Technology Vision 2014 von Accenture: 6 Trends der Digitalisierung

Vor allem Startups machen von sich Reden. Doch auch große Unternehmen könnten sich in den kommenden zehn Jahren zu Digital Giants entwickeln, sagt Accenture. [...]

Der Nerd, der spätabends an seinem Laptop vor sich hin arbeitet und innovative Ideen ausbrütet, die ein kleines Start-Up dann umsetzt – dieses Bild will Accenture nicht mit dem Begriff Digitalisierung verbunden sehen. Oder jedenfalls nicht mehr. Konzerne könnten von der Digitalisierung profitieren, und zwar gerade wegen ihrer Größe. So lautet der Tenor der Studie „Technology Vision 2014 – from digitally disrupted to digital disrupter“.
Die Analysten sehen große Unternehmen durch die Digitalisierung als neue Gewinner an. Big sei das nächste „big thing“. Accenture begründet das im Einzelnen mit sechs Trends:

  • Internet der Dinge: Im sogenannten Internet der Dinge kommunizieren Maschinen miteinander, Sensoren und Funkchips verbinden physische und virtuelle Welt. Unternehmen können Daten real-time nutzen, um schneller auf Marktveränderungen zu reagieren.
    Als Beispiel eines Konzerns, der diese Technologie umsetzt, nennen die Analysten Amazon. Das Unternehmen will Pakete in Ballungsräumen künftig mit einem Flugroboter ausliefern, dem sogenannten „Octocopter“. Binnen dreißig Minuten soll die Bestellung beim Kunden landen. DHL arbeitet nach eigener Darstellung ebenfalls an einer Drohne.
  • Kunden sind die neuen Mitarbeiter: Das Faible mancher Konsumenten für ihre Lieblingsmarken scheint so weit zu gehen, dass sie sich an der Entwicklung neuer Produkte beteiligen. Konkret: Über Netzwerke steuern sie ihre Ideen bei. Crowdsourcing als neue Form der Mitarbeit löse die Grenzen zwischen Belegschaft und Konsumenten auf, erklärt Accenture. Die Analysten nennen einen weiteren Vorteil für die Unternehmen: Sie erhalten den Input kostenfrei.
  • Unternehmen integrieren ihre Daten abteilungsübergreifend: Nach Zahlen von Accenture integriert lediglich eines von fünf Unternehmen seine Daten über alle Abteilungen hinweg. Die Analysten raten, die Verwendung von Daten nach dem Modell einer Lieferkette aufzubauen, die das komplette Unternehmen durchzieht. Vorreiter sei Google. Das Unternehmen hat seine Programmierschnittstellen geöffnet, so dass mittlerweile mehr als 800.000 Websites mit Google-Maps-Daten arbeiten.
  • Hardware gewinnt durch Hyperscaling neue Bedeutung: Accenture bringt das Thema Hardware wieder auf die Agenda. Im Zuge der Digitalisierung könnten große Unternehmen die Vorteile ihrer Hardware ausschöpfen. Wer Energieverbrauch, Prozessoren und die Architektur seiner Infrastruktur intelligent manage, könne Skalen-Effekte nutzen und Kosten senken.
  • App-Stores als neue Kernkompetenz: Apps mögen ursprünglich für den privaten Nutzen entwickelt worden sein. Mittlerweile etablieren immer mehr Unternehmen eigene App-Stores für Mitarbeiter und Kunden. Aufgabe von IT-Entscheidern ist nun, die Rollen bei der App-Entwicklung beziehungsweise den gesamten Entwicklungsprozess so zu gestalten, dass sie die Unternehmensziele unterstützen.
  • Resilienz statt Datenschutz: Wie auch die Berater von McKinsey spricht Accenture in Sachen Datenschutz und Gefahrenabwehr jetzt von Resilienz. Der CIO muss dafür sorgen, dass Cyber-Attacken an den Systemen quasi abprallen. Beispielhaft sei Netflix Inc., schreibt Accenture. Die IT-Abteilung des Unternehmens arbeitet mit automatisierten Testing-Tools, greift sich ständig selbst an und beobachtet diese Angriffe genau. Intern umschreibt Netflix diese Praxis mit den Worten „Was nicht tötet, härtet ab“.

Accenture räumt ein, dass bisher vor allem kleine, innovative Firmen wie beispielsweise Instagram und Tripadvisor in puncto Digitalisierung von sich Reden gemacht hätten. In den kommenden zehn Jahren aber könnten sich etablierte Großunternehmen zu „digital giants“ entwickeln.
Frank Riemensperger, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Accenture Deutschland, kommentiert: „Gerade in den Leitbranchen wie Automobilbau, Maschinenbau, Elektrotechnik, Medizintechnik, Energie und Logistik verfügt Deutschland über eine hervorragende Ausgangsposition.“ Die vierte industrielle Entwicklungsstufe werde durch eine konsequente Digitalisierung jedweder Geschäftsmodelle geprägt sein. „Erst smarte Produkte, betrieben in intelligenten Netzen, bieten hier enorme Chancen“, sagt Riemensperger.
* Christiane Pütter ist Redakteurin der deutschen CIO.


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