Die Zeit, in der ein Fahrzeug nur aus mechanischen Komponenten bestand, liegt noch nicht so lange zurück. Das gilt auch für die im Verhältnis spärlichen IT-Budgets, die ausschließlich in zentrale Business-IT-Anwendungen investiert wurden. Heute fließt bereits rund ein Drittel der gesamten IT-Ausgaben in die IT im Fahrzeug – wie z.B. Infotainment – beziehungsweise in die IT im Umfeld des Fahrzeugs. Ein Verhältnis, das sich zukünftig noch weiter verschieben wird. [...]
Die Vehicle Cloud besteht aus mehreren Komponenten, dazu gehört zum Beispiel eine Product Data Base. In dieser Data Base werden alle Daten gesammelt, die die Fahrzeuge erzeugen und senden. Ergänzend dazu werden Daten aus externen und OEM-internen Quellen hinzugezogen. Das wir hier nicht über eine klassische Datenbank sprechen ist offenkundig. Es geht hier vielmehr um einen DataLake, das heißt, eine Kombination aus Werkzeugen für die Speicherung und Auswertung von historischen Daten, wie zum Beispiel den gefahrenen Strecken sowie von Realtime Daten, wie zum Beispiel der aktuellen Verkehrssituation. Im Application Layer findet man alle Komponenten auf deren Basis agile Cloud Anwendungen entwickelt und betrieben werden können. Insbesondere Angebote aus dem Bereich Open Source sind hier zu nennen, denn die Lizensierungs- und Supportkonditionen von kommerziellen Produkten würden die Entwicklungs- und Betriebskosten um ein vielfaches übersteigen. Im Rules & Analytics Engine Layer findet man die Algorithmen mit denen Datenbestände analysiert werden und im Smart Product Application Layer die zugehörigen Anwendungen.
HYBRID VEHICLE CLOUD
Empfehlenswert ist der Aufbau der Vehicle Cloud als sogenannte Hybrid Cloud. Das Charakteristikum der Hybrid Cloud ist, dass sie sowohl Public als auch Privat Cloud Komponenten enthält. Ressourcen können beliebig geteilt und Anwendungen beliebig verschoben werden. Die IT-Abteilung des OEM kann mit einem kleinen Privat Cloud Anteil beginnen und Ressourcen und Anwendungen, die beim Public Cloud Betreiber liegen, schrittweise insourcen. Umgekehrt können zur Bewältigung von Spitzenlasten, wenn beispielsweise eine neue Modellreihe auf den Markt gebracht wird, Ressourcen aus der Public Cloud mit eingebunden werden. Auch ein permanenter Mixbetrieb ist denkbar. In diesem Fall würden fahrzeugnahe Anwendungen und Daten in der Privat Cloud liegen und mehr auf Komfort oder Unterhaltung ausgerichtete Anwendungen und Daten in der Public Cloud.
Flankiert wird die Vehicle Cloud durch OEM-interne Datenquellen wie zum Beispiel dem CRM aus dem unter anderem zu entnehmen ist wofür sich der Kunden interessiert, Datenbanken für die Fahrzeugkonfiguration aus denen hervorgeht was in dem produzierten Fahrzeug tatsächlich verbaut wurde sowie Aftersales Anwendungen mit der detaillierten Liste von Fahrzeugmängeln und vorgenommen Wartungsarbeiten.
Die externen Datenquellen sind nahezu unendlich. Sie reichen von Wetterdaten, über detaillierte Verkehrsinformationen bis hin zu Daten die der Fahrer via Social Media preisgibt und die zum Beispiel Hinweise auf dessen anstehende Freizeitaktivitäten geben.
Sehr wichtig ist das durchgängige Identity- und Security-Management. Jede Schnittstelle ist aus Security-Gesichtspunkten betrachtet eine mögliche Schwachstelle und muss spezifisch abgesichert werden. Wie kann verhindert werden, dass ein Fahrzeug unerlaubt genutzt wird? Wie kann verhindert werden, dass jemand unerlaubt eine Identität nutzt und sich in der Vehicle Cloud anmeldet? Wie kann verhindert werden, dass Anwendungen korrumpiert werden? Wie kann die Kommunikation zwischen den Fahrzeug und der Vehicle Cloud abgesichert werden? Das sind nur einige der kritischen Fragen die sich stellen und mit denen sich die Security Bereiche der IT-Organisationen bereits durch den BYOD Trend auseinandersetzen.
Wie keine andere Architektur versetzt die Hybrid Cloud die IT-Organisation eines OEM in die Lage, selbst zum Betreiber des Vehicle Backends zu werden. Das Management der Fahrzeugdaten wird in naher Zukunft die gleiche Bedeutung haben wie die Entwicklung eines verbrauchsarmen und leistungsstarken Motors. Die Aktivitäten von Apple, Google und neuerdings auch Uber können als Indiz dafür gesehen werden.
Die Unternehmens-IT wird zum elementaren Teil des Produkts, als die Organisation, die die Daten sicher sammelt, verwaltet, analysiert und anderen Organisationen zum Zwecke der Produkt- und Prozessverbesserung sowie den Kunden in Form von neuen mehrwertigen Services zur Verfügung stellt.
* Daniel Pelke ist CTO der EMC Deutschland GmbH.
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