Sind Sie zu viel am Handy? So verkürzen Sie Ihre Bildschirmzeit

Wir verwenden unsere Smartphones praktisch für alles, doch das zu lange Starren auf diese hypnotisierenden Bildschirme kann Ihrer psychischen Gesundheit schaden. Hier erfahren Sie, wie Sie auf eine gesunde Beziehung zu Ihrem Smartphone hinarbeiten können. [...]

Heutzutage besitzt so gut wie jeder ein Smartphone. Doch manchmal wird die Abhängigkeit vom Taschenbildschirm einfach zu groß (c) Pixabay.com

Ihr Smartphone ist wahrscheinlich Ihr meistgenutztes Gerät, und vielleicht sogar eines Ihrer wertvollsten Besitztümer. Wir alle verwenden es für traditionelle Aufgaben wie Telefonieren und das Versenden von Textnachrichten. Doch die Leistungsfähigkeit und die Möglichkeiten moderner Geräte sind mittlerweile so groß, dass wir uns auch dann auf sie verlassen, wenn es darum geht, uns unseren Zeitplan mitteilen zu lassen, Orte zu finden, Musik zu hören, Fotos machen und Videos zu drehen, im Internet zu surfen, unsere Heizung zu steuern, Zugfahrkarten zu buchen, soziale Medien zu nutzen, Spiele zu spielen und sogar um in Geschäften zu bezahlen.

Wir interagieren also mehr mit unseren Handys als je zuvor, aber inwieweit ist das ein Problem? In der Forschung wurden jetzt Verbindungen zwischen unserer Nutzung von Mobiltelefonen und verschiedenen psychischen Problemen festgestellt, darunter auch das neue Phänomen der Trennungsangst vom Smartphone. Wie können wir also feststellen, ob wir zu viel auf Bildschirme starren, und welche Schritte gibt es, um zu verhindern, dass dies zu einem ernsthaften Problem wird?

Hier sind einige Möglichkeiten, wie Sie auf eine gesunde Beziehung zu Ihren Bildschirmen hinarbeiten können.

Was ist Trennungsangst vom Smartphone?

Nomophobie ist der Zustand, bei dem Menschen Angst oder Furcht empfinden, wenn ihr Handy nicht in der Nähe ist. Der Begriff ist nicht irgendein klassischer, auf dem Lateinischen basierender Begriff, sondern kommt vielmehr aus der Kontraktion von No Mobile Phone Phobia. Dieser Zustand ist auch als Trennungsangst vom Handy (Phone Separation Anxiety) bekannt, obwohl sich beide Begriffe noch im Anfangsstadium der Akzeptanz befinden: Weitere Studien sind erforderlich, bevor einer der beiden Begriffe offiziell in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten erscheint, die von der medizinischen Berufsgemeinschaft verwendet wird.

Die Auswirkungen von PSA beschränken sich nicht nur auf Angstzustände, wenn das Smartphone nicht in Reichweite ist, sondern führen auch zu Schlafstörungen, einer Überanstrengung der Augen, und einige Betroffene berichten sogar, dass sie das Klingeln des Handys oder Text-Benachrichtigungen auch dann hören können, wenn das Gerät gar nicht in der Nähe ist. In den USA durchgeführte Studien an College-Studenten ergaben, dass „der Verzicht aufs Smartphone in alltäglichen Situationen wie dem Unterricht zur Ablenkung sowie zu einem erhöhten Angstgefühl und einem schlechteren Kurzzeitgedächtnis führen kann. Insbesondere kann der Verzicht aufs Handy zu ablenkenden Gedanken darüber beitragen, welche Nachrichten oder Meldungen in der Absenz auf einen warten könnten“.

Bisher gab es eine Reihe von Studien, in denen die potenziellen Auswirkungen von PSA skizziert wurden. Ein kürzlich erschienener Eintrag im International Journal of Research in Medical Sciences kommt zu dem Schluss, dass;

„Nomophobie eine neu auftretende negative Auswirkung im Zusammenhang mit der Benutzung von Mobiltelefonen [ist]. Sie ist in allen Altersgruppen und an verschiedenen geographischen Standorten weit verbreitet und wird mit einer längeren Nutzung von Mobiltelefonen in Verbindung gebracht. Ein frühzeitiges Eingreifen bei solch unkonventionellen Problemkreisen in Form von Änderungen der Lebensweise und der Förderung des vernünftigen Gebrauchs von Mobiltelefonen ist erforderlich, um Abhängigkeit von und Sucht nach Mobiltelefonen und deren negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Einzelnen zu vermeiden.“

Wie bei vielen Suchtkrankheiten verstärkt sich dieser Zustand, wenn die Menschen ihre Smartphones intensiv nutzen. Deshalb haben sich einige Studien auf Jugendliche und Millenials konzentriert, die mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Smartphone besitzen und viel Zeit damit verbringen.

Es gab auch Zusammenhänge zwischen der Nutzung von sozialen Medien und Depression oder Einsamkeit, insbesondere in den oben genannten Gruppen. Eine Studie der University of Pennsylvania aus dem Jahr 2018 zeigte, dass, wenn eine Gruppe gebeten wurde, ihre Nutzung sozialer Medien auf dreißig Minuten pro Tag zu reduzieren (jeweils 10 Minuten auf Facebook, Snapchat und Instagram), während eine andere sie weiterhin in ihrer normalen Frequenz nutzte, die erste Gruppe „im Vergleich zur Kontrollgruppe über drei Wochen eine signifikante Reduzierung von Einsamkeit und Depression“ zeigte. Interessanterweise sahen beide Gruppen während des Tests einen Rückgang in diesen Bereichen, was darauf zurückgeführt wurde, dass sie sich alle bewusster waren, wie sie die Technologie nutzten.

In der Schlussfolgerung der Studie heißt es: „Unsere Ergebnisse deuten stark darauf hin, dass eine Beschränkung der Nutzung sozialer Medien auf etwa 30 Minuten pro Tag zu einer signifikanten Verbesserung des Wohlbefindens führen kann“.

Und es sollte auch die Frage beantworten, ob Sie Ihr Smartphone zu oft benutzen: Wenn Sie keine halbe Stunde aushalten können, ohne es in die Hand zu nehmen, wenn es das erste ist, wonach Sie morgens greifen, und das letzte, was Sie vor dem Schlafengehen betrachten, könnten Sie vielleicht davon profitieren, einige der folgenden Tipps auszuprobieren.

Wie Sie Ihre Handynutzung reduzieren können

Niemand verlangt ernsthaft von uns, dass wir unsere Smartphones wegwerfen und zu Festnetzanschlüssen und iPods zurückkehren sollten. Aber wie die obigen Ausführungen zeigen, sollten wir uns alle stärker bewusst machen, wie sehr wir unsere Handys nutzen und übermäßige Tendenzen eindämmen, bevor sie zu einem echten Problem werden.

Apple und Google machen dies inzwischen einfacher mit Screen Time und Digital Wellbeing Apps, mit denen Sie Ihre Nutzung überwachen und Grenzwerte für die tägliche Nutzungsdauer bestimmter Apps festlegen können. Es gibt auch eine Reihe hilfreicher Apps, die darauf abzielen, FOMO (Fear Of Missing Out) zu stoppen, die Menschen so eifrig macht, ihre Feeds immer wieder auf neue Nachrichten zu überprüfen.

Eine der friedlichsten ist Forest: Sie fungiert als Timer, der es Ihnen ermöglicht, Ihr Telefon beiseite zu legen und es 30 Minuten lang nicht mehr anzufassen. Während dieser Zeit bleibt der Bildschirm eingeschaltet und man kann sehen, wie langsam ein Baum aus einer winzigen Eichel heraus wächst. Wenn es Ihnen gelingt, das Gerät lang genug nicht zu benutzen, werden Sie mit entsprechenden Punkten belohnt – sollten Sie jedoch das Telefon in die Hand nehmen und es benutzen, stirbt der Baum ab.

Das scheint vielleicht etwas dramatisch, aber die Beliebtheit der App zeigt, dass es eine gute Möglichkeit ist, langsam die Kontrolle über Ihre Impulse wieder zu erlangen.

Headspace ist eine weitere angesehene App, die den Nutzern hilft, ihren Geist zu beruhigen und nachzudenken, anstatt zu tippen. Die Software enthält viele angeleitete Meditationssitzungen, Achtsamkeitsübungen und Einschlafhilfen, die die Nutzung des Telefons zu einer gesunden und wohltuenden Aktivität machen können.

Machen Sie Urlaub von Ihrem Smartphone

Wir sind uns der Ironie bewusst, dass wir versuchen, die Smartphoneabhängigkeit mit Apps zu bekämpfen, die auf genau diesen Geräten ausgeführt werden. Man könnte also versuchen, einen radikaleren Weg einzuschlagen.

Investieren Sie in ein traditionelles „dummes“ Telefon als Ergänzung zu Ihrem intelligenten Smartphone. Tauschen Sie dann an einem Tag in der Woche die SIM-Karte mit dem ersteren aus und gehen Sie spazieren oder ins Fitnessstudio, lesen Sie ein Buch in Ihrem Lieblingscafé oder tun sie, was immer Sie zur Entspannung tun möchten. Auf diese Weise werden Sie immer noch erreichbar sein, was hoffentlich die Angst vor der Trennung von Ihrem Handy reduziert, aber das Internet und all seine verführerischen Reize bleiben in der Schublade zu Hause.

Jetzt hören Sie auf, das hier zu lesen, legen Sie das Handy weg und atmen Sie tief durch. Es gibt viel zu tun und zu sehen in der Welt, und all das sieht besser aus, wenn es nicht von einem Widescreen-Display eingerahmt ist. Genießen Sie es und achten Sie dabei auf sich selbst und andere.

*Martyn Casserly ist freier Journalist und schreibt regelmäßig für Tech Advisor und Macworld. Er arbeitet auch für Wired, Stuff, Web User, GamesTM, Retro Gamer und viele andere Publikationen.


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