Risiken & Schwächen: Verschlüsselung in der Zukunft – Was ist wirklich sicher?

Was heute sicher erscheint, ist womöglich bald schon wieder geknackt. Quantencomputer und Co. machen es selbst den besten Algorithmen nicht leicht. Aktuell warnen Kryptologen davor, dass mit RSA einer der Grundpfeiler der verschlüsselten Kommunikation ins Wanken gerät. So sieht die Zukunft aus. [...]

SICHER IN DER CLOUD: PLATTFORMUNABHÄNGIG VERSCHLÜSSELN
Wer Daten in der Cloud speichert, der muss sich darüber im Klaren sein, dass er dem Anbieter diese Informationen anvertraut und damit die Datensicherheit in fremde Hände legt. Aber selbst wenn sich der Cloud-Dienstleister gewissenhaft um Sicherheit kümmert, verschlüsselten Zugriff per HTTPS und Verschlüsselung auf dem Server anbietet, so bleibt ein Unsicherheitsfaktor. Denn es gibt keine Garantie, dass der Anbieter in Zukunft nicht Opfer einer Sicherheitslücke oder eines Einbruchs wird. Die Verschlüsselung der Daten vor dem Ablegen in der Cloud schafft eine zusätzliche Sicherheitsebene. Wichtig ist, dass die verwendete Verschlüsselungs-Software möglichst plattformunabhängig ist, denn die Daten sollen ja zwischen verschiedenen Systemen ausgetauscht werden und sich dort lesen lassen.
Wer zusätzlichen Wert auf die Sicherheit der Daten legt, bekommt mit Boxcryptor eine praktische Lösung zur Verschlüsselung von Dateien. Das Programm nutzt den Algorithmus AES mit 256 Bit und kann mit Dropbox, Microsoft Skydrive und Google Drive umgehen. Die Dateien werden vor dem Hochladen auf einer virtuellen Festplatte verschlüsselt. Boxcryptor steht nicht nur für Windows XP, Vista, 7 und 8 zur Verfügung, sondern auch für Mac OS X, iOS sowie Android und ist mit der Verschlüsselung von Enc FS unter Linux kompatibel. Einem Zugriff auf die Daten von verschiedenen Systemen aus steht also nichts im Weg. Die englischsprachige Freeware ist für die private Nutzung kostenlos, eine Business-Version kostet 69,99 Euro.
Zur Verschlüsselung von wenigen einzelnen Dateien eignet sich das Kommandozeilen-Tool Bcrypt. Die Open-Source-Software nutzt den symmetrischen Blockverschlüsselungs-Algorithmus „Blowfish“ mit einer Schlüssellänge von 443 Bit. Für Windows liegt Bcrypt als EXE-Datei vor und wird in der Eingabeaufforderung verwendet. Es lässt sich auch unter Linux und Mac OS X kompilieren.
EINGEBAUTE UNSICHERHEIT GERÜCHTE UM HINTERTÜREN
Egal, wie sicher ein Verschlüsselungsalgorithmus angelegt ist, eine Hintertür kompromittiert die Sicherheit komplett. Hartnäckig halten sich Gerüchte, dass viele Algorithmen eine fest eingebaute Hintertür haben, damit Entwickler und Behörden bei Bedarf auf Daten zugreifen können, ohne den eigentlichen Schlüssel zu besitzen. Prominentes Beispiel ist der heute obsolete, 1975 veröffentlichte „Data Encryption Standard“ (DES), an dessen Entwicklung auch die National Security Agency (NSA) beteiligt war. Dies allein genügte schon, um die Verschlüsselungsmethode in den Augen einiger Experten verdächtig zu machen, obwohl sich ein Beweis für eine Hintertür im Algorithmus nie finden ließ. Geknackt wurde DES erstmals 1998 von der Electronic Frontier Foundation im Rahmen eines Wettbewerbs mit der ganz traditionellen Brute-Force-Methode.
Wie schwer sich ein bloßer Verdacht widerlegen lässt, mussten auch die Entwickler von PGP feststellen: Um einer Verurteilung wegen der Verletzung von Exportbeschränkungen zu entgehen, widerlegte Phil Zimmermann das Gerücht und verwies darauf, dass der Quellcode von PGP vollständig offengelegt ist. Tatsächlich ist Open Source auch in Zukunft der einzige Garant dafür, dass eine Verschlüsselungsmethode und deren Implementierung in Programmen sicher und frei von Manipulation sind. PGP und dessen Variante GPG, die auf dem gleichen Standard basiert, gelten weiterhin als sehr sicher. GPG ist in Form des Freeware-Tools Gpg4Win. Der Sicherheitsexperte Bruce Schneier charakterisiert PGP als Verschlüsselungsmethode, die militärischen Standards am nächsten kommt. Strafverfolgungsbehörden suchen daher an anderer Stelle nach Schwachstellen: Hoch im Kurs stehen Spionageprogramme, die Passwörter und Schlüssel direkt vom Computer stehlen sollen.
Ohne Hintertür geknackt: Der Electronic Frontier Foundation gelang mit dem eigens entwickelten Superrechner „Deep Crack“, der 1536 dieser Chips enthielt, ein Brute-Force-Angriff in 56 Stunden. Quelle: Electronic Frontier Foundation
* David Wolski ist Redakteur der deutschen PC-Welt.


Mehr Artikel

Die Teilnehmer des Roundtables (v.l.n.r.): Roswitha Bachbauer (CANCOM Austria), Thomas Boll (Boll Engineering AG), Manfred Weiss (ITWelt.at) und Udo Schneider (Trend Micro). (c) timeline/Rudi Handl
News

Security in der NIS2-Ära

NIS2 ist mehr ein organisatorisches Thema als ein technisches. Und: Von der Richtlinie sind via Lieferketten wesentlich mehr Unternehmen betroffen als ursprünglich geplant, womit das Sicherheitsniveau auf breiter Basis gehoben wird. Beim ITWelt.at Roundtable diskutierten drei IT-Experten und -Expertinnen über die Herausforderungen und Chancen von NIS2. […]

Christoph Mutz, Senior Product Marketing Manager, AME, Western Digital (c) AME Western Digital
Interview

Speicherlösungen für Autos von morgen

Autos sind fahrende Computer. Sie werden immer intelligenter und generieren dabei jede Menge Daten. Damit gewinnen auch hochwertige Speicherlösungen im Fahrzeug an Bedeutung. Christoph Mutz von Western Digital verrät im Interview, welche Speicherherausforderungen auf Autohersteller und -zulieferer zukommen. […]

Andreas Schoder ist Leiter Cloud & Managend Services bei next layer, Alexandros Osyos ist Senior Produkt Manager bei next layer. (c) next layer
Interview

Fokus auf österreichische Kunden

Der österreichische Backup-Experte next layer bietet umfassendes Cloud-Backup in seinen Wiener Rechenzentren. Im Interview mit ITWelt.at erläutern Andreas Schoder, Leiter Cloud & Managed Services, und Alexandros Osyos, Senior Produkt Manager, worauf Unternehmen beim Backup achten müssen und welche Produkte und Dienstleistungen next layer bietet. […]

Miro Mitrovic ist Area Vice President für die DACH-Region bei Proofpoint.(c) Proofpoint
Kommentar

Die Achillesferse der Cybersicherheit

Eine immer größere Abhängigkeit von Cloud-Technologien, eine massenhaft mobil arbeitende Belegschaft und große Mengen von Cyberangreifern mit KI-Technologien haben im abgelaufenen Jahr einen wahrhaften Sturm aufziehen lassen, dem sich CISOS ausgesetzt sehen. Eine große Schwachstelle ist dabei der Mensch, meint Miro Mitrovic, Area Vice President DACH bei Proofpoint. […]

Alexander Graf ist Geschäftsführer der Antares-NetlogiX Netzwerkberatung GmbH. (c) Antares-NetlogiX Netzwerkberatung GmbH
Interview

Absicherung kritischer Infrastrukturen

NIS2 steht vor der Tür – höchste Zeit, entsprechende Maßnahmen auch im Bereich der Operational Technology (OT) zu ergreifen. »Wenn man OT SIEM richtig nutzt, sichert es kritische Infrastrukturen verlässlich ab«, sagt Alexander Graf, Experte für OT-Security (COSP) und Geschäftsführer der Antares-NetlogiX Netzwerkberatung GmbH, im ITWelt.at-Interview. […]

Brian Wrozek, Principal Analyst bei Forrester (c) Forrester
Interview

Cybersicherheit in der Ära von KI und Cloud

Die Bedrohungslandschaft im Bereich der Cybersicherheit hat sich zu einer unbeständigen Mischung von Bedrohungen entwickelt, die durch zunehmende Unsicherheit und steigende Komplexität bedingt ist. Zu diesem Schluss kommt der Report »Top Cyber-security Threats In 2024« von Forrester. ITWelt.at hat dazu mit Studienautor Brian Wrozek ein Interview geführt. […]

In Österreich gibt es die freie Wahl des Endgeräts. Oder doch nicht? (c) Pexels
News

RTR erklärt Wahlfreiheit zum Nischenthema

Bei der Frage, ob Endkunden oder die Provider darüber entscheiden sollten, welches Endgerät sie an ihrem Breitbandanschluss nutzen können, stellt sich die RTR klar auf eine Seite. Laut RTR existiert bereits Wahlfreiheit. Dennoch will die Regulierungsbehörde aktiv werden, wenn sich noch mehr Kunden über das Fehlen der Wahlfreiheit bei ihr beschweren. Logik geht anders. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*