Bei der Jobsuche sollte man sich auch mit eigenen Fragen ein Bild vom möglichen neuen Arbeitgeber machen. Das schafft eine bessere Entscheidungsgrundlage. [...]
Zwei Grundregeln, schreibt Anthony Balderrama von der Online-Stellenbörse Careerbuilder, sollte jeder Jobsuchende im Bewerbungsgespräch befolgen:
1. „Haben Sie noch Fragen an uns?“ Darauf sollte man immer mindestens eine Frage parat haben. Tut man das nicht, wirkt das schnell uninteressiert.
2. Über Recruiter-Fragen wie „Was sind Ihre drei größten Schwächen?“ oder „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ sollte man nicht erst nachdenken, wenn sie im Gespräch gestellt werden. Die Antworten überlegt man sich besser vor dem Gespräch, um dann souveräner zu wirken und gute Antworten zu geben.
Der Experte von Careerbuilder rät, beim Thema Fragen im Bewerbungsgespräch noch aktiver zu agieren. „Sie sollten in jeder Phase des Einstellungsprozesses wichtige Fragen stellen“, lautet die Empfehlung. Diese Fragen soll man nicht stellen, um beim Arbeitsgeber gut rüberzukommen, sondern um sich so umfassend wie möglich über den potenziellen neuen Job zu informieren.
Studie Bewerbungspraxis 2012
Denn Bewerbungsgespräche dienen heute nicht mehr nur dazu herauszufinden, ob ein Kandidat die Anforderungen des Arbeitgebers für eine Stelle erfüllt. „Das Einstellungsgespräch ist zunehmend ein beidseitiges Bewerbungsgespräch“, sagt Professor Tim Weitzel vom Lehrstuhl für Informationssysteme in Dienstleistungsbereichen der Universität Bamberg. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Frankfurt am Main und mit der Online-Stellenbörse Monster fand er heraus, dass für neun von zehn Bewerbern die Eindrücke aus dem Jobinterview eine wichtige Entscheidungsgrundlage für oder gegen einen Arbeitgeber sind. Die Studie Bewerbungspraxis 2012 zeigt, dass fast 60 Prozent der Befragten aus diesem Grund schon einmal das Angebot eines Unternehmens abgelehnt haben.
Um den Arbeitgeber während der Bewerbungsphase so gut wie möglich kennenzulernen, empfiehlt Anthony Balderrama von Careerbuilder das Stellen der folgenden Fragen:
1. Wer wird beim Bewerbungsgespräch mit dabei sein? Erhält man eine Gesprächseinladung, sollte man diese Fragen unbedingt stellen. Denn gerade bei IT-Positionen kann es einen großen Unterschied machen, ob einem ein IT-Experte oder ein Recruiter gegenübersitzt. Ist es ein Recruiter, sollte man sich im Voraus überlegen, wie man abgeschlossene Projekte so erklärt, dass sie von Nicht-Technikern verstanden werden.
Fragen während des Bewerbungsgesprächs
2. Was sind die kurzfristigen und langfristigen Ziele für diese Position? Arbeitgeber fragen im Bewerbungsgespräch häufig nach den persönlichen Zielen der Bewerber. Sie als Bewerber sollten im Gegenzug fragen, welche Ziele auf der zu besetzenden Position erreicht werden sollen – auch langfristig. So können Sie herausfinden, worum es dem Arbeitgeber bei dieser Position geht und was von Ihnen erwartet wird, zum Beispiel steigende Umsätze oder mehr Sichtbarkeit für ein Thema.
3. Warum wird diese Position frei? Nicht immer wird man Ihnen diese Frage im Bewerbungsgespräch beantworten. Doch es schadet nicht, sie zu stellen. Gerade wenn man erfährt, dass der Vorgänger befördert wurde oder einen spannenden Job in einem anderen Unternehmen angenommen hat, sind das gute Zeichen dafür, dass dieser Job auch die eigene Karriere vorantreiben kann.
4. Mit wem werde ich hauptsächlich zusammenarbeiten? Mit dieser Frage gewinnen sie einen Eindruck davon, wie der zu besetzende Job sich in das Team und Teamübergreifende Prozesse einfügt. So bekommt man auch ein Gefühl dafür, ob man die Zeit im neuen Job vor allem am PC verbringen würde oder häufig Meetings besucht.
5. Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung dieses Jobs? Manche Positionen werden gerade deshalb geschaffen, um Probleme im Unternehmen zu lösen. Ein aufrichtiger Arbeitgeber wird mit ihnen über die Herausforderungen einer Position sprechen. Tut er das, haben Sie die Gelegenheit zu antworten, dass Sie diese Herausforderung gern annehmen. Wenn möglich können Sie bereits im Bewerbungsgespräch Ideen formulieren, wie man den Hindernissen begegnen könnte.
6. Haben Sie Zweifel daran, dass ich der Richtige für diesen Job bin? Ich würde diese Zweifel gern aus dem Weg räumen. Hier können Sie als Bewerber die Gelegenheit ergreifen, offene Fragen zu klären und Zweifel auf Arbeitgeberseite auszuräumen.
7. Was ist der Zeitplan für die Besetzung dieser Stelle? Wer diese Frage im Bewerbungsgespräch stellt, bekommt vielleicht keine exakte Antwort, aber zumindest eine ungefähre Vorstellung. Denn so erfährt man zum Beispiel, ob es ein zweites Bewerbungsgespräch gibt und wann man ungefähr mit einer Entscheidung rechnen kann.
Fragen nach dem Bewerbungsgespräch
8. Haben Sie bereits eine Entscheidung getroffen? Hat man Ihnen zum Beispiel im Bewerbungsgespräch gesagt, dass es in den kommenden zwei Wochen eine Entscheidung geben wird, warten Sie nach dem Ablauf der Frist ein paar Tage und haken Sie dann nach. Das tut man am besten mit einer kurzen E-Mail.
9. Haben Sie Tipps für mich, wie ich mich in zukünftigen Bewerbungsgesprächen verbessern könnte? Diese Frage sollten Sie dann stellen, wenn Sie eine Absage erhalten haben. Vielleicht wird man Ihnen keine Antwort geben, doch den Versuch ist es wert. Es könnte durchaus sein, dass Sie wertvolle Tipps erhalten, die ihnen bei kommenden Gesprächen weiterhelfen.
* Die Autorin ist Redakteurin der deutschen CIO.
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