Die Studie "ERP in der Praxis 2012/2013 – Anwenderzufriedenheit, Nutzen und Perspektiven" von Trovarit bringt die Schwächen aktueller Lösungen gnadenlos auf den Punkt. Positiv: Das Niveau der Lösungen ist gestiegen. [...]
Knapp 50 ERP-Lösungen konnten sich bei der diesjährigen Trovarit-Studie „ERP in der Praxis“ ein echtes Lob von ihren Anwendern abholen: Ihre zentrale Rolle in den Unternehmen spielen ERP-Systeme offenbar recht gut und auch der Service der Wartungspartner scheint im Allgemeinen mehr als befriedigend zu sein. Im Rahmen der Studie, die mittlerweile zum sechsten Mal seit 2004 von Trovarit und ihren Partnern durchgeführt wurde, haben sich über 2.500 Anwenderunternehmen in Sachen Erfahrungen mit ERP-Systemen und -Anbietern ausgetauscht und dabei sowohl für die Software als auch für die Dienstleistungen der Implementierungs- bzw. Wartungspartner eine uneingeschränkte Gesamtnote „Gut“ vergeben. Betrachtet man allerdings einzelne Zufriedenheitsaspekte, ist die Bewertung differenzierter und bleibt meist deutlich hinter dem Gesamteindruck zurück.
SPEZIALISTEN KOMMEN BESSER AN
Die diesjährigen Zufriedenheitsbewertungen der Anwender für ERP-Systeme und Anbieter bestätigen die Ergebnisse der Vergangenheit: Ausgesprochene Branchenspezialisten und/oder kleinere Anbieter, deren Kunden vor allem den kleineren und mittleren Unternehmen zuzurechnen sind, schneiden am besten ab. Die besten Lösungen für größere Anwender finden sich dagegen überwiegend im hinteren Mittelfeld.
Offenbar wirkt sich die Größe einer ERP-Installation dämpfend auf die Anwenderzufriedenheit aus. Ein Grund ist das hohe Anforderungsniveau in Verbindung mit spürbar größerem Aufwand bei Einführung, Wartung und Endanwenderbetreuung. Ebenfalls nachteilig auf die Anwenderzufriedenheit wirken sich veraltete Release-Stände aus. Die positiven Veränderungen der Anwenderzufriedenheit erfolgen dagegen meist weniger spektakulär mit dem Charakter einer „kontinuierlichen Verbesserung“.
Die Gesamtschau auf das Zufriedenheitsportfolio zeigt, dass ein enger Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit dem System und jener mit dem Wartungspartner besteht. Untersucht man jedoch einzelne Aspekte, ergibt sich ein deutlich differenzierteres Bild: Äußerst kritisch bewertet werden z.B. Möglichkeiten bezüglich Formularen und Auswertungen sowie Schnittstellen. Gleiches gilt für eine Reihe projektbezogener Zufriedenheitsaspekte wie Termin- und Budgeteinhaltung. Während viele Kriterien im Verlauf der letzten acht Jahre insgesamt eine relativ feste Position im Portfolio einnehmen, fällt 2012 der deutlich negative Trend bei der Performance der Lösungen auf – ein Aspekt, der lange Zeit völlig unkritisch bewertet wurde. Offenbar steigt der Ressourcenbedarf der Software bei gleichzeitiger Zunahme des zu verarbeitenden Datenvolumens schneller als die Leistungsfähigkeit der IT-Infrastrukturen. Ebenso regelmäßig bemängeln Anwender immer noch die Bedienerfreundlichkeit. Ein Umstand, der den Nutzen des Werkzeugs ERP-Software durchaus beeinträchtigen kann.
ANFORDERUNGEN AN ERP-SYSTEME
Die wichtigsten Anforderungen sind „Funktionale Eignung“ (zuletzt ausschlaggebend in 65 Prozent der Projekte), „Flexibilität der Software“ (ca. 49 Prozent) und Praktikabilität/Mittelstandseignung“ (zuletzt ca. 34 Prozent). Auf den Plätzen folgen „Kosten-Nutzen-Verhältnis“, „Kompetenz und Auftreten des Anbieters“, „Benutzerführung/Ergonomie“ sowie „Moderne Technologie der Lösung“ (zwischen 26 und 32 Prozent). Dabei haben sich die Anforderungen an ERP-Lösungen in den vergangenen zehn Jahren durchaus verändert. Besonders fällt die wesentlich höhere Bedeutung der „Flexibilität der Software“ (Trend 2000/2010: +21 Prozent), „Anschaffungskosten“ (+4,3 Prozent) und „Internationale Ausrichtung der Software“ (+5,8 Prozent). Die „Flexibilität der Software“ schließt mit zuletzt fast der Hälfte der Projekte fast schon zum wichtigsten Aspekt auf, der „Funktionalen Eignung“. Dabei kommt der „Funktionalität“ im Vergleich zur Jahrtausendwende eine etwas geringere Bedeutung zu (-3,4 Prozent).
INTERNATIONALES EXPERTENTEAM
Mit insgesamt mehr als 10.000 Teilnehmern ist die Studie „ERP-Praxis – Anwenderzufriedenheit, Nutzen und Perspektiven“ der größte Erfahrungsaustausch unter ERP-Anwendern. Trovarit führt die Studie seit 2004 im Zweijahres-Rhythmus in Deutschland durch und hat sie zuletzt auf die Schweiz, Österreich, die Niederlande und die Türkei ausgedehnt. Das Researchteam wird von einer internationalen Expertengruppe unterstützt. In dieser sind u.a. das Forschungsinstitut für Rationalisierung an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, die 2BCS AG (Schweiz), Der ERP-Tuner (Österreich), Pragmatiq (Niederlande) und Trovarit Danismanlik (Türkei) vertreten. Übrigens: Das Management Summary mit den wichtigsten Ergebnissen der Studie steht unter www.trovarit.com/erp-praxis zum kostenlosen Download zur Verfügung. (su)
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