Hierzulande ist es unüblich, Projekte abzubrechen – auch wenn das sinnvoll wäre. Die Gründe für dieses Verhalten sind manngfaltig. Die Frage ist nur, wie es sich ändern lässt. Für eine Kultur des Scheiterns plädiert der projekterfahrene Thomas Brustbauer, Managing Director bei InsData, einer Tochter des Versicherungskonzerns Uniqa. [...]
„In unserem Unternehmen haben wir genau aus diesem Grund die Projekte verkleinert“, berichtet Brustbaur: „Länger als ein Jahr soll ein Projekt nicht dauern. Das ist ein gewisser Akt der Demut, weil wir erkannt haben, dass wir sind einfach kein multinationaler Riesenkonzern mit unendlichen Ressourcen sind.“
Früher habe das Unternehmen manchmal Projekte an den Start geschickt, die fünf und mehr Jahre gedauert und über tausend Mitarbeiter gebunden hätten, sagt Brustbauer. Weil die Kapazität für solche Großprojekte fehlte, seien diese Projekte „leider nicht immer gelungen“. Nachdem das Unternehmen seinen Rahmen der Machbarkeit definiert habe, liefen die Projekt gut.
Machbarkeit realistisch sehen
Die Verantwortlichen eines Unternehmens sollten in in der Lage sein, die Machbarkeit eines Projekts realistisch einzuschätzen. Am Ende kann es viel Geld und Zeit sparen, wenn man zunächst einen Testballon steigen lässt: Das Projekt wird mit einem gewissen Betrag gestartet, und wenn zu einem vorher bestimmten Meilenstein klar ist, dass daraus nichts werden kann, bricht man ab. So hat der Projektverantwortliche die Möglichkeit, ohne die ständige Angst vor dem Versagen zu agieren. Zudem kann der Kunde sicher sein, dass sein Geld nicht im Sumpf eines mühsam am Leben erhaltenen Projektes versickert.
* Johannes Strasser ist Redakteur der deutschen CIO.
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