Im Profi-Sport wird schon lange nicht mehr nur nach dem Bauchgefühl entschieden. Seit jeher werden Spielzüge analysiert, die Strategie des Gegners beobachtet und das richtige Material für die aktuellen Gegebenheiten gewählt. Doch es waren weiterhin Interpretations-Spielräume vorhanden, Raum für die schwer quantifizierbaren Erfahrungen und Instinkte von Trainer oder Sportler. Big Data und die minutiöse Analyse von gewaltigen Datenbergen lassen diese Räume zugunsten von harten Fakten immer kleiner werden und verhelfen den Sportlern – wie auch ihren Fans – zu neuen Einsichten. [...]
Technik-affine Sportarten wie die Formel 1 haben schon lange die Vorzüge moderner Software-Lösungen erkannt. Kein Wunder, können doch besonders im Motorsport Sekundenbruchteile und winzigste Unterschiede am Material über Sieg oder Niederlage entscheiden. Das Formel-1-Team McLaren-Honda hat beispielsweise schon seit Jahren SAP als Partner an seiner Seite. Für den Rennstall hängt der Erfolg unter anderem davon ab, in kürzester Zeit zu entscheiden, welche Motorenteile wiederverwendet, ausgetauscht oder überholt werden. Schon bei Design, Entwicklung und Produktion müssen Daten gesammelt und ausgewertet werden, später natürlich auch laufend und in Echtzeit beim Training und in den Rennen. SAP liefert McLaren-Honda die „Offizielle Cloud-Lösung und die „Offizielle Datenbank-Lösung“, darunter auch das In-Memory-Produkt SAP HANA.
Ein anderes Unternehmen, Tata Communications, hat 2014 den „F1 Connectivity Innovation Prize“ aus der Taufe gehoben. Ziel des mit 50.000 Dollar dotierten Wettbewerbs ist es, technische Visionäre und kreative Köpfe weltweit dazu zu animieren, in Innovationen für die Formel 1 zu entwickeln. Dabei geht es um konkrete Aufgabenstellungen des Rennsports, diesmal beispielsweise die Entwicklung eines neuen Ansatzes für die Anzeige von Telemetrie- und Sensordaten des Rennautos. Darunter fallen unter anderem der Zustand und Temperatur der Reifen sowie Luftstrom, Aerodynamik, Gaspedal, Bremsen und Öltemperatur und Bewegungen innerhalb der Räderkasten. Diese Informationen sollen während der Track Sessions sowohl von den Teams an der Boxenmauer als auch in der Werkstatt genutzt werden. „Gewünscht“ hat sich diese Aufgabe das Team von MERCEDES AMG PETRONAS. Durch die Visualisierung von Big Data Analytics in Echtzeit wollen die Ingenieure an der Strecke und im Werk in Großbritannien präzisere Entscheidungen treffen. In der Jury des Wettbewerbs sitzen unter anderem Lewis Hamilton und seit diesem Jahr auch David Coulthard. Coulthard ist überzeugt: „Zwei Dinge sind das Lebenselixier eines jeden Formel-1-Rennens – der Mut und die Fähigkeiten der Fahrer und der Technologie. Es ist die zerbrechliche Balance der Elemente, die diesen Sport für die Zuschauer so spannend macht. Der Wettbewerb dreht sich um bevorzugte Technologien, während die aufgeheizte Debatte über ihre Rolle im Motorsport anhält.“
VON VIER ZU ZWEI
Nicht nur auf vier, sondern auch auf zwei motorisierten Rädern werden natürlich Daten analysiert. EMC hat sich beispielsweise die Frage gestellt, warum Motorrad-Legende John McGuinness so schnell ist, wie er ist. Immerhin gilt der Brite seit 25 Jahren als einer der schnellsten Motorrad-Rennfahrer der Welt und gewann die anspruchsvolle und gefährliche Isle of Man Tourist Trophy (TT) bereits 23 Mal. Auch EMC wählte den Rahmen eines Wettbewerbs, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Dafür bestückte das Unternehmen den Rennanzug von John McGuinness und sein Motorrad mit zahlreichen Sensoren. Dann absolvierten McGuinness und der identisch ausgestattete Vergleichsfahrer Adam „Chad“ Child, leitender Testfahrer der englischen Zeitschrift Motor Cycle News, sechs Runden auf dem Circuit Monteblanco in Andalusien, Spanien.
„Dabei produzierten die Sensoren mehr als 700.000 Reihen an Leistungsdaten sowie biometrische und mechanische Informationen, unter anderem über die Herz- und Atemfrequenz, die genaue Position des Fahrers sowie den Rotations- und Schräglagenwinkel des Motorrads. Alle Daten wurden unverändert in einen zentralen EMC Business Data Lake überführt, sodass EMC von jedem beliebigen Punkt auf der Rennstrecke ein genaues Bild der Fahrer- und Motorradeigenschaften hatte“, beschreibt Stefan Trondl, Country Manager Österreich, den technischen Ablauf.
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