Marketagent.com präsentierte in Kooperation mit emotion banking am 28. Jänner die Ergebnisse des Studiendoppelpacks "Die bargeldlose Gesellschaft", welche das Thema bargeldfreie Gesellschaft von zwei Seiten beleuchtet: Eine repräsentative Umfrage unter 1.000 Konsumenten nimmt das Zahlungsverhalten der Österreicher und die emotionale Komponente von Bar- und Buchgeld unter die Lupe. Eine Befragung von 132 Führungskräften der österreichischen Finanzbranche zeigt die Bedeutung des Zahlungsverkehrs für Banken, ergänzt Pro und Contra einer bargeldlosen Gesellschaft und gibt eine Einschätzung künftiger Player im Zahlungsverkehr aus Expertensicht. [...]
ANGST VOR KRIMINALITÄT UND ÜBERWACHUNG
Vor allem die Gefahr einer Zunahme der digitalen Kriminalität (71,6 Prozent) und eines Überwachungsstaats (66,6 Prozent) sowie Bedenken, im Verlustfall keine Bezahlmöglichkeit zu haben (68,4 Prozent), bereiten den Konsumenten in Bezug auf eine bargeldlose Gesellschaft Kopfzerbrechen. Auch würden die Österreicher in einer Welt, die rein auf Buchgeld aufbaut, die Anonymität der Barzahlung (58,0 Prozent) sowie Trinkgeld zu geben (57,1 Prozent) bzw. selbst etwas „zugesteckt“ zu bekommen (49,6 Prozent) vermissen. Knapp jedem Zweiten (45,5 Prozent) bescheren Münzen und Scheine ein gutes Gefühl, da sie uns den Eindruck vermitteln, etwas in der Hand zu haben. 43 Prozent würde dieses Gefühl abgehen, direkt zu vor Augen zu haben, was man ausgibt. Trotzdem werden auch viele Vorteile in der bargeldlosen Gesellschaft gesehen wie das Ausschalten von Falschgeld (55,9 Prozent) oder Wechselgeld-Fehlern (45,3 Prozent).
Fast alle befragten Experten berichten von einer Steigerung der Anzahl bargeldloser Transaktionen in ihren Finanzinstituten in den vergangenen 3 Jahren. Bei der Hälfte aller Fälle überschritt diese Steigerung die 5-Prozent-Marke. Vor allem Online-Überweisungen und Überweisungen in der SB-Zone der Filiale konnten zulegen. Obgleich die Banker künftig von einer weiteren Zunahme im Bereich des Internetbankings ausgehen, ist der größte Gewinner Mobile Banking. Hier sehen 94 Prozent der Banker zumindest großes Wachstumspotenzial. Geht es nach den Finanzexperten so wird mobile banking stärker wachsen als der Bereich des mobile payment und commerce bzw. des mobile money transfers. Zusammengefasst bedeutet dies einen signifikanten Bedeutungsverlust der Filiale für die Abwicklung der Bankgeschäfte und sinkende Kundenfrequenzen in den Schalterbereichen. Hier wird es spannend sein, wie Banken künftig Kunden gewinnen möchten, denn für 97 Prozent ist das Konto ein wichtiges Ankerprodukt, das vor allem dazu dient, den Kunden besser zu kennen und wichtige Signale zu identifizieren.
DIGITALER STRUKTURWANDEL
Digitaler Strukturwandel stellt klassische Banken vor allem im Bereich bargeldloser Zahlungsverkehr vor große Herausforderungen. Neue innovative Lösungen entstehen an den klassischen Banken vorbei, Zahlungen müssen nicht mehr exklusiv bei Banken abgewickelt werden. Nichtbanken (Google, Apple, Pay Pal) werden mit Abstand als die wichtigsten Spieler bei der Entwicklung innovativer Zahlungsverkehrslösungen gesehen. Auch Kreditkarten-anbieter sowie große Online-Versandhäuser (Amazon, Zalando) mischen kräftig mit. Lediglich die Hälfte der Experten sehen auch Raiffeisen, die Erste Bank sowie Direktbanken in der Lage, eine angemessene Antwort auf die voranschreitende Digitalisierung und veränderten Nutzererwartungen zu geben.
Die Auswirkung dieser Entwicklung auf Marktanteile der Banken wird davon abhängen, welche Rolle sie im digitalen Wettbewerb annehmen. „Banken haben alle Trümpfe in der Hand. Sie verfügen über herausragende Expertise in der Abwicklung, haben Zugang und auch Zutrauen der Kunden und kennen deren Wünsche. Auf Seite der Herausforderer stehen teilweise junge Fintechs aber auch globale Giganten wir Google. Banken haben alle Chancen ihre Position erfolgreich zu verteidigen, allerdings hat der Zug schon Fahrt aufgenommen und nicht alle Institute sitzen an Bord“, zeigt sich Rauscher erstaunt. Fragt man die Experten nach der Position ihrer eigenen Institute im Bereich mobiler Zahlungsverkehr und Apps, so sieht sich der Sparkassensektor als Innovator (71 Prozent der Befragten, die diesem Sektor angehören). Raiffeisen sieht sich eher als früher Folger (57 Prozent der Raiffeisen-Vertreter), der Volksbankensektor als später Folger (50 Prozent der Volksbanker).
Sicherheitsfaktoren, Kosten der Entwicklung und Marktetablierung werden von den Experten als größte Hemmnisse der Entwicklung innovativer Zahlungsverkehrslösungen gesehen. Verbreitung mobiler Endgeräte und der Internetnutzung sowie Bequemlichkeit und Schnelligkeit der Abwicklung sind nach Meinung der Experten die größten Innovationstreiber. (pi)
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