OpenStack Cloud auszulagern und dort vollkommen neu aufzubauen. Auf diese Art und Weise soll die Anzahl an Hardware-Plattformen im Netzwerk reduziert, der Energieverbrauch verringert, Betriebsausgaben durch Schaffung von mehr Flexibilität zur Auf- und Abwärtsskalierung gekürzt sowie die Produkteinführungszeit zur Bereitstellung neuer Dienste verringert werden. Die Auslagerung in die OpenStack Cloud ist nicht nur ein Meilenschritt für die Telekommunikation, von dem im Falle von Ericsson 1,5 Milliarden Abonnenten und insgesamt 40 Prozent des globalen Mobilverkehrs betroffen sein werden, sondern betrifft ebenfalls sowohl IT als auch die öffentliche Cloud. OpenStack ist daher mehr als nur eine Vision, es wird Realität.

* Christian Hübner ist Cloud Architect bei Mirantis.

Dies ist der letzte Teil einer 3-teiligen Artikelserie über OpenStack. Im 1. Teil finden Sie mehr darüber, was OpenStack ist. Im 2. Teil erfahren Sie, wie OpenStack die IT-Landschaft bereits verändert und in Zukunft noch verändern wird.


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