Unternehmen, die Teile ihrer Geschäftsdaten und -anwendungen in die Cloud auslagern, setzen oft auf CRM-Systeme wie Salesforce. Diese müssen eng mit den ERP-Systemen verknüpft sein, um die Geschäftsprozesse zu vereinfachen. Spezielle Integrations-Plattformen helfen. [...]
SPEZIFISCHE ANFORDERUNGEN VON SALESFORCE
Salesforce stellt bei der Implementierung der Schnittstellen spezifische Anforderungen, die Unternehmen berücksichtigen müssen. Hier die wesentlichen Punkte:
- Die Salesforce-Authentifizierung basiert auf der Session-Verarbeitung, das heißt es ist ein eigener Login-Request notwendig, um die Session-ID zu erhalten, bevor man die eigentlichen Business-Daten erhält. Um die Session-ID für mehrere Salesforce-Aufrufe verwenden zu können, müssen diese Login-Daten im Integration-Layer persistiert werden.
- Salesforce verwendet spezielle Sprachkonstrukte für seine Web Service-Strukturdefinition (WSDL Web Service Definition Language). Hier sind teilweise – abhängig von der gewählten Integrationsplattform – manuelle Anpassungen notwendig.
- Salesforce erlaubt über die SOAP-API maximal die Übertragung von 200 Einträgen (beispielsweise 200 Kunden) in einem Aufruf, um Performance-Probleme und lange Antwortzeiten zu vermeiden. Auch die Zahl der Zugriffe pro Tag ist je nach bezahltem Tarif auf eine bestimmte Zahl limitiert. „Daher ist es manchmal sinnvoll, die Daten nicht für jede Transaktion einzeln zu verschicken, sondern in kleinere Pakete zu bündeln. Die Paketierung sollte bevorzugt im ERP-Quellsystem geschehen, lässt sich aber auch über eine Integrations-Plattform steuern. Dazu ist aber Programmierarbeit notwendig“, erklärt Andreas Schmidsberger.
INTEGRATIONS-PLATTFORM REDUZIERT KOMPLEXITÄT
Für die technische Umsetzung ist es natürlich möglich, Salesforce und ein ERP-System direkt miteinander zu verbinden. Die beiden von uns befragten Experten empfehlen aber derartige Point-to-Point-Verbindungen nur in einfachen Projekten, wenn die Datenmenge nicht zu groß ist, die Daten im genau definierten Format vorliegen und nur selten transferiert werden. „Ab einer gewissen Komplexität raten wir zum Einsatz einer Middleware als Integrations-Plattform. Kriterien sind das zu übertragende Datenvolumen, die Häufigkeit der Anfragen und die benötigte Geschwindigkeit“, sagt Robert Santner von Nefos.
Andreas Schmidsberger bestätigt diese Meinung: „Middleware ermöglicht die Realtime-Übertragung, bildet Integrationslogik sowie die Prozesssteuerung ab und bietet auch BPM-Funktionalität für das Fehler-Management.“ Die Integrations-Plattform identifiziert und klassifiziert Fehler bei der Datenübertragung und übergibt die Fehlerkorrektur an eine verantwortliche Person meist aus der Fachabteilung. Der damit verbundene Geschäftsprozess lässt sich mit der Logik in der Middleware (grafisch) modellieren.
Im Salesforce AppExchange sind etwa 30 bis 40 Middleware-Produkte von Herstellern wie Pervasive, IBM oder Magic zu finden. All diese Integrations-Plattformen besitzen Konnektoren zu diversen ERP-Systemen und erfüllen damit die spezifischen technischen Voraussetzungen, da sie Daten von beiden Systemen lesen, verarbeiten und in das jeweilig andere System schreiben können. In einer SAP-zentrischen Systemlandschaft ist meist SAP NetWeaver Process Integration (PI) oder dessen Nachfolger SAP NetWeaver Process Orchestration (PO) das Mittel der Wahl.
Bei der Anbieterauswahl sollten Unternehmen darauf achten, dass die Lösung geeignete vorkonfigurierte Bausteine und Templates enthält, die Workflows abbilden und die Kopplung der Systeme beschleunigen. Damit vermeiden sie, für jeden Aspekt einer erfolgreichen Integration von vorne beginnen zu müssen und erneut Lehrgeld bezahlen. So lässt sich auch ein Master-Objekt erstellen, das wiederverwendet und mit wenig Aufwand auf andere Business-Objekte übertragen werden kann. Die befragten Experten empfehlen zudem, im Rahmen des Projektes einen (eventuell auch externen) Integrations-Architekten einzusetzen, der auf Basis der funktionalen Anforderungen das technische Design verantwortet und somit als Schnittstelle zwischen dem Fachbereich und der IT-Abteilung fungiert.
*Jürgen Mauerer betreibt als freier Journalist ein Redaktionsbüro in München.
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