Respektvoller Umgang fehlt: Die 10 größten Business-Killer

Schlechte Mitarbeiterführung, fehlende Kommunikation, unklare Verantwortlichkeiten. Unternehmen stehen ihrem Erfolg selbst im Weg, so eine Scopar-Studie. [...]

Keine Frage, Wirtschaftskrisen setzen den Unternehmen zu: Kunden bleiben weg, der Umsatz bricht ein, Mitarbeiter werden entlassen. Doch häufig sind Firmen selbst schuld, wenn ihr Business stottert und sie irgendwann, wie jüngst Schlecker, Insolvenz anmelden müssen.
Die Beratungsfirma Scopar (Scientific Consulting Partners) aus München hat eine bundesweite Studie zu Business-Killern durchgeführt. Ein Kernergebnis ist, dass viele der Probleme entstehen, weil Firmen die eigenen Mitarbeiter wenig respektvoll behandeln. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Untersuchung. An der Umfrage nahmen 100 Führungskräfte, Mitarbeiter, Wissenschaftler und Berater aus unterschiedlichen Unternehmen teil. Folgende zehn Business-Killer sind die Hauptursache dafür, wenn der Unternehmenserfolg ausbleibt.
1. Veränderungen werden blockiert: Fehlendes Change Management ist der Business-Killer Nummer eins, denn Unternehmen halten meist krampfhaft an bisherigen Methoden und Strategien fest. Das liegt einerseits an der Angst von Entscheidern und Mitarbeitern vor dem Ungewissen, vor Kompetenz- und Besitzstandsverlust und andererseits an deren Bequemlichkeit. Man handelt gemäß dem Motto „Das haben wir immer schon so gemacht“ und blockiert damit notwendige Veränderungen und die Weiterentwicklung des eigenen Unternehmens.
2. Visionen fehlen, Unternehmensziele sind unklar formuliert: Daraus ergeben sich zwangsläufig schlecht bis gar nicht abgeleitete Leitlinien für die einzelnen Funktionsbereiche. Firmen verschlafen bei der Gestaltung von Produkten und Services wichtige Marktentwicklungen und hinken aktuellen Trends hinterher. Es gibt kaum langfristige Planungen, denn die Aktivitäten orientieren sich am nächsten Quartalsergebnis. Hinzu kommt, dass das Management seine eigenen Interessen und Ziele über die des Unternehmens stellt, was ein Motivationskiller für die Mitarbeiter ist.
3. Führungsqualitäten sind schwach ausgeprägt: Viele Manager sind schwach. Sie agieren nach dem HIPPO-Prinzip (highest paid persons opinion) und schätzen die Arbeit und die Ideen der Mitarbeiter zu wenig. Diese wiederum werden unzufrieden und flüchten sich entweder in die innere Kündigung oder verlassen das Unternehmen. Die Angestellten leiden, was zum Burnout führt, der nach Ansicht der Scopar-Berater eher Boreouts sind.
4. Es gibt keine IT-Strategie und IT-Systeme sind veraltet: Viele Firmen setzen an wichtigen Schnittstellen noch immer veraltete, fehleranfällige IT-Technologien ein und behindern so ihr Business. Die Folge sind Medienbrüche und manuelle Tätigkeiten, die zu vielen Ineffizienzen bei der Abwicklung von Geschäftsprozessen führen. Die IT-Budgets fallen jedoch meist als erste dem Spardiktat zum Opfer, weil Einsparungen angeblich nur auf der Business-Seite erzielt werden. Das ist ein Fehler, denn mit einer effektiven IT lassen sich neue Produkte, Services und Businessmodelle besser umsetzen.
5. Es hapert bei der Kommunikation: Schlechte Kommunikation führt zu Missverständnissen mit Kunden wie auch mit den eigenen Mitarbeitern und die Firma bewegt sich in die falsche Richtung. Großraumbüros, Pool-Organisationen und freie Zeiteinteilung machen eine systematische Weitergabe von Informationen schwierig.
6. Die Organisation ist zu starr oder kaum strukturiert: Der Studie zufolge gibt es bei der Unternehmensorganisation zwei Extreme. Zum einen gibt es Firmen mit einem sehr starren Organisationsmodell mit wenig Transparenz und unklaren Verantwortlichkeiten. Entscheidungen fallen in einem Wirrwarr von Steuerungskreisen, Lenkungsausschüssen, Projektteams und von Linienverantwortlichen. Zum anderen führen ein sehr geringer Organisationsgrad mit wenig Formalismen und permanenten Umstrukturierungen zu ineffizienten und kontraproduktiven Aktivitäten. Es regiert das Silo-Denken, was interne Grabenkämpfe, Rivalitäten und Intrigen zwischen Abteilungen begünstigt.
7. Aktionismus ersetzt strategischen Weitblick: Die Situation ist bekannt. Unternehmen schieben viele Projekte auf einmal an, doch keines davon wird fertig, denn alle werden als gleich wichtig eingestuft. Es regiert ein Business-Case-Aktionismus, der viel Hektik im operativen Geschäft verursacht. Die Strategie bleibt auf der Strecke, spätestens dann, wenn die 52. Rationalisierungswelle durch ein Unternehmen rollt.
8. Einsparungen führen zum Kompetenzverlust: Die Scopar-Umfrage belegt, dass Firmen, die nur Budgeteinsparungen und den Abbau personeller Kapazitäten im Sinn haben oder dem Jugendwahn frönen, Kernkompetenzen verlieren. Hochqualifizierte Mitarbeiter mit Erfahrungswissen suchen sich einen anderen Job.
9. Information-Overflow bremst das Business aus: Eine Ursache für falsche Ziele, Aktivitäten und Entscheidungen liegt darin, dass Unternehmen die Daten- und Informationsflut nicht in den Griff bekommen. Wichtige Inhalte werden nicht wahrgenommen oder gehen unter, weil sie an die falschen Stellen geschickt werden. Das klassische Beispiel dafür sind riesige E-Mail-Verteiler, bei denen alle möglichen Personen in Kopie oder Blindkopie gesetzt sind, nur die richtigen Adressaten nicht.
10. Kundenorientierung und Wettbewerb werden vernachlässigt: Unternehmen sprechen zwar häufig über „Kundenorientierung“, doch in Wirklichkeit haben sie die Hand nicht am Puls der Kunden. Die Kommunikation mit dem Verbraucher am Point of Sales, die Interpretation der Marktforschungsdaten oder die Nutzung sozialer Netzwerke zur Kundenbindung sind nämlich wenig ausgeprägt. Meist bringt man Produkte und Services an den tatsächlichen Wünschen der Kunden vorbei auf den Markt. Auch das Verhalten der Konkurrenz wird zu wenig beobachtet und für die eigenen Zwecke genutzt.
* Der Autor ist Redakteur des deutschen CIO.


Mehr Artikel

News

Produktionsplanung 2026: Worauf es ankommt

Resilienz gilt als das neue Patentrezept, um aktuelle und kommende Krisen nicht nur zu meistern, sondern sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Doch Investitionen in die Krisenprävention können zu Lasten der Effizienz gehen. Ein Dilemma, das sich in den Griff bekommen lässt. […]

Maximilian Schirmer (rechts) übergibt zu Jahresende die Geschäftsführung von tarife.at an Michael Kreil. (c) tarife.at
News

tarife.at ab 2026 mit neuer Geschäftsführung

Beim österreichischen Vergleichsportal tarife.at kommt es mit Jahresbeginn zu einem planmäßigen Führungswechsel. Michael Kreil übernimmt mit 1. Jänner 2026 die Geschäftsführung. Maximilian Schirmer, der das Unternehmen gegründet hat, scheidet per 14. April 2026 aus der Gesellschaft aus. […]

News

Warum Unternehmen ihren Technologie-Stack und ihre Datenarchitektur überdenken sollten

Seit Jahren sehen sich Unternehmen mit einem grundlegenden Datenproblem konfrontiert: Systeme, die alltägliche Anwendungen ausführen (OLTP), und Analysesysteme, die Erkenntnisse liefern (OLAP). Diese Trennung entstand aufgrund traditioneller Beschränkungen der Infrastruktur, prägte aber auch die Arbeitsweise von Unternehmen.  Sie führte zu doppelt gepflegten Daten, isolierten Teams und langsameren Entscheidungsprozessen. […]

News

Windows 11 im Außendienst: Plattform für stabile Prozesse

Das Betriebssystem Windows 11 bildet im technischen Außendienst die zentrale Arbeitsumgebung für Service, Wartung und Inspektionen. Es verbindet robuste Geräte, klare Abläufe und schnelle Entscheidungswege mit einer einheitlichen Basis für Anwendungen. Sicherheitsfunktionen, Updates und Unternehmensrichtlinien greifen konsistent und schaffen eine vertrauenswürdige Plattform, auf der sowohl Management als auch Nutzer im Feld arbeiten können. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*