Hierzulande ist es unüblich, Projekte abzubrechen – auch wenn das sinnvoll wäre. Die Gründe für dieses Verhalten sind manngfaltig. Die Frage ist nur, wie es sich ändern lässt. Für eine Kultur des Scheiterns plädiert der projekterfahrene Thomas Brustbauer, Managing Director bei InsData, einer Tochter des Versicherungskonzerns Uniqa. [...]
Zumindest in der Theorie erachten es die meisten als sinnvoll, ein totes Pferd nicht noch zu schinden. Doch in der Praxis wird genau das oft getan: Auch wenn das Projekt eigentlich nicht mehr zu retten ist, wird es gegen alle Widerstände bis zum bitteren Ende durchgezogen.
Wann sollte man ein Projekt abbrechen?
Thomas Brustbauer, Managing Director bei InsData, einer Tochter des österreichischen Versicherungskonzerns Uniqa, hat es während seiner langjährigen Tätigkeit als Projektverantwortlicher noch nie erlebt, dass ein laufendes Projekt abgebrochen wurde. Im Gegenteil: Die Beteiligten argumentieren gern, dass man für das Geld, das bereits in das Vorhaben hineingesteckt wurde, auch irgendetwas herausbekommen müsse.
„Ich glaube, dass hier eine stark menschliche Komponente ins Spiel kommt“, kommentiert der langjährige Projekt-Manager seine Erfahrungen: „Mitten im Projekt hängen noch zu viele Emotionen an der Sache. Das Team hat den Ehrgeiz, sein Versprechen zu halten. Und auf der anderen Seite möchte der Kunde auch, dass sein Geld für etwas gut war; er hofft, dass das Projekt doch noch irgendwie positiv zu Ende gebracht wird.“
Wie Brustbauer aus seiner Praxis weiß, werden Projekte oft entweder bereits ganz am Anfang verworfen oder aber erst kurz vor Abschluss. Am Ende bleibt dem Projektteam häufig keine Wahl mehr; die Ergebnisse müssen präsentiert werden – wie lückenhaft diese auch sein mögen. Da rückt der Produktionstermin immer näher, aber es gibt noch kein Produkt. Oder das Projektteam hat zu lange gebraucht, und das, was man entwickelt hat, gibt es mittlerweile fertig auf dem Markt zu kaufen.
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