Tipps zum Projekt-Management: Mehr Mut zum Projektabbruch

Hierzulande ist es unüblich, Projekte abzubrechen – auch wenn das sinnvoll wäre. Die Gründe für dieses Verhalten sind manngfaltig. Die Frage ist nur, wie es sich ändern lässt. Für eine Kultur des Scheiterns plädiert der projekterfahrene Thomas Brustbauer, Managing Director bei InsData, einer Tochter des Versicherungskonzerns Uniqa. [...]

Abhaken und besser machen
Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich vor dem völligen Gesichtsverlust zu schützen. Zum einen ist es wichtig, die Konsequenzen aufzuzeigen, die das Weiterführen des Projekts hätte; meist handelt es sich um einen hohen Geldverlust und das Verschwenden von Ressourcen. Damit findet man sicher das Gehör der Verantwortlichen. Zum anderen muss sich der Projektleiter trauen, Fehlentscheidungen einzuräumen und schlechte Leitungen beim Namen zu nennen. Auch hier beginnt der Fisch vom Kopf her zu stinken: Die Führung muss diese Form der Einsicht auch vorleben. Wer meint, keine Fehler gemacht zu haben, hat nicht gearbeitet.
Ist einem also tatsächlich mal ein Projekt danebengegangen, sollte man für sich und das Team die Fehler offen analysieren und ganz schnell ein kleines, aber erfolgreiches Projekt hinterherschieben. So lässt sich nach außen demonstrieren, dass zwar das eine Vorhaben gescheitert ist, dass man selbst aber in der Regel erfolgreich ist.
Welche Abbruchkriterien sollte man definieren?
Für Brustbauer ist es eigentlich ganz einfach: Da gibt es einen Projektauftrag, der die Ziele auflistet. Können die nicht eingehalten werden, sind die nicht erfüllten Ziele gleichzeitig die Abbruchkriterien. Oft ist ja schon im Laufe eines Projekts absehbar, dass die Kriterien nicht eingehalten werden können. Beispielsweise wenn zu einem bestimmten Meilenstein der Großteil des Gesamtbudgets bereits verbraucht ist. In diesem Fall sollte jemand laut „Stopp“ rufen. Doch in der Praxis weiß oft keiner der Verantwortlichen so genau, was in den Tiefen des Projekts läuft. Da nimmt der eine oder andere gerne mal die Möglichkeit in Anspruch, den – mangelhaften – Fortschritt des Projekts zu kaschieren, bis es wieder besser läuft.
Meilensteine ernst nehmen
Egal, ob man von Ziel- oder Abbruchkriterium spricht – es muss von Anfang an klar definiert sein, welcher Nutzen mit welchem Meilenstein zu erreichen ist. Und wird dieser Nutzen nicht erzielt, obwohl bereits ein großer Geldbetrag ausgegeben ist, sollte ein Projektabbruch als mögliche Variante ins Spiel gebracht werden.


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