Social Media: Jobmotor und Jobkiller

Anlässlich des 11. internationalen Safer Internet Day am 11. Februar 2014 präsentierte Saferinternet.at jetzt eine Studie zum Thema "Mein Ruf im Netz - Auswirkungen auf die berufliche Zukunft". Eines der Ergebnisse: Bereits bei 47 Prozent der Bewerbungen wird die Internet-Recherche gezielt als Unterstützung für die Personalauswahl genutzt. [...]

Die heutigen Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger sind – als sogenannte Digital Natives – mit dem Internet aufgewachsen. Die Auswirkungen der eigenen Online-Präsenz auf spätere Bewerbungen werden dabei oft nicht bedacht. Die Initiative Saferinternet.at beauftragte das Meinungsforschungsinstitut Marketagent mit einer Studie zum Thema „Mein Ruf im Netz – Auswirkungen auf die berufliche Zukunft“. Bei einer Online-Umfrage wurden 299 Personalverantwortliche österreichischer Unternehmen zur Bedeutung der persönlichen Online-Präsenz und deren Auswirkung auf den Bewerbungsprozess befragt. Die Ergebnisse der Studie sollen unter anderem zur Aufklärungsarbeit an Schulen genutzt werden.

PERSONALER RECHERCHIEREN IM NETZ
Die Ergebnisse der Befragung verdeutlichen die Bedeutung des eigenen Online-Auftritts für eine erfolgreiche Bewerbung: Bereits bei 47 Prozent der Bewerbungen wird die Internet-Recherche gezielt als Unterstützung für die Personalauswahl genutzt. Dies passiert zumeist (72 Prozent) vor den ersten Bewerbungsgesprächen. Die Befragten suchen hauptsächlich mit allgemeinen Suchmaschinen wie Google oder Bing (76 Prozent), in Sozialen Netzwerken (61 Prozent) und in Business Netzwerken wie Xing oder LinkedIn (44 Prozent).

Insbesondere Personalverantwortliche aus den Branchen IT/Telekommunikation (68 Prozent), Kommunikations-/ Kreativwirtschaft (58 Prozent) und dem Dienstleistungsbereich (53 Prozent) nutzen das Internet häufig zur Recherche über Bewerber. Im Handel hingegen werden die wenigsten Informationen über Bewerber eingeholt (26 Prozent).

Personalverantwortliche suchen vor allem nach dem allgemeinen Eindruck über die Persönlichkeit (61 Prozent), Informationen über das Verhalten der Bewerber im Internet (38 Prozent) und weiteren Informationen zum bisherigen Berufsleben (36 Prozent). 48  Prozent der Befragten gaben an, „nach nichts Bestimmtem“ zu suchen.

Bernhard Jungwirth, Projektleiter von Saferinternet.at: „Mittlerweile ist es wichtig, das Internet als persönlichen Jobmotor zu nutzen. Achtet man allerdings nicht auf die eigene Online-Präsenz, kann das Internet auch ganz schnell zum Jobkiller mutieren. Deshalb ist eine bewusste Gestaltung des eigenen Online-Auftritts auch in Bezug auf die berufliche Zukunft ein wichtiges Thema, welches wir bereits Schülerinnen und Schülern vermitteln wollen.“

Auch die Angaben, die während eines Bewerbungsgesprächs gemacht wurden (28 Prozent) bzw. die Richtigkeit des angegebenen Lebenslaufs (27 Prozent) werden im Netz überprüft. Knapp ein Fünftel der Personalverantwortlichen (19 Prozent) versuchen bei der Online-Recherche außerdem einen Eindruck über die Internet-Kompetenz der Bewerber zu gewinnen.

Um einen Eindruck von der Persönlichkeit der Bewerber zu erhalten, achten die Personalverantwortlichen bei der Internet-Recherche vor allem auf Kommentare und Postings der Bewerber selbst (51 Prozent), Hobbies/Interessen (40 Prozent), besondere private Leistungen/ehrenamtliches Engagement (39 Prozent), Kommentare von Dritten über die Bewerber (36 Prozent), Fotos und Videos (33 Prozent) sowie auf die Kreativität des Online-Auftritts (31 Prozent).

AUSWIRKUNGEN AUF BEWERBUNGSPROZESS
In 29 Prozent der Fälle haben die Recherchen der Personalverantwortlichen tatsächlich Auswirkungen auf den Bewerbungsprozess. Die Befragten gaben an, dass sich dabei in 38 Prozent der Recherchen der Online-Auftritt positiv auswirkt, hingegen in nur 12 Prozent negativ.

Auch wenn insgesamt die Auswirkungen häufiger zu Gunsten der Bewerber ausfallen, hinterlassen vor allem folgende Suchergebnisse den stärksten negativen Eindruck: Dazu zählen insbesondere Informationen, die auf falsche Angaben des Bewerbers hinweisen (89 Prozent), derbe/diskriminierende Kommentare (87 Prozent), Darstellung von Alkohol- und Drogenmissbrauch (84 Prozent), Angaben zu radikalen politischen Ansichten (84 Prozent) sowie viele Rechtschreib- und Grammatikfehler (79 Prozent).

Wenn nichts über einen Bewerber im Internet zu finden ist, wird das im Durchschnitt über alle Branchen eher positiv (v.a. „schützt sein Privatleben“, „achtet auf Privatsphäre“, „vermittelt positiven Eindruck“ etc.) als negativ (v.a. „technologischer Nachzügler“, „hat etwas zu verbergen“, „unscheinbarer Mensch“) interpretiert. Nur 17 Prozent der Personalverantwortlichen gaben an, dass es einen schlechteren Eindruck macht, wenn Bewerber überhaupt nicht im Internet vertreten sind, als wenn das eine oder andere ausgelassene Partyfoto zu finden ist. Digitale Abstinenz wird naturgemäß in den Branchen IT/Telekommunikation bzw. Kommunikations-/Kreativwirtschaft am kritischsten gesehen.

Im Laufe des Jahres 2014 soll das Unterrichtsmaterial „Mein Ruf im Netz“ veröffentlicht werden. (pi/rnf)


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