Aussagen über die Zukunft gehören zum Kerngeschäft von Analysten und Experten. Das sind ihre Prognosen für das dritte Jahr der Pandemie. [...]
Den Jahreswechsel nehmen viele Analysten- und Software-Häuser zum Anlass, die IT-Trends zu küren, auf die Unternehmen im kommenden Jahr besonders achten sollten. Wir präsentieren im Folgenden eine Auswahl dieser Vorausschauen in ihren zentralen Aussagen. Bemerkenswert ist dabei, wie sich die Prognosen zwar überschneiden, wie die Experten aber auch jeweils ganz eigene Akzente setzen oder Entwicklungen betonen, die sonst keiner auf dem Zettel hat.
Pegasystems: „KI-Durchbruch“
„KI wird 2022 im Rampenlicht stehen“, ist sich Peter van der Putten, Director Decisioning & AI Solutions beim Software-Haus Pegasystems, sicher. „Die anstehenden gesetzlichen Regelungen für eine ethische und verantwortungsvolle KI helfen dabei, die beiden wichtigsten Voraussetzungen für eine höhere Akzeptanz umzusetzen: Verständnis und Vertrauen. Zusammen mit der technischen Weiterentwicklung der KI sorgen sie dafür, dass der Einsatz und die Nutzung für uns alle noch wertvoller wird.“ 2022 werde deshalb das Jahr des Durchbruchs für die operative Nutzung von Künstlicher Intelligenz. Konkret sind es fünf KI-Trends, die spürbare Auswirkungen auf Unternehmen, Organisationen und Gesellschaft haben sollen:
„KI wird ethisch und verantwortungsvoll“. Nach vielen Diskussionen über die ethischen Aspekte von Künstlicher Intelligenz erwartet Pegasystems, dass 2022 Taten in Form von Gesetzen und Regularien folgen. Initiativen wie der Coordinated Plan on Artificial Intelligence der EU, die National AI Strategy in Großbritannien oder die Strategie Künstliche Intelligenz der Bundesregierung sollen im neuen Jahr dafür sorgen, dass kritische KI-Anwendungen wie Gesichtserkennung oder Verhaltensüberwachung im öffentlichen Raum strenger reguliert werden. Ähnliche Gesetze seien auch in den USA und China in Vorbereitung.
„KI lässt ,böse‘ Apps verschwinden“. Strengere und stringentere Entwicklungsvorgaben mit standardisierten Prozessen und transparenter Dokumentation werden laut Pegaystems den Missbrauch von KI und deren fahrlässige Nutzung bei der Anwendungsentwicklung unterbinden und so etwa auch verzerrte Ergebnisse aufgrund nicht Bias-freier Algorithmen reduzieren.
„KI wird erwachsen“. 2022 lässt, so Pegasystems, KI ihre Pubertät hinter sich und rückt aus den Innovationslabors ins Zentrum unternehmerischen Handelns. Das habe auch mit dem besseren Verständnis für KI und der gewachsenen Akzeptanz der Nutzer zu tun. Der Trend gehe in Richtung evidenz- und datengetriebener automatisierter Entscheidungen zur Optimierung interner Prozesse und externer Interaktionen.
„KI wird menschlicher“. Laut Pegasystems hat Künstliche Intelligenz bislang vorrangig intellektuelle Funktionen übernommen. Nun aber entwickele sie zunehmend kreative, emotionale und beziehungsorientierte Fähigkeiten. Dadurch könnten Unternehmen ihre Kunden und Partner besser verstehen.
„KI wird zum Business-Tool“. Und schließlich geht Pegasystems davon aus, dass sich KI 2022 aus dem Stadium eines komplexen Tools für einen exklusiven Kreis von Experten (Data Scientists) zu einem wertvollen Werkzeug für den operativen Einsatz fortentwickelt. Die Mustererkennung in riesigen Datensätzen werde zum Allgemeinwissen und führe zu einer höheren Agilität und einer Verbesserung der Geschäftsergebnisse.
Einen breiteren Fokus nimmt Pegasystems in seinem Prognose-Report „Future-proof 2025“ ein. Er basiert auf einer weltweiten Umfrage unter 1300 Führungskräften aus diversen Branchen und identifiziert fünf entscheidende Technologie-Trends für die nächsten Jahre:
- Hyperautomatisierung
- Distributed Cloud
- KI-Governance
- Extended Edge
- Extended Reality
Sage: „Jahr der digitalen Evolution“
Oliver Rozić, Vice President Product Engineering des Business-Software-Hauses Sage, stellt seine Prognose unter die Überschrift „2022 wird das Jahr der digitalen Evolution“. Auf der Suche nach den nächsten folgerichtigen Schritten ihrer Digitalisierung sollten Unternehmen auf fünf Technologietreiber achten, die 2022 einen spürbaren Einfluss auf betriebliche IT-Anwendungen hätten:
- Distributed Cloud und Edge-Computing
- Process-Mining und Data-Mining
- ERP 2.0
- Ethisch verantwortete KI
- Datenhygiene
Hinter Trend Nummer eins – Distributed Cloud – steht für Rozić ein grundlegender Wandel der IT-Systeme. Nachdem die Entwicklung von großen monolithischen Systemen hin zu kleindimensionierten Microservices bereits klar erkennbar sei, ziehe nun mit der Distributed Cloud auch die dahinterstehende Infrastruktur nach. Dabei gebe es kein zentrales Rechenzentrum mehr, sondern die Rechnerlast werde auf kleine regionale Clouds aufgeteilt.
„Der entscheidende Vorteil der Distributed Cloud und des Edge-Computings ist neben der geringeren Latenz und besseren Performance eine höhere Ausfallsicherheit, da die einzelnen Regional-Clouds unabhängig voneinander arbeiten können“, erläutert Rozić. Sollte ein Cloud-Server ausfallen, ziehe dies nicht den Ausfall des gesamten Systems nach sich. Die Nachfrage nach Distributed Cloud und Edge-Computing wird laut Rozić 2022 vor allem durch datenintensive Anwendungen etwa im Bereich Machine Learning getrieben werden.
Mit Trend Nummer fünf – Datenhygiene – nimmt Rozić den Wert der Daten als Basis für verlässliche Unternehmensentscheidungen in den Blick. Er beobachtet, dass die exponentiell wachsenden Datenmengen die Frage nach der Datenqualität lauter werden lassen. Schon die schiere Anzahl der betrieblichen Datenquellen sei eine Herausforderung – und damit die Fragmentierung von Daten, die oft aus veralteten Systemen, in unterschiedlichen Formaten, Metadaten, Formularen und nicht mehr zeitgemäßen Datenbankformaten vorlägen.
„Datenqualitätsmanagement wird deshalb zunehmend in den Fokus unternehmerischen Handelns rücken. Hierbei geht es darum, die Datenqualität von vorneherein sicherzustellen und zu verhindern, dass Dirty Data überhaupt erst entsteht“, so Oliver Rozić. Eine Vorrausetzung für diese vorausschauende Form der Datenhygiene ist ihm zufolge Data Governance, weshalb sich immer mehr Unternehmen „aller Voraussicht nach“ ein Regelwerk für den Umgang mit Daten geben würden.
Pure Storage: „Die zwei großen C“
Für Markus Grau, Principal Technology Strategist im EMEA CTO Office beim Speicherspezialisten Pure Storage, stehen die kommenden zwölf Monate unter dem Einfluss von zwei Techniken: Cloud und Container. Er sieht die Cloud dabei zunächst als enormen Katalysator für Innovationen an, da sie Unternehmen die Chance biete, verschiedene Techniken zu testen und neue frühzeitig einzuführen. Sie ist für ihn aber auch eine Quelle für Spannungen, „da sich die begeisterten Anwender und die Cloud-Realisten die Köpfe einschlagen.
Diese Spannungen werden 2022 noch zunehmen, da CIOs und CEOs mit FOMO („Fear of missing out“, Angst, etwas zu verpassen) zu kämpfen haben und alles in die Cloud verlagern wollen, um nicht den Anschluss zu verlieren“. Deshalb, so Markus Grau, würden die Personen mit einem ausgewogenen Blick auf die Cloud mit der „Alles in die Cloud“-Mentalität der CIOs und CEOs in Konflikt geraten. „Cloud-Realisten, die in der Regel in der Nahrungskette weiter unten stehen, laufen Gefahr, als Ungläubige abgestempelt und an den Rand gedrängt zu werden, wenn sie sich nicht der Denkweise der Cloud-Enthusiasten anpassen“, fürchtet Grau.
Beim Thema Container widerspricht Grau Experten, die angesichts einer steigenden Zahl an cloudbasierten Lösungen ohne Code den Untergang der Container-Plattform Kubernetes voraussagen. Dabei würden Kubernetes und die Container-Technologie unterschätzt. „Container und Kubernetes sind die treibende Kraft dahinter, wie die Branche die Art und Weise, wie wir Anwendungen erstellen und ausführen, neu erfindet und die Effizienz und Agilität der Unternehmens-IT vorantreibt.“ Aus diesem Grund werde ihre Beliebtheit 2022 sicher noch weiter zunehmen, nicht zuletzt aufgrund des Zuwachses an Start-ups im Kubernetes-Ökosystem. Größte Herausforderung für Unternehmen werde dabei das „Angebot an Entwicklern sein, die über das Wissen und die Erfahrung verfügen, um in diesem Bereich zu arbeiten“.
In seinem Ausblick auf 2022 bringt Markus Grau Cloud und Container dann eng zusammen, wenn er schreibt: „CIOs werden gefeuert, wenn sie keine gemeinsame Container- und Cloud-Strategie haben.“ Grau prognostiziert: „Das Ausmaß der Einführung von Cloud-Technologie war in den letzten Jahren astronomisch, wird sich aber 2022 zunehmend auf die Nutzung der Vorteile der Einführung von Containern konzentrieren. Da die IT-Budgets von der Wartung der Systeme auf die Förderung von Innovationen umgeschichtet werden, muss jeder CIO einen umfassenden Erfolgsplan haben, wie er Container und Cloud im Jahr 2022 gemeinsam nutzen wird.“ Es gelte jedoch zu bedenken, dass eine schnelle Einführung nicht alles sei, sondern die Grundlagen solide sein müssten.
Solarwinds: Prognosen der Head Geeks
Netzmanagement-Spezialist Solarwinds lässt in seinen „Tech-Prognosen 2022“ seine sogenannten Head Geeks die maßgeblichen Entwicklungen des Jahres beschreiben. Zwei davon haben wir herausgepickt: Sascha Giese etwa sieht KI as a Service auf dem Vormarsch. Seine Begründung: Zwar seien allein schon durch die Unmengen an verfügbaren Daten Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen für viele Unternehmen zu einer Frage der Wettbewerbsfähigkeit geworden, doch die benötigten Mitarbeiter und Ressourcen für die Erstellung interner Lösungen seien schlicht zu teuer.
„Letztendlich sind Computer schneller als Menschen oder sogar als eine Gruppe von Menschen, daher können Unternehmen mit der Umstellung auf KI/ML Kosten einsparen“, behauptet Giese. Er räumt zwar ein, dass der Kauf oder das Abonnement von KI-Services und deren Integration nicht gerade günstig seien, doch koste so etwas immer noch weniger als ein Team von 20 Datenanalysten. „Ab 2022 werden KI und ML in den IT-Umgebungen von Unternehmen durch die Einführung serienmäßig produzierter KI-/ML-Services immer stärker vertreten sein“, bringt Giese seine Prognose auf den Punkt.
Head Geek Thomas LaRock wiederum legt sein Augenmerk auf die Cloud-Investitionen. Zwar hätte die Pandemie viele Unternehmen gezwungen, ihre Digitalisierung zu beschleunigen und mehr in Cloud-Computing zu investieren, doch habe dieser Boom auch eine Schattenseite: Studien zufolge hätten Unternehmen im Jahr 2020 17,6 Milliarden Dollar für ungenutzte Cloud-Ressourcen und unnötige Cloud-Ausgaben verschwendet. LaRock folgert daraus: „Im Jahr 2022 werden viele Unternehmen die Auswirkungen ihrer Cloud-Investitionen analysieren und sich mit Best Practices für den Umgang mit der Cloud befassen. Wir erwarten, dass viele Unternehmen dem Trend folgen und ein Team für die Verwaltung der Cloud-Kosten zusammenstellen.“
Atlassian: „Mitarbeiter als Angelpunkt“
Atlassian ist ein führender Anbieter von Entwickler-Tools für agiles Projektmanagement. Dominic Price, Work Futurist bei Atlassian, beschäftigt sich in seiner Vorausschau auf 2022 denn auch mit Herausforderungen im Bereich von Arbeitsumgebungen, Teamarbeit und Mitarbeiterführung. Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist die Feststellung, dass flexibles Arbeiten nicht mehr verschwinden werde, auch wenn manche Unternehmen darauf gehofft hätten. Alle stünden daher vor der Aufgabe, eine sichere, effektive Arbeitsumgebung zu schaffen, die nicht nur auf virtueller, sondern auch auf menschlicher Ebene funktioniere.
Price warnt die Zögerer und Zauderer: Die Führungskräfte erfolgreicher Unternehmen würden nicht mehr diskutieren, ob das jetzt schon die neue Realität sei, sondern sie experimentierten mit Tools und Maßnahmen, um herauszufinden, wie hybrides Arbeiten bei ihnen gelingen könnte. 2022 müssten Unternehmen zudem ihre Prioritäten neu sortieren, um Entwicklungen zu fördern, die zu einer zufriedenen Belegschaft beitragen.
Als Startpunkt für diese Veränderungen hat Dominic Price fünf Trends zusammengestellt:
„Die Rolle der IT-Abteilungen verändert sich“: Die letzten zwei Jahre haben Price zufolge gezeigt, dass eine schnelle Reaktion auf Veränderungen in allen Bereichen unerlässlich ist. Deshalb funktioniere es auch nicht mehr, wenn das IT-Team eine separate, zentrale Ressource sei, das die Systeme von oben nach unten überhole. Heute müsse jeder Geschäftsbereich seine IT-Partner in den Mittelpunkt seiner Teams stellen.
„Mitarbeiter werden von Führungskräften mehr erwarten“: Führungskräfte betonen zwar seit Jahren, dass die Angestellten ihr größtes Kapital sind. Doch laut der „Reworking Work“-Studie von Atlassian sorgen sich 39 Prozent der Befragten in Deutschland um den Wert, den sie für ihr Team haben. Price fordert deshalb: „Führungskräfte müssen ihren Mitarbeitern ein geschütztes Arbeitsumfeld und sichere Strukturen bieten, ein Gefühl der Sinnhaftigkeit ihres Tuns vermitteln sowie eine starke und einfühlsame Person mit einem offenen Ohr sein, um ihnen zu helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen – nur so entstehen hocheffektive, beständige Teams.“
„Werte – nicht Profite – sind entscheidend für erfolgreiche Teams“: Arbeitnehmer auf der ganzen Welt überdenken laut Dominic Price derzeit ihre Prioritäten und verlangen, dass ihre Arbeitgeber ihr Wohlergehen umfassender berücksichtigen und sich mit den Problemen befassen, die ihr tägliches Leben betreffen. Price warnt: Wer darauf nicht reagiere, riskiere, dass Mitarbeiter kündigen – vor allem, da sich der Arbeitsmarkt aktuell zu einem Arbeitnehmermarkt wandle.
„Digitale Erfahrungen als Schlüssel für hybrides Arbeiten“: Da sich der War for Talents immer weiter aufheize, müssen Arbeitgeber, so Price, bessere digitale Erfahrungen schaffen und das menschliche Miteinander ebenso gut digital ermöglichen wie die Arbeit selbst. Virtual Reality und das Metaverse würden zwar in Zukunft großartige Möglichkeiten dafür bieten, aber bis diese Technologien allgegenwärtig seien, müssten Unternehmen ihre Teams in der virtuellen Welt genauso zielgerichtet zusammenbringen, als wären sie gemeinsam im Büro.
„Zielgerichtete Planung ist erforderlich“: Laut Dominic Price wissen alle mittlerweile, dass die Firmenkultur einen großen Anteil daran hat, dass sich Menschen einem Unternehmen anschließen. Für ihn ist die Aufrechterhaltung dieser Kultur in einer hybriden Welt der Schlüssel zur Bindung von Mitarbeitern, aber auch, um gesunde, effiziente Teams zu schaffen. Dabei gehe es auch darum, wie das Team zusammenarbeite und effektiv funktioniere. Firmen müssen laut Price aktiv planen, wann es wichtig ist, dass das gesamte Team zu einem Meeting zusammenkommt (per Videokonferenz oder im Büro), und wann stattdessen ein Update per Video ausreiche. Der Spruch „Dieses Meeting hätte auch eine E-Mail sein können“ sei noch nie so zutreffend wie heute gewesen.
DE-CIX: „Automatisierung & Glokalisierung“
Auch der Betreiber des weltweit führenden Internetknotens, die Frankfurter DE-CIX, hat einen Blick in die Glaskugel gewagt. Herausgekommen sind Trends, die die vernetzte Welt, das Internet und das Interconnection-Geschäft 2022 prägen sollen. Ganz vorne in der Liste von Thomas King, CTO bei der DE-CIX, steht das Thema Automatisierung. Interconnection, so King, werde dank virtualisierter Infrastrukturen mit wenigen Klicks buchbar, sodass Unternehmen schnell reagieren könnten, wenn es gelte, Kunden nicht durch Downtime zu verprellen.
„Internetknoten-Betreiber reagieren darauf und bieten die Verwaltung von Interconnection-Diensten sowohl via API als auch Selfservice-Portalen an. Das heißt, die Services am Internetknoten können genauso einfach gebucht werden wie Rechenpower bei den bekannten Cloud-Anbietern“, erklärt King. Aber auch im Bereich der physischen Infrastruktur gebe es Automatisierungsansätze. So habe die DE-CIX in Frankfurt mittlerweile drei Patch-Roboter im Einsatz, die Kabel vollautomatisch zu jeder Uhrzeit innerhalb von Sekunden umstecken.
Große Fortschritte erwartet King auch beim Datenaustausch. Hier sieht er sogar „eine neue Ära“ entstehen und verweist zur Begründung auf hochleistungsfähige und vertrauliche Datenkanäle, die im Rahmen von GAIA-X entwickelt würden. Dieses Projekt hat sich ja bekanntlich zum Ziel gesetzt, auf der Basis dezentraler, vernetzter Infrastrukturdienste ein souveränes europäisches System für den sicheren Datenaustausch zu schaffen.
Seinen Trend Nummer drei nennt der DE-CIX-CTO „Glokalisierung“ und meint damit, dass „sich das Hosting sowie die Verarbeitung von Daten immer mehr an den Edge verschiebt, dorthin, wo auch die Konsumenten dieser Daten und der Datenverarbeitung anzutreffen sind“. Getrieben wird diese Entwicklung laut King durch neue Technologieanwendungen wie Virtual Reality, Cloud-Gaming und E-Health, aber auch durch das vernetzte beziehungsweise autonome Auto. Gerade bei den Mobility-Anwendungen würden äußerst geringe Latenzen von unter einer Millisekunde benötigt und damit eine Maximalentfernung von etwa 80 Kilometern zum nächsten Rechenzentrum. „Internetknoten werden zukünftig auf der ganzen Welt nicht nur in den etablierten digitalen Metropolen zu finden sein, sondern auch in regionalen Zentren“, so King.
Plusserver: „Gaia-X-Diskussion“
Alexander Wallner, CEO des Hosters Plusserver, gewinnt in seinem Blick auf 2022 den vielen und oft auch kontroversen Diskussionen des vergangenen Jahres über das GAIA-X-Projekt etwas Gutes ab: „Einer der großen Erfolge dieser Diskussionen ist sicherlich, dass das Thema Datensouveränität und die damit verbundene sichere Datenhaltung und DSGVO-konforme Cloud-Umgebungen in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt ist. Diese Diskussion wird 2022 in vielen Unternehmen zu einer Adaption der Multi-Cloud-Strategie führen, welche neben Hyperscalern auch vermehrt datensouveräne Cloud-Lösungen miteinschließt.“
DFINITY: „Web 3.0“
Dominic Williams, Gründer und Chief Scientist der Dfinity Foundation, geht in seiner Vorausschau von dem Produkt aus, das sein Unternehmen mit dem Blockchain-basierten „Internet-Computer“ selbst geschaffen hat. Er sieht darin eine dezentralisierte Alternative zum gegenwärtigen Internet mit der gleichen Geschwindigkeit und Skalierbarkeit wie bei zentralisierten Anbietern. Und er behauptet: „Die Zukunft des Internets ist dezentralisiert. Web 3.0 ist auf dem Vormarsch und wird in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung zunehmen. Aktuell liegen viele, auch vermeintlich dezentrale Anwendungen noch auf zentralen Servern wie AWS oder Google. Wir sehen jedoch immer wieder, an Ausfällen oder anderen Vorkommnissen, die Nachteile von zentralisierten Speichersystemen.“
Die Dfinity Foundation ist eine in Zürich beheimatete Non-Profit-Organisation. Die Technik von Dfinity verschmilzt die Compute-Kapazitäten unabhängiger Rechenzentren zu einer globalen Anwendungsplattform. Dahinter steht ein neuartiges „Internet Computer Protocol“ (ICP), das TCP/IP ergänzt. Dfinity schickt sich quasi an, das Internet in eine globale Cloud-Plattform zu verwandeln.
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