Pace Link One im Test: Bord-Computer, Notruf & Fahrtenbuch fürs Auto

Mit Pace Link One rüsten Sie Ihren PKW mit einem Bord-Computer nach, führen in Echtzeit ein Fahrtenbuch und lesen Fehlercodes aus. Bei einem Unfall kann Pace einen automatischen Notruf auslösen – vergleichbar mit dem eCall. Wir stellen Pace vor, zeigen Vorteile und Nachteile und nennen Alternativen. [...]

Pace Link One wird von dem Karlsruher Unternehmen Pace Telematics GmbHentwickelt; es ist aus einem Kickstarter-Projekt hervorgegangen. Pace besteht aus einem Dongle (46 x 27 x 26 mm) für die OBD-Buchse im Auto, aus der Pace Car App für iPhone oder Android sowie aus den Cloud-Servern von Pace. Denn ohne Mobilfunkverbindung zu den Pace-Servern funktioniert das System nicht. Der Datenfluss sieht also folgendermaßen aus: OBD-Buchse im Auto > Pace-Dongle > Bluetooth-Verbindung > Smartphone mit der Pace-App für Android/iOS > Pace-Cloud.
Der Pace-Dongle für die OBD-Dose. (c) Pace
Die Cloud-Anbindung unterscheidet Pace beispielsweise von der App Torque Pro,die ohne Mobilfunkverbindung und Server funktioniert. Zudem muss Pace immer eine Bluetooth-Verbindung zwischen Smartphone und OBD-Dongle nutzen – im Unterschied zu der Stand-Alone-Lösung Scangauge, die komplett ohne Smartphone funktioniert.
Drive Mode (c) IDG
Hinweis: Viele der Screenshots in diesem Artikel zeigen das Design von Pace vor dem großen Update vom 15. Juni 2017 auf Version 17.21. Am grundsätzlichen Funktionsumfang von Pace hat dieses Update jedoch nichts geändert.
INSTALLATION UND INBETRIEBNAHME
Sie installieren die Pace-App auf Ihrem iPhone oder Android-Smartphone und stecken den Pace-Dongle auf die OBD-Dose Ihres Fahrzeugs. Der Dongle macht einen hochwertigen Eindruck und lässt sich ohne Probleme aufstecken. 
Tipp: Denken Sie bei einem Werkstattbesuch daran den Dongle vorher zu entfernen. Damit vermeiden Sie, dass der Dongle in der Werkstatt verloren geht.
Race Mode (c) IDG
Pace liest an der OBD-Buchse diverse Standard-OBD-Werte aus. Nur diese Hersteller-unabhängigen Daten stehen in der Pace-App zur Verfügung. Nicht jedoch Hersteller-spezifische Daten! Sie können mit Pace also zum Beispiel nicht den Füllungsgrad des Dieselpartikelfilters ermitteln und auch keine VTG-„Gymnastik“ mit einem VTG-Turbolader machen. Pace bietet generell keinerlei Möglichkeit um Parameter im Steuergerät zu ändern, sondern Pace verfügt nur über Lese-Funktionen.
Außerdem aktivieren Sie Bluetooth auf dem Smartphone und legen vor allem ein Benutzerkonto für Pace an. Dafür müssen Sie einige Angaben zu Ihrem Fahrzeug (unter anderem dessen FIN) und zu Ihrer Person machen. Sie können auch mehrere Fahrzeuge getrennt voneinander in der App hinterlegen und getrennt dazu die Fahrdaten erfassen lassen.
Die erste Kontaktaufnahme zwischen Pace-App und Dongle (der über einen eigenen Chip samt Speicher und Bewegungssensoren verfügt) dauert einige Zeit, während der der Motor laufen muss. Sie sollten diese Ersteinrichtung also besser nicht vor der Wohnung Ihrer Nachbarn vornehmen, sondern besser auf einem öffentlichen Parkplatz. Damit sich Ihre Nachbarn nicht über den mehrere Minuten laufenden Motor ärgern.
Hinweis 1: Die Pace App braucht Zugriff auf Ihre Musikblibliothek wie zum Beispiel Apple Music, wenn sie diese integrieren soll. In jedem Fall benötigt Pace aber Zugriff auf die GPS-Funktion des Smartphones, um arbeiten zu können. Gegebenenfalls sollten Sie Pace  auch die Erlaubnis geben Mitteilungen an Ihr Smartphone schicken zu dürfen. Wobei diese während der Fahrt eintreffenden Nachrichten durchaus nerven können. 
Hinweis 2: Der Pace-Dongle bekommt über die Mobilfunkverbindung Firmware-Updates. Diese sind aber nur wenige KB groß und belasten Ihr monatliches Mobilfunk-Datenvolumen nicht wirklich.
Ist das Benutzerkonto angelegt, Ihr Fahrzeug erfasst und steht die Verbindung zwischen Dongle und App, dann können Sie zur ersten Fahrt starten. Wichtig: Die App beginnt nicht automatisch mit dem Aufzeichnen, sondern muss vor Fahrtbeginn immer von Ihnen gestartet werden. Wenn man die Pace-App nicht startet, zeichnet sie nicht auf und zeigt auch einen veralteten Standort des Wagens an. Und der OBD-Dongle muss natürlich immer aufgesteckt sein.
FUNKTIONEN
Performance Monitor
Während der Fahrt bietet die Pace-App im standardmäßigen Drive Mode mit dem so genannten Performance Monitor einen Überblick über eine Reihe von Betriebsdaten. Diese unterscheiden sich je nach Fahrzeugmodell, bei unserem VW kann Pace zum Beispiel weder die Öl-Temperatur noch den Tankfüllstand ermitteln und somit auch nicht die Restreichweite anzeigen. Wir sehen aber zum Beispiel die Motorlast, den Ladedruck des Turboladers und die Kühlwassertemperatur. Oder die Batteriespannung. 
Außerdem zeigt uns Pace die gefahrene Geschwindigkeit an. Auch Geschwindigkeitsbegrenzungen zeigt Pace, soweit diese per GPS zum jeweiligen Fahrzeugstandort ermittelbar sind. Veränderliche Tempo-Limits zeigt Pace also nicht an.
Drive Mode (c) IDG
Ein Drehzahlmesser und eine Ganganzeige sind ebenso vorhanden wie ein „Eco-Score“, der zeigen soll, wie umweltfreundlich wir unterwegs sind. 
Einige dieser Angaben liefert uns natürlich auch die Anzeigen im Armaturenbrett unseres Fahrzeugs. Doch die Angaben in Pace sind genauer als beispielsweise die Kühlwassertemperatur, die sich im Armaturenbrett nach kurzer Zeit immer um einen festen Wert einpendelt, ohne die tatsächlichen Schwankungen wiederzugeben. Und die Geschwindigkeitsanzeige ist in Pace exakter als im immer etwas vorauseilenden Tachometer des Fahrzeugs.
Die Kacheln des Drive Mode kann der Fahrer anpassen. (c) IDG
Pace zeigt außerdem Straßennamen an, die es GPS-basiert ermittelt. Ebenso kann Pace den auf dem Smartphone laufenden Musikplayer anzeigen. Für Drehzahlmesser und Geschwindigkeitsanzeige sind zusätzlich zur Ziffernanzeige auch Rundinstrumente im Drive Mode vorhanden.
Race Mode (c) IDG
Race Mode
Neben der Standardansicht, dem Drive Mode mit seiner tabellarischen Ansicht, bietet Pace während der Fahrt auch noch einen Racemode. Diesen erreichen Sie, wenn Sie die Drive-Mode-Tabelle nach oben wischen. Jetzt sehen Sie die vergrößerte Darstellung von Geschwindigkeit und Drehzahl, sowie das Tempolimit und der G-Wert. Letztere Anzeige kennt man beispielsweise aus Sportwagen wie von Porsche.
Kartenansicht
Die Kartenansicht wiederum erreichen Sie, indem Sie den Racemode unter der Tabelle nach links ziehen. Jetzt sehen Sie die Position Ihres Autos auf einer Karte.
Drive Mode mit Karte. (c) IDG
Verbrauchsanzeige
Die Verbrauchsanzeige erscheint, wenn man die kleine Kartenansicht nach links wischt.
Drive Mode mit Verbrauchsanzeige. (c) IDG
Musikplayer
Schieben Sie danach die Verbrauchsanzeige ebenfalls nach links, öffnet sich der integrierte Musikplayer. Allerdings nur auf einem iPhone.
Drive Mode mit Musikplayer. (c) IDG
Tankstellensuche für Benzin und Diesel
Im Drive Mode können Sie auch noch einen Tankstellenfinder starten. Bei Android-Geräten ziehen Sie dazu die Tabelle im Drive Mode nach unten. Auf einem iPhone drücken Sie dagegen länger auf die Drive-Mode-Tabelle. Für die Navigation zur gewünschten Tankstelle nutzt Pace eine der auf Ihrem Smartphone vorhandenen Navigations-Apps.
Tankstellensuche (c) IDG
Fahrtenbuch
Neben diesem Performance Monitor gibt es aber auch einen Timeline Modus, der standardmäßig nach dem Abstellen des Fahrzeugs aktiviert wird, und darauf basierend ein Fahrtenbuch. Darin zeichnet Pace alle Fahrten, die man mit gestarteter Pace-App zurückgelegt hat, auf. Mit Informationen zu Fahrtstrecke inklusive Karte, Abfahrts- und Ankunftszeit und –Ort sowie dem Kraftstoffverbrauch und den Kraftstoffkosten. Die beiden letzteren Werte zeigt uns Pace aber völlig falsch an, die Verbrauchsangaben für unser Fahrzeug waren viel zu niedrig. In der Fahrtenbuchanzeige sind die Fahrten nach Monaten sortiert erfasst. Die Fahrtenbucheinträge lassen sich via Mail, Whatsapp, Cloud-Speicher etc. teilen oder ausdrucken.
Fahrtenbuch (c) Pace
Fehlercodes
Außerdem können Sie mit Pace alle Tankvorgänge erfassen und sich Fehlercodes, sofern vorhanden, anzeigen lassen. Wenn kein Fehlereintrag vorhanden ist, dann sind alle Listenpunkte mit einem grünen runden Haken-Icon versehen. Liegt aber ein Fehlercode vor, so zeigt Pace diesen im Timeline Mode unter seiner zugehörigen Kategorie an. Pace bietet dann auch weiterführende Informationen dazu an.
Fehlercode auslesen. (c) Pace
Vorhandene Fehlercodes können Sie auch löschen. Allerdings sollten Sie vorhandene Fehlereinträge nicht einfach nur löschen, sondern das Problem klären und ursächlich lösen lassen.
Fahrzeug-Standort
Über Pace sehen Sie auch den Standort, an dem Sie Ihr Fahrzeug beim letzten Betrieb von Pace abgestellt haben. Im Timeline Modus tippen Sie dazu oben links neben der Standzeit-Angabe auf das Auto-Icon mit Lupe. Daraufhin zeigt Pace den Standort des Wagens sowie Ihren aktuellen Aufenthaltsort an.
Aufgepasst: Beenden Sie die Pace-App und bewegen Sie Ihr Auto danach noch, dann wird dieser neue Standort nicht mehr in Pace angezeigt. 
Automatischer Notruf
Pace stellt auch eine Notruf-Funktion zur Verfügung, die den ab April 2018 für alle neu vorgestellten Pkw-Modelle 
verpflichtenden eCall vorwegnimmt. Derzeit steht dieser Notruf nur für Deutschland zur Verfügung.
Notruf (c) Pace
Für die Notruf-Funktion ist im USB-Dongle ein Bewegungssensor verbaut, der die Längs- und Querbeschleunigung misst. Der Chip speichert diese Daten zwei Sekunden vor und einige Sekunden nach einem Ereignis. Ansonsten soll Pace keine Daten auf dem Dongle ablegen, wie uns Pace auf Nachfrage versicherte. 
Weisen diese Werte auf einen Unfall hin, informiert der Dongle die App und diese meldet sich über die Mobilfunkverbindung Ihres Smartphones bei einem von Pace angemieteten Callcenter. Falls sich Pace geirrt haben sollte, können Sie über die entsprechende Schaltfläche auf dem Smartphone, die Pace einblendet, sobald es den Notruf starten will, den Notruf auch verhindern. Andernfalls ruft das Callcenter sie an. Nehmen Sie den Anruf entgegen, dann können Sie klären, ob ein Notfall vorliegt und gegebenenfalls Hilfe anfordern. Nehmen Sie den Anruf des Callcenters dagegen nicht an, so informiert das Call Center die Rettungsleitstelle.
Webfrontend
Sie können alle Pace-Daten auch über eine Webfrontend im Browser einsehen. Gerade die Verwaltung des Fahrtenbuchs samt nachträglicher Einträge lässt sich über das übersichtlichere Webfrontend besser realisieren.


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