System-Tuning: BIOS-Tuning für mehr Konstanz und höhere Geschwindigkeit

Mehr Stabilität, höheres Tempo und weniger Stromverbrauch dank geschickter BIOS-Einstellungen. Mit dem richtigen Know-how lässt sich das BIOS Ihres Notebooks oder des Desktop-PCs perfekt einstellen. [...]

RAM AUSREIZEN: AGGRESSIVES TIMING
Eine Tuning-Möglichkeit für fortgeschrittene Anwender ist die Anpassung der Timings für RAM-Module. Es handelt sich dabei allerdings nicht um eine Temposteigerung durch Übertakten. Speicher-Timings beschreiben vielmehr die Zugriffszeiten, mit denen die Speicherbausteine mit der Taktfrequenz des Speicherbusses zusammenarbeiten. Das BIOS liest hier die voreingestellten Zugriffszeiten aus dem SPD-EPROM, einem Chip auf dem RAM-Modul selbst. Bevor Sie die Zugriffszeiten ändern können, müssen Sie deshalb im BIOS die Option „DRAM Timing“ von „SPD“ oder „Auto“ auf „Manual“ umstellen. Der Arbeitsspeicher hat fünf Parameter für Zugriffszeiten: CAS Latency (tCL), RAS to CAS Delay (tRCD), RAS Precharge Time (tRP), RAS Active Time (tRAS) und Row (Refresh) Cycle Time (tRC). Eine genauere Erklärung der Begriffe liefert der nebenstehende Kasten „Speicher-Timings erklärt“. Die Zugriffszeiten sind ganzzahlig, etwa 4-4-4-4-12. Die ersten vier Zugriffszeiten können Sie häufig um „1“ reduzieren. Die Row (Refresh) Cycle Time lässt sich hingegen nicht weiter heruntersetzen, wenn Sie den Speichertakt angehoben haben. Spürbar mehr Tempo bringt insbesondere eine niedrigere Zugriffszeit beim RAS to CAS Delay (tRCD). Wie die aktuellen Timings der RAM-Module aussehen, verrät nicht nur das BIOS, sondern auch die Freeware CPU-Z. Auf der Seite „Memory“ zeigt CPU-Z die Speicher-Timings an, ohne dass Sie dafür extra dem BIOS einen Besuch abstatten müssen. Hier ist aber Vorsicht geboten: Die Freeware ist werbefinanziert und offeriert bei der Installation die Browser-Toolbar von ask.com. Deren Einrichtung ist optional, und es empfiehlt sich, diese Komponente im Setup-Programm abzuwählen.
Um einen Leistungsvergleich der RAM-Module vor und nach der Anpassung der Timings zu haben, eignet sich der Einsatz des Hardware-Analyseprogramms Sisoft Sandra 2012. Dort können Sie im Menü „Benchmarks, Speichercontroller“ in einzelnen Tests die Speicherbandbreite, die Speicherlatenzzeit sowie den Cache- und Speicherzugriff ermitteln und mit anderen Systemen vergleichen.
Falsche Einstellungen: BIOS zurücksetzen
Das Risiko ist bei diesen Tuning-Methoden gering, aber trotzdem sollten Sie wissen, was zu tun ist: Wenn der PC nicht mehr hochfährt, dann setzen Sie das BIOS auf die Standardeinstellungen zurück. Dazu schalten Sie den Rechner aus und trennen ihn vom Stromnetz. Nachdem Sie das Gehäuse geöffnet haben, setzen Sie kurzfristig auf der Hauptplatine den Jumper „Clear CMOS“ um. Alternativ dazu entfernen Sie für eine Minute die Batterie des CMOS-Speichers.
Tritt während des POST („Power On Self Test“) ein Fehler auf, wird das BIOS in der Regel eine optische Warnung und Fehlerbeschreibung auf dem Bildschirm ausgeben. Wenn allerdings ein Fehler vor der Initialisierung der Grafikkarte auftritt, dann äußert sich das BIOS akustisch durch eine dem Fehler entsprechende Folge von Pieptönen. Was die Tonfolgen jeweils bedeuten, hängt vom BIOS-Hersteller ab. Infos dazu finden Sie im Handbuch zur Hauptplatine.
Glossar Speicher-Timings erklärt
CAS Latency (tCL): Bezeichnet die Zahl der Taktzyklen zwischen dem Absenden eines Lesekommandos und dem Erhalt der Daten.
Command Rate: Zeit, die der Speicher-Controller zur Auswahl der Speicherchips benötigt. Bei mehr als zwei RAM-Modulen auf der Hauptplatine können Sie testweise das Tempo mit dem Wert „1T“ erhöhen. Bei Instabilitäten ist der Wert „2T“ vernünftiger.
RAS Active Time (tRAS): Der Wert gibt an, wie lange eine Adresszeile aktiv ist, bevor auf die nächste gesprungen wird. Diese Zeitspanne muss nach der Aktivierung einer Speicherzeile oder Speicherbank verstreichen, bevor sich ein Kommando zum Deaktivieren der Speicherzeile senden lässt. Wir setzen den Wert um drei Taktzyklen herab und können nur 0,5 Prozent mehr Tempo herauskitzeln.
RAS Precharge Time (tRP): Er legt fest, wann eine Zeile in derselben Speicherbank erneut aktiviert werden darf. Diesen Wert sollten Sie nicht ändern, wenn Sie bereits die Einstellungen für den RAS-to-CAS-Delay geändert haben. Testhalber wählen wir zwei Taktzyklen weniger und erzielen damit eine um 0,8 Prozent höhere Datenrate.
RAS to CAS Delay (tRCD): Die Zeitspanne zwischen der Aktivierung einer Speicherzeile oder Speicherbank und dem Absenden eines Lese- oder Schreibkommandos. Dieser Wert gibt vor, wie lange das Zeilensignal (RAS) gültig bleibt, bis auf das Spaltensignal (CAS) umgeschaltet wird. In unseren Tests erzielen wir mit dem Herabsetzen um zwei Taktzyklen ein Tempo-Plus um bis zu vier Prozent.
Row (Refresh) Cycle Time (tRC): Die Zeitspanne, die zwischen zwei nacheinander folgenden Aktivierungen zweier beliebiger Speicherzeilen in derselben Speicherbank verstreichen muss. Am wenigsten bringt es, diesen Wert zu verringern.
SPD-EPROM: Ein SPD-EPROM (Serial Presence Detect – Erasable Programmable Read-only-Memory) ist ein nicht beschreibbarer Speicherchip auf Speichermodulen. Er enthält technische Informationen wie Takt und Zugriffszeiten des Speichermoduls, damit das BIOS es korrekt initialisieren kann.
* David Wolski ist Redakteur der deutschen PC-Welt.


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