Nicht nur gesellschaftliche Trends wirken sich auf die Versicherungsbranche aus, auch IoT, Drohnen und selbstfahrende Autos sorgen dafür, dass kein Stein auf dem anderen bleibt. Wichtigster Trend: Die Analyse von Daten, die Versicherer zunehmend überschwemmen. [...]
CRM Partners, Spezialist für Customer Engagement und CRM-Systeme auf Basis von Microsoft Dynamics CRM, beschreibt in der Studie „Versicherungsunternehmen auf dem Weg in die digitale Welt“, welche sieben Technologie-Trends die Versicherungsbranche auf den Kopf stellen werden. Ob Augmented Reality, das Internet der Dinge, Wearables, vernetzte und selbstfahrende Autos, Drohnen oder Peer-to-Peer-Versicherungen: Viele Versicherer scheinen das disruptive Potenzial wichtiger Zukunftstrends bisher noch nicht allzu ernst zu nehmen. Dabei erzeugen all diese neuen Technologien beträchtliche Mengen an versicherungsrelevanten Daten. Um mit dem digitalen Wandel Schritt zu halten, muss die Versicherungsbranche daher ihre Geschäftsprozesse überdenken und ihre Produkte anpassen. Hier die wichtigsten Erkenntnisse von CRM Partners.
1. Internet of Things
An der festen Ordnung der traditionellen Versicherungsunternehmen wird kräftig gerüttelt. Die etablierten Unternehmen haben mit neuen Playern zu kämpfen, die Internet of Things (IoT) schnell einsetzen, um dadurch neue, auf den Kunden zugeschnittene Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.
Eines ist sicher: Wenn Milliarden von Produkten mit Sensoren ausgestattet sind, wird das IoT einen Ozean voller Real-Time-Daten erzeugen. Diese Daten sind eine Goldmine für Versicherungsunternehmen. Dazu ist es allerdings notwendig, diese riesigen Mengen an Daten wirklich zu erheben, zu entschlüsseln und zu analysieren. Dann lassen sich Produkte und Dienstleistungen sehr genau auf die Bedürfnisse der einzelnen Verbraucher abstimmen. Die relevanten Daten über die Kunden in einem zentralen CRM-System festzuhalten, stellt die Basis dafür dar, um neue, individualisierbare Produkte und Dienstleistungen für die Kunden der Zukunft zu entwickeln.
2. Selbstfahrende Autos & CO
Anna van Tienhoven, Beraterin und Expertin auf dem Gebiet Schaden und Versicherungen, ist der Ansicht, dass Versicherungsunternehmen für selbstfahrende Autos ihre Risikoabwägungen auf völlig andere Art und Weise treffen müssen. Ein selbstfahrendes Auto verspricht, weniger Risiken zu verursachen. Und wenn sich weniger Unfälle ereignen, verschiebt sich das Verhältnis zwischen Prämie und Risiko. Die bestehenden Risikomodelle werden sich dadurch fundamental ändern. Basierend auf den Berechnungen und Prognosen geht van Tienhoven davon aus, dass die Prämien dabei erheblich sinken werden, einige bis auf 60 Prozent.
Versicherungsunternehmen müssen daher mit der Zeit gehen und dafür sorgen, dass die richtigen Produkte und Policen rechtzeitig bereitstehen.
3. Wearables
Wearables und ihre Auswirkungen sind keine Zukunftsmusik mehr. Versicherungsunternehmen experimentieren bereits mit der Anpassung von Prämien auf Basis der beim Joggen zurückgelegten Kilometer. Aber in der Versicherungsbranche ist noch viel mehr möglich. Kunden, die tragbare Gadgets nutzen, erzeugen nämlich auch viele ortsbasierte Daten. So können Versicherungsunternehmen zum Beispiel direkt in dem Moment eine passende Reiseversicherung anbieten, wenn die Kunden eine bestimmte Grenze überschreiten.
4. Augmenten Reality (AR)
AR lässt sich als Hilfsmittel auf den Gebieten Vorbeugung, Risikoscans und Schadensersatzforderungen nutzen. Auch wenn die Technologie noch nicht ausgereift ist, ist es doch sehr realistisch, dass etwa ein Haus in Zukunft mit einer AR-App gescannt wird, um auf dieser Basis die Versicherungsprämie zu bestimmen. Weiteres Beispiel: Wenn der Verbraucher ein Fahrrad scannt, das er vielleicht kaufen möchte, kann der Versicherer sofort eine passende Versicherung anbieten.
5. Drohnen
Drohnen eröffnen dem Versicherungsmarkt neue Perspektiven, beispielsweise bei Schadensbegutachtungen und Inspektionen. Ist ein Unfall passiert? Eine Drohne kann sofort an den Unfallort kommen und den Schaden begutachten. Wurde eingebrochen? Eine Drohne kann sofort alle Beweismaterialien erfassen.
Allgemein rechnet man in Europa jedoch nicht mit einer sehr schnellen Verbreitung der smarten Flugkörper, denn die Fragen bezüglich der Gesetzeslage und zum Datenschutz sind noch nicht geklärt.
6. PAYD & P2P
Die logische Folge der beschriebenen Trends: Neue Versicherungsformen werden wie Pilze aus dem Boden schießen, um besonders Digital Natives bedarfsgerecht bedienen zu können. Zwei Trends sind bereits Realität: Die Usage-Based-Versicherung, im deutschsprachigen Raum primär als Pay-as-you-drive-Versicherung (PAYD) bekannt, ist eine nutzungsbasierte Versicherungsform. Mit der Einführung von IoT und Wearables wird es einfacher als jemals zuvor, Nutzungsmuster zu messen. Insbesondere für Autoversicherer ist dies eine äußerst wichtige Entwicklung. über Datenboxen und Sensoren in Transportmitteln wird aufgezeichnet, wie der Fahrer sein Auto genau fährt, sodass die Prämie auf dieses Fahrverhalten abgestimmt werden kann.
Peer-to-Peer-Versicherungen (auch soziale Versicherung genannt) sind gegenwärtig unter Startup-Unternehmen und Verbrauchern gleichermaßen beliebt. Die eigene P2P-Versicherung eröffnet etwa den Eigentümern einer kleinen Ferienhaus-Siedlung eine kostengünstige Option, mit dem gemeinsamen Risiko beispielsweise eines Brandes umzugehen: Sie teilen es.
7. Daten als wichtigster Wettbewerbsvorteil
Die Umsetzung der neuen Trends innerhalb der Versicherungsbranche hat vor allem mit der Einsicht in relevante Daten zu tun. Spezialisten können zum Beispiel anhand von Veränderungen im Kaufverhalten mit größter Präzision bestimmen, ob Personen bald heiraten werden, sich scheiden lassen wollen oder ein Kind bekommen. Einige Versicherungsunternehmen gehen sogar noch einen Schritt weiter: hin zum Prosuming. Dabei gehen das Unternehmen und der Kunde eine Partnerschaft ein, um gemeinsam neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, zu testen und anzupassen. (wf)
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