Eine erfolgreiche Qualitätssicherung muss heute unter anderem die Aspekte Wirtschaftlichkeit, Geschwindigkeit und Kosten berücksichtigen. Ein unabhängiges Testcenter ist der Ansatz dazu. Es muss jedoch untersucht werden, ob die Vorteile wirklich überwiegen. [...]
In einem Testcenter werden Testaktivitäten zusammengefasst. Ein Testcenter ist darauf spezialisiert, das Ist-Verhalten eines Testobjekts hinsichtlich der spezifizierten Anforderungen (Soll-Verhalten) zu prüfen. Ein Testcenter kann, muss aber nicht zwangsläufig, ausgelagert sein. Wichtig ist, dass es separiert, fokussiert und über verschiedene Fachdomänen agiert. Je mehr Projekte und Domänen in einem Testcenter behandelt werden, desto schneller und breiter kann sich Domänenwissen aufbauen, welches die Effizienz, Effektivität und Güte von Tests positiv verändert. Ein Testcenter ist nicht mit Near- bzw. Offshoring gleichzusetzen, insbesondere nicht, wenn es im eigenen Hause aufgebaut wird. Nearshoring- und besonders Offshoring-Ansätze enthalten sehr häufig hohe kulturelle Hürden, welche die wirtschaftlichen Vorteile erst gar nicht entstehen lassen. Wenn von einem Testcenter gesprochen wird, gibt es verschiedene Ausprägungen und Mindesteigenschaften, die erfüllt sein müssen, um es als solches bezeichnen zu können.
Definition: „Ein Testcenter ist eine Dienstleistung, die örtlich und organisatorisch separiert von einem Entwicklungsteam bzw. Auftraggeber in der Lage ist, den fundamentalen Testprozess vollständig mit eigenen operativen Test-Ressourcen hinsichtlich definierter Testziele abzudecken.“ Aus diesen Eigenschaften folgen weitere Eigenschaften, die ein Testcenter von einem integrierten Team unterscheiden.
Im Folgenden sind einige Eigenschaften eines Testcenters in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit näher erläutert:
• Der Aufwand für das Testen ist während einer Projektlaufzeit nicht gleich verteilt. Eine Vorhersage bis zum Ende eines Projekts ist schwierig, da am Anfang nicht bestimmt werden kann, welche Qualität aus der Entwicklung geliefert werden wird. Diese Qualität hat je-doch einen erheblichen Einfluss auf die Testaufwände im Falle von Fehlernach- und Regressionstests. Ist das Projekt und sein Release-Datum sehr wichtig, müssen zur Lösung des Problems Kapazitäten bereitgehalten werden, die den grob geschätzten Bedarf am Ende abdecken können. Hier setzt das Testcenter an. Es stellt Kapazitäten und Qualifikationen dann bereit, wenn sie benötigt werden. Damit müssen die Kapazitäten nur finanziert werden, wenn sie einen produktiven Nutzen haben. Die Transparenz, welche Kapazität zum Zeitpunkt X wirklich vorhanden ist und welche Variabilität noch potenziell zur Verfügung steht wird jedoch z.T. aufgegeben. Diese Art von „Black Box“ kann zu Unsicherheiten führen bzw. benötigt ein gewisses Maß an Vertrauen der Beteiligten.
• Viele Technologien bringen erst nach einer gewissen Zeit einen finanziellen Vorteil. Durch die breite Projektaufstellung im Testcenter werden die Kostenvorteile schneller an den Kunden weitergegeben. Als Folge können auch kleine Projekte von den Effizienzvorteilen neuer Technologien profitieren, für die sich eine solche Investition alleine nicht rechnen würde.
• Die Größe der Testteams und der damit verbundene administrative Aufwand ist nicht zu vernachlässigen. Einhergehend mit dem Bedarf an Management entstehen zusätzliche Kosten, die sich beim Testcenter auf eine viel breitere Basis an Projekten verteilen und damit für das einzelne Projekt deutlich weniger ins Gewicht fallen.
•Integrierte Testprozesse weisen ihre Kosten nicht immer nachvollziehbar aus, da sie oft zusammen mit den Entwicklungskosten kalkuliert werden. Ein Testcenter hat unter diesen Aspekten den Vorteil, dass es viele Projekte mit einer breiten Domänenbasis betreut. Dies erlaubt eine bessere Erhebung von statistischen Daten und Auswertungen hinsichtlich der Effektivität und Effizienz des Testens.
• Testen und Qualitätssicherung ist für ein externes Testcenter ein Kerngeschäft und damit tägliches Business. Durch diese Fokussierung und Ausrichtung werden Testprozesse untereinander optimal abgestimmt. Ist Testen dagegen eher ein Support-Prozess eines anderen Kerngeschäfts, erreicht es nicht immer die gleiche hohe Priorität bei strategischen Entscheidungen und Investitionen.
• Die Flexibilität eines Testcenters kann durch kurzzeitige Spitzenabdeckung bei aufwendigen Tätigkeiten, wie dem Prüfen von Anforderungen, besonders wertvolle Hilfe leisten. Diese punktgenaue Betreuung der Teams hilft letztlich maßgeblich, gute Qualität von Anfang an entstehen zu lassen. Dies trägt wiederum zur Kosteneinsparung bei. Ein Testcenter muss jedoch über gewisse Reife und Erfahrung verfügen, um diese Vorteile wirklich ausspielen zu können.
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