Sei es eine pfiffige Idee für eine App oder ein cleverer Automatisationsschritt im Unternehmen: auf die Software kommt es an. Doch um diese zu entwickeln, braucht es nicht immer ein abgeschlossenes TU-Studium. Das Zauberwort heißt Low-Code-Programmierung. [...]
Eines ist klar, es gibt einen Bedarf, an Möglichkeiten und Werkzeugen, mit denen man schnell und unkompliziert Programme und Apps erstellen kann – sonst würden Sie diesen Artikel nicht lesen. Tatsächlich geht die Entwicklung der Programmiersprachen in Richtung Einfachheit. Zunächst gab es die Maschinensprache, auch als erste Generation der Programmiersprachen bezeichnet und sehr mühsam, dann kam die Assemblersprache (2. Generation, auch mühsam), danach die prozedurale Programmierung (3. Generation). Zur prozeduralen Programmierung werden Programmiersprachen wie Fortran, Cobol, C oder Swift gezählt, also jene Werkzeuge, die man gemeinhin meint, wenn man von Programmierung spricht. Aber es gibt auch bereits eine vierte Generation der Programmierumgebungen, die sogenannte deklarative Programmierung. Diese ist gemeint, wenn von Low-Code–Programmierung die Rede ist. In der nicht allzu fernen Zukunft werden wohl mit Künstlicher Intelligenz ausgestattete Computer Programme selbstständig entwickeln.
Von RAD zu Low-Code
Die gute Nachricht: Seit dem Aufkommen Begriffs »Rapid Application Development« in den 1980er Jahren hat sich viel getan und es gibt mittlerweile relativ viele solcher Programmentwicklungsumgebungen. Anbieter von Low-Code–Lösungen sind beispielsweise die US-Unternehmen OutSystems, Mendix, Anakeen, Itizzimo, Kony, Appian, aber auch Google mit App Maker (für G-Business-Suite-Nutzer) sowie Microsoft mit PowerApps. Ein deutsches Unternehmen ist United Planet mit der Low-Code-Plattform Intrexx. Für einzelkämpfende App-Entwickler ist jedenfalls die plattformübergreifende schottische Lösung Live Code einen Blick wert. Damit können auf einfache Art Programme entwickelt werden und dann per Knopfdruck als iOS- oder Android-App, oder als Windows- oder Mac-Programm gespeichert werden.
Die Produkte dieser Unternehmen sind relativ unterschiedlich positioniert. Manche eignen sich mehr zur Verwaltung und Optimierung von Geschäftsprozessen (z.B. Intrexx von United Planet), andere sind wiederum mehr auf die Entwicklung von Internet-of-Things-Anwendungen (z.B. Simplifier von Itizzimo) hin optimiert.
Schnell Apps entwickeln
Allen Low-Code–Lösungen gemein ist, dass sie eine Plattform darstellen mit der (1.) schnell und (2.) einfach (3.) anpassbare Programme und Apps erstellt werden können. Dabei werden mittels Drag-and-Drop vorgefertigte Module oder Programmteile zu einer neuen Anwendung zusammengestellt. Die Module selbst sind beispielsweise in C++ oder einer anderen Programmiersprache programmiert, schon erprobt und können miteinander in unterschiedlicher Weise kombiniert werden. Solcherart ist benötigte Software in wenigen Stunden erstellt – und nicht wie bisher in Wochen oder Monaten.
In Unternehmen kann diese Geschwindigkeit die Fachabteilungen mit der unternehmenseigenen IT-Abteilung versöhnen. Oft können ja die Anwendungswünsche der Fachabteilungen von der Unternehmens–IT nicht so schnell entwickelt werden, wie es die Fachabteilungen gerne hätten bzw. benötigen. Mitunter helfen sich letztere mit eigenen Lösungen und es entsteht die sogenannte »Schatten-IT«. Mit schnellen Low-Code-Plattformen kann die Entwicklungszeit wesentlich verkürzt werden.
Dank der einfachen Art Software zu entwickeln, wird zudem die IT-Instandhaltung vereinfacht, wodurch die IT -Abteilung des Hauses ebenfalls entlastet wird.
Ganz ohne Programmierung?
Das Schöne bei Low-Code-Plattformen: Einiges geht mit diesem Baukastensystem tatsächlich ganz ohne Programmierung. Aber es kommt auch darauf an, welche Software man benötigt. Mit einem Automatikauto werden Sie auch nicht an der Paris-Dakar-Rallye teilnehmen – zumindest nicht, wenn Sie gewinnen wollen.
Für Unternehmen mit ihren durchaus sehr unterschiedlichen Businessanforderungen muss die Software anpassbar sein. Das ist bei vielen Low-Code–Lösungen möglich. Zum einen lassen sich die erstellten Programme nachträglich oft um einige Funktionen ergänzen, andererseits besteht nach wie vor die Möglichkeit, die Module – Achtung, jetzt kommt’s – mittels traditioneller Programmierung per Hand punktgenau anzupassen. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass im Businessbereich auch Konnektoren zu gängigen ERP- oder CRM-Systemen benötigt werden. Diese werden von einigen Firmen auch geboten.
Auch für Apps gilt: Je individueller und einfallsreicher diese sein sollen, desto weniger werden sie gänzlich ohne Programmierung entwickelt werden können. Jedoch geht es mit Low-Code–Lösungen wesentlich schneller als alles selbst zu codieren. Andererseits sind einfache Programme tatsächlich aus den vorgegebenen Modulen zusammenstellbar. Manch ein Prozess kann solcherart softwaremäßig abgebildet bzw. automatisiert werden.
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