SDS: Die „Weisheit der Vielen“ als Entscheidungshilfe für Manager

Mitarbeiterwissen ist eine der wertvollsten Ressourcen eines Unternehmens, das – richtig genutzt – großes Potenzial birgt. Dank den Tools der Enterprise-2.0-Revolution können Führungskräfte nun diese Reserve auf einfache Weise anzapfen und praktisch verwerten. Eines der Werkzeuge, das sich besonders dafür eignet, ist Social Decision Support (SDS). [...]

Beim Thema Mitarbeiterwissen denken viele Manager sofort an Wissensmanagement – Identifizierung von Wissensträgern, Konservierung der Wissensbasis in Datenbanken, Wissenstransfer mithilfe betriebsinterner Blogs oder Wikis. Wissensmanagement ist jedoch nur der Anfang: Wer an diesem Punkt stehenbleibt, macht nicht das Beste aus dem Rohstoff Wissen. Tatsache ist, dass herkömmliche Wissensmanagement-Tools das volle Potenzial des Mitarbeiterwissens nicht komplett ausschöpfen können. Komplementäre Werkzeuge wie Social Decision Support schaffen Abhilfe.

Social Decision Support  ist ein Instrument, das mit Wissensmanagement verwandt ist, jedoch zum Ziel hat, das Wissen, die Erfahrungen und das „Bauchgefühl“ der Mitarbeiter auf effiziente Weise im Geschäftsalltag verwertbar zu machen. Konkret wird das über ein ausgefeiltes technisches Verfahren erreicht, das das Wissen der Mitarbeiter bündelt mit dem Ziel, hochpräzise Aussagen über ungewisse, in der Zukunft liegende Ereignisse zu treffen.

Zentrales Element von SDS ist ein Prognosemarkt. Ähnlich einer Börse bildet der SDS-Markt zukünftige Ereignisse als Wertpapier ab, das von den Teilnehmern gehandelt werden kann. Je sicherer ein bestimmter Ereignisausgang scheint, desto mehr investieren die Anleger in dieses Papier. Im Sinne der Hayek-Hypothese kann über den Endpreis eines Wertpapiers die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Ereignisausgangs bestimmt werden. Der Endpreis einer virtuellen Aktie ist die in Zahlen gegossene kollektive Intelligenz der Teilnehmer, in den sämtliche vorhandenen Informationen bereits eingepreist sind. Incentives und Gamification-Elemente sorgen bei den Mitarbeitern für die nötige Motivation und den Spielspaß.

Mit Social Decision Support verfügt die Führungsmannschaft einer Firma über ein wertvolles Planungsinstrument, mit dem gleich mehrere Felder bespielt werden können:

  • Marktprognosen, zum Beispiel die Prognose von Absatzzahlen, Marktanteilen, Wachstumsraten für beliebige Produkte. Der Konsumgüterhersteller Henkel nutzt Social Decision Support und konnte damit seine Prognosegenauigkeit um 22 Prozent steigern.
  • Competitive Intelligence, zum Beispiel Risiko für Markteintritt neuer Wettbewerber in Segment X abschätzen. Zeppelin Rental setzt Social Decision Support ein, um das Wissen von Mitarbeitern aus seinen über 100 Standorten für strategische Fragen zu bündeln.
  • Produktinnovation, zum Beispiel zur Prognostizierung von Flopraten, tatsächlichen Entwicklungskosten und –dauer bei neuen Produktideen. Tchibo hat mit Social Decision Support das Wissen seiner Filialmitarbeiter für die Beurteilung neuer Produkte genutzt.
  • F&E-Management, zum Beispiel die Quantifizierung von Technologietrends, um Entwicklungsrisiken rechtzeitig abschätzen. Die Deutsche Telekom bündelt das Wissen von 240.000 Mitarbeitern, um die das Potenzial neuer Technologien besser abzuschätzen.
  • Wirtschaftsprognosen, zum Beispiel Arbeitslosenrate, Wirtschaftswachstum. Der Saatguthersteller Syngenta nutzt Social Decision Support, um frühzeitig seine Produktion an die zu erwartende globale Nachfrage anzupassen.

DIE WEISHEIT DER VIELEN MITARBEITER
Wie sieht der konkrete Ablauf bei Social Decision Support aus? Am Anfang steht eine Business-Frage, die mithilfe des vorhandenen Wissens- und Informationsstandes nicht oder nur unzureichend beantwortet werden kann. In einem Verlag könnte dies eine Frage zur Auflage einer neuen Publikation sein. Ein mittelständischer Automobilzulieferer hingegen dürfte zum Beispiel an den Absatzchancen einer neuen Scheinwerfergeneration interessiert sein.Als Nächstes wird diese Frage in das betriebsinterne SDS-Portal eingestellt. Danach haben die Mitarbeiter bis zu fünf Tage Zeit, ihre Einschätzungen abzugeben. Nach Ablauf der Frist kann der Initiator der Frage das Ergebnis abrufen, das beispielsweise in Form eines geschätzten Umsatzpotenzials für eine neue Technologie oder als Flopwahrscheinlichkeit eines neuen Produktes vorliegt. In allen Fällen gilt: das Ergebnis der Befragung ist eine Kennzahl, die ohne weitere Bearbeitung sofort in aktuelle Entscheidungsprozessen einfließen kann.
Viele Unternehmen testen derzeit Social Decision Support oder nutzen es bereits im Praxisbetrieb. Dazu zählen Unternehmen wie die Deutsche Telekom oder Tchibo. Seit kurzem nutzt auch der Konsumgüterhersteller Henkel dieses Werkzeug, um mithilfe des Fachwissens von Mitarbeitern die Absatzchancen neuer und existierender Produkte präzise zu schätzen. Fallstudien zum Einsatz von Social Decision Support bei Henkel und anderen Unternehmen sind auf https://www.crowdworx.com/de/downloads/ kostenlos abrufbar.
 
SDS MACHT WISSEN ZUR RESSOURCE
Es gibt zahlreiche Beispiele für Projekte, die mit Hilfe kollektiver Intelligenz realisiert werden konnten – Paradebeispiel ist die Wikipedia. Doch die „Weisheit der Vielen“ kann auch innerhalb eines Unternehmens gewinnbringend genutzt werden. Social Decision Support ermöglicht es Firmen, das kollektive Wissen von Arbeitern und Angestellten aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammenzuführen und zur Lösung schwierigster Sachfragen zu nutzen.

* Aleksandar Ivanov ist europäischer Enterprise-2.0-Pionier, Mitbegründer der Unternehmen Crowdworx und Crowdpark und Partner beim Analysehaus Analyx.


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