Pace Link One im Test: Bord-Computer, Notruf & Fahrtenbuch fürs Auto

Mit Pace Link One rüsten Sie Ihren PKW mit einem Bord-Computer nach, führen in Echtzeit ein Fahrtenbuch und lesen Fehlercodes aus. Bei einem Unfall kann Pace einen automatischen Notruf auslösen – vergleichbar mit dem eCall. Wir stellen Pace vor, zeigen Vorteile und Nachteile und nennen Alternativen. [...]

PREIS FÜR PACE LINK ONE
Pace kostet 120 Euro beziehungweise 119 Euro. Im Preis sind der OBD-Dongle und die Nutzung aller Online-Funktionen enthalten. Die App laden Sie sich kostenlos von App Store oder Google Play herunter. Hier können Sie prüfen, ob Ihr Fahrzeug unterstützt wird. Weitere Kosten wie eine monatliche oder jährliche Gebühr fallen derzeit nicht an.
VORTEILE
Das Fahrtenbuch ist für alle Fahrer spannend, die ein Fahrtenbuch aus steuerlichen oder beruflichen Zwecken führen müssen. Bevor Sie das Fahrtenbuch von Pace nutzen, sollten Sie mit Ihrem Steuerberater oder Finanzamt aber klären, ob es konform zu den gesetzlichen Forderungen ist. 
Falls Sie die Betriebskosten Ihres Fahrzeugs genauer überwachen wollen – zum Beispiel, weil Sie eine Fahrgemeinschaft bilden – könnte die Erfassung der Tankvorgänge wertvoll sein. 
Für Technik-verliebte Autofahrer sind natürlich Angaben wie Drehzahl, Kühlwassertemperatur oder Motorlast interessant. Zumal immer mehr Automobil-Hersteller in die Unsitte verfallen und die Kühlwassertemperaturanzeige komplett weglassen. 
Das Auslesen der Fehlercodes kann eine erste Orientierung sein, sollte aber mit Vorsicht verwendet werden und nicht zu unüberlegten Selbsthilfeaktionen führen. 
Der automatische Notruf ist sicherlich kein Nachteil. Ob er im Ernstfall tatsächlich zuverlässig funktioniert, weiß der Fahrer allerdings erst im Nachhinein…
NACHTEILE
Akku-Belastung
Zunächst einmal leert Pace den Akku des Smartphones. Durch die App selbst und durch die Bluetoothverbindung. Vor allem aber durch den durchgehend eingeschalteten Bildschirm. Wer den Smartphone-Akku gerne im Auto auflädt, dürfte davon wenig begeistert sein. Zwar können Sie die Akku-Belastung in den Einstellungen von Pace etwas beeinflussen, aber an dem grundsätzlichen Problem ändert das nichts.
Pace saugt kräftig am Akku. (c) IDG
Wir hatten mit Pace 20 Prozent Akku-Verbrauch auf unserem iPhone 6 auf 54 km und zirka 49 Minuten Fahrzeit, wenn das Display angeschaltet ist. 13 Prozent betrug der Akkuverbrauch auf 117 km bei ausgeschaltetem Display.
Trafficverbrauch nach mehreren Tagen. (c) IDG
Display-„Überfüllung“
Wer außerdem sein Smartphone zur Navigation benutzt, beispielsweise mit Google Maps, Here WeGo oder Apple Karten, der hat keinen Bildschirm für den Performance Monitor von Pace frei. Allenfalls das Fahrtenbuch oder das Aufzeichnen der Fehlercodes sowie die Notruffunktion machen dann noch Sinn.
Datenschutz
Pace will sehr viele Daten über Auto und Fahrer wissen. Zudem übermittelt Pace alle Daten auf Cloudserver von Pace und legt ein vollständiges Bewegungsprofil über Sie an (laut Pace unterstehen diese Server den deutschen Datenschutzbestimmungen). Außerdem kann Ihr Partner oder jede andere Person, die Ihr entsperrtes Smartphone in die Hand bekommt, genau sehen, wo Sie wann gefahren sind. Das kann zu unerfreulichen Diskussionen führen. Außerdem können Sie nie ausschließen, dass die über Sie angelegten Bewegungs- und Fahrzeugdaten bei einem Rechtsstreit gegen Sie verwendet werden. Wie dieses Beispiel eines BMW-Fahrers zeigt. 
Pace räumt selbst ein, dass es Pace-Daten auch Dritten zur Verwendung anbieten will. Hier denkt Pace beispielsweise an Versicherungen, die entsprechende Telematik-Tarife anbieten. Die Versicherer könnten dann Ihren Kunden Pace zur Verfügung stellen, wenn die Versicherer im Gegenzug die Fahrdaten für die Berechnung des Versicherungstarifs verwenden dürfen. Das könnte dann so ablaufen, dass Pace die Fahrdaten der Kunden in einen Score umrechnet und diesen dann an den Versicherer übermittelt. Der Versicherer berechnet darauf basierend den Versicherungstarif.
Außerdem denk Pace an Werkstätten, denen mit Pace die Wartung – und Überwachung des Kunden-Fahrzeugs erleichtert wird. Der Gedanke dahinter: Sie installieren Pace und Ihre Werkstatt kann auf die Fehlercodes zugreifen, wenn während der Fahrt ein Problem auftritt. Für die Werkstatt wäre Pace damit ein wichtiges Mittel zur Kundenbindung. Sie als Fahrer werden damit aber zum gläsernen Kunden. So könnte es sein, dass Sie die Werkstatt frühzeitig zum nächsten Inspektionstermin drängt, obwohl Sie eigentlich erst noch einen Preisvergleich bei anderen Werkstätten dafür einholen wollten.
Pace wirbt vor allem auch mit dem Auslesen der Fehlercodes. Das soll die Fehlerdiagnose erleichtern und damit Kosten sparen. So einfach ist die Sache aber nicht. Der Fehlercode an sich grenzt ein Motorproblem nur ein beziehungsweise er ist eine Art Symptom, die konkrete Ursache muss aber erst noch ein findiger Mechatroniker finden. Der berüchtigte VW-Fehlercode P0299 – Ladedruck sporadisch unterschritten zum Beispiel kann eine Fülle von Ursachen bei Dieselfahrzeugen haben: Ein von einem Marder durchgebissener Turboladerschlauch, eine defekte Unterdruckdose, ein klemmendes VTG-Gestänge, oder gar einen zerbröselnden DPF? Wenn Ihnen also Pace, Torque Pro oder Scangauge einen Fehlercode ausgibt und Sie damit zur nächsten Werkstatt fahren, kann das trotzdem eine teure Try&Error-Reparaturorgie zur Folge haben, wenn die Werkstatt ungeschickt zu Werke geht. Das würde Ihnen ohne die Daten von Pace, Torque Pro oder Scangauge nicht anders ergehen. Viel wichtiger als Apps oder OBD-Dongle ist hier eine kompetente – eventuell freie – Werkstatt, die Sie nicht abzockt.
ALTERNATIVEN
Mit Torque Pro können Sie sich ebenfalls alle von Pace erfassten Motordaten in der App anzeigen lassen und sogar noch einige weitere technische Daten, die Pace nicht erfasst. Im Unterschied zu Pace gibt es hier keine Cloudverbindung, Ihre Daten bleiben also hoffentlich auf dem Smartphone. Torque Pro kostet deutlich weniger als Pace, nämlich 3,55 Euro für die App und zirka 20 Euro für einen passenden OBD-Adapter. Allerdings bietet Torque Pro weder ein Fahrtenbuch noch eine Notruf-Funktion. Und auch Torque Pro leert den Smartphone-Akku. Wir stellen Torque Pro hier ausführlich vor. Von Torque gibt es auch eine Gratis-Version mit weniger Funktionen.
Unser Favorit für die Überwachung wesentlicher Motordaten ist immer noch Scangaugebeziehungsweise das preiswertere Scangauge E. Scangauge bietet einen unschlagbaren Vorteil: Es erfordert kein Smartphone, sondern besitzt ein eigenes Display und wird über die OBD-Dose mit Strom versorgt. Somit leert es nicht Ihren Smartphone-Akku, belegt nicht dessen Display und sendet vor allem keine Daten durch die Welt. Alle Fahrzeugwerte bleiben auf dem Scangauge in Ihrem Fahrzeug. Sie müssen auch kein Benutzerkonto anlegen, sondern bleiben völlig anonym. Zeigt das Scangauge einen Fehlercode an, dann geben Sie diesen einfach bei Google ein und wissen danach genauso viel oder wenig Bescheid wie mit Pace. Beide Scangaugemodelle verrichten seit vielen Jahren ohne einen einzigen Ausfall und ohne jegliche Probleme ihre Arbeit in unseren Fahrzeugen. Nachteile des Scangauge sind die fehlende Exportmöglichkeit und das Fehlen eines Fahrtenbuchs. Eine Notruffunktion bietet Scangauge ebenfalls nicht.
Vodafone bietet mit Drivexone ebenfalls eine Analyse-App für PKWs an , diese kostet aber neben dem Anschaffungspreis von 79 Euro auch noch eine monatliche Gebühr von drei Euro. Das Vodafone-Angebot ist relativ uninteressant und derzeit ohnehin nicht verfügbar – vermutlich aufgrund mangelndem Kundeninteresses. O2 hat sein ähnliches Angebot Car Connection bereits wieder eingestellt. Eine weitere Alternative zu Pace istCarly, das allerdings nur Marken-spezifisch funktioniert und nicht alle bekannten Automobil-Hersteller unterstützt.
Verbrauchsanzeige im Detail. (c) IDG
FAZIT: FÜR WEN LOHNT SICH PACE UND FÜR WEN NICHT?
Im Test funktionierte Pace großenteils einwandfrei. Sowohl im Drive Mode als auch im Race Mode und in der Timeline. Auch die diversen Zusatzfunktionen wie Tankstellensuche oder Standort anzeigen klappten ohne Probleme. Außerdem konnten wir den Musik Player innerhalb von Pace starten. 
Ausgenommen die völlig falsche Kraftstoffverbrauchsanzeige arbeitete Pace also zu unserer Zufriedenheit. Allerdings stören die vielen Mitteillungen, die uns die App während der Fahrt schickt – diese sollte man besser abschalten. Ganz besonders stört uns aber der schwindende Akku-Ladestand, wenn wir Pace betreiben. 
Pace versteht sich als Komplettlösung für Bord-Computer, Notruf, Fahrtenbuch und Fehlerspeicherüberwachung und will sich damit von weniger umfangreichen Alternativen wie Torque Pro oder Scangauge unterscheiden. Ein pauschales Urteil darüber, ob Pace eine bessere Lösung als Torque Pro oder Scangauge ist, ist unseres Erachtens nicht möglich. Sondern man muss hier nach Nutzertypen unterscheiden. 
Sie legen Wert auf Datenschutz/Privatsphäre: Nein 
Sie legen Wert auf Ihre Privatsphäre, wollen nicht überwacht werden und möchten nicht, dass auf irgendwelchen Servern Bewegungs- und Profil-Daten über Sie gespeichert werden? Ihnen leuchtet grundsätzlich nicht ein, weshalb die Motorbetriebsdaten Ihres Fahrzeugs durchs Internet gefunkt werden sollen, wenn man diese Daten doch auch ohne Internetverbindung auslesen kann? Dann Hände weg von Pace!
Für Profis und ambitionierte Schauber: Nein 
Sie sind (semi)-professioneller Schrauber und brauchen viele Motordaten? Sie wollen vielleicht sogar Einstellung im Steuergerät manipulieren? Dann ist Pace zu wenig leistungsfähig für Sie, Sie benötigen stattdessen die Hersteller-spezifische Software zum Auslesen und Beschreiben des Steuergerätes. Beispielsweise VCDS für Volkswagenfahrzeuge.
Für Technik-begeisterte Fahrer: Ja 
Sie sind ein begeisterter Fahrer und wollen einen gewissen technischen Hintergrund kennen lernen und/oder eine erste Hilfestellung vor einem Werkstatttermin erhalten? Dann ist Pace für Sie interessant. Alternativen sind aber Torque Pro und Scangauge.
Sie benötigen ein Fahrtenbuch: Ja 
Sie müssen ein Fahrtenbuch führen, eventuell für mehrere Fahrzeuge? Dann ist Pace einen Blick wert. Wobei es nur für diesen einen Zweck auch alternative Apps gibt, die dann jeweils weniger kosten.
Sie wollen die Sprachsteuerung benutzen: Nein
Derzeit können Sie Pace nicht per Sprachbefehl bedienen. Die gesamte Bedienung erfolgt via Touchscreen. 
Sie fahren ein Fahrzeug mit einem modernen Infotainmentsystem wie Audi Connect oderBMW ConnectedDrive ? Dann haben Sie vermutlich etliche der Funktionen von Pace bereits zur Verfügung, inklusive Notruf. Hier sollten Sie prüfen, ob Pace eine zusätzliche Funktion bietet, die Sie benötigen und die Sie mit einer anderen preiswerten App nicht realisieren können.
Akku-Verbrauch von Pace, wenn Here keine Konkurrenz macht. (c) IDG
*Hans-Christian Dirscherl spezialisierte sich bei der PC-WELT auf Business-IT und baute den Bereich Auto & Technik auf