Virtualisierung: Upgrade oder wechseln

Wenn es um die Server-Virtualisierung geht, schwören viele IT-Profis auf VMwares vSphere-Lösungen. Doch mit dem neuen Windows Server 2016 holt Microsofts Hyper-V mächtig auf. [...]

Es dürfte aktuell wohl nicht mehr die Frage sein, ob eine Server-Virtualisierung in der IT eines Unternehmens zum Einsatz kommt, sondern eher welche Virtualisierungs-Lösung verwendet wird. Neben VMware, dem unbestreitbarem „Primus“ dieses Marktes, bietet auch Microsofts Hyper-V mit jeder neuen Version des Server-Betriebssystems weitere Features und Möglichkeiten an. Wer mit IT-Profis spricht, wird häufig die Meinung hören, dass ESXi beziehungsweise vSphere weitaus besser für den Enterprise-Einsatz geeignet sei und Hyper-V einfach zu viele der dort vorhandenen Features nicht bieten könne.
Aber Microsofts Ingenieure arbeiten stetig daran, diesen Vorsprung zu minimieren und versprechen mit der aktuellen Version 2016 eine ganze Reihe von Neuerungen. Wir werfen einen Blick auf den Windows Server 2016, betrachten dabei ganz besonders die aktuellen Features und Techniken rund um Hyper-V und schauen dann auch auf VMwares ebenfalls sehr aktuelle Version von vSphere 6.5.
WINDOWS SERVER 2016 – ALLES NEU?
Im Gegensatz zu den vorherigen Versionen des Windows-Servers kam der Windows Server 2016 nicht zeitgleich mit der Desktop-Variante Windows 10 auf den Markt, sondern war erst einige Monate später erhältlich. Das ist sicher nicht der alleinige Grund dafür, dass der Windows Server 2016 bei den Unternehmen noch nicht so sehr verbreitet ist: Professionelle IT-Organisationen wechseln natürlich nicht so schnell die Betriebssystemversionen, vor allen Dingen nicht dann, wenn es um die Server geht. Windows Server 2008 R2 und der Windows 2012 R2 werden also wahrscheinlich noch eine ganze Zeit in den Rechenzentren zu finden sein.
So fragen sich dann auch viele IT-Profis, ob der Umstieg auf die Version 2016 für ihr Unternehmen wirklich notwendig ist und welche Vorteile und Veränderungen dieses Release zu bieten hat. Eine Änderung, die bereits bei der Installation auffällt: Bei dieser Version ist standardmäßig die Server-Core-Variante als Default für die Installation voreingestellt. Microsoft will so wohl weiter auf den Weg hin zum Server-System mit Kommandozeile gehen, wobei in diesem Fall dann die PowerShell die Schnittstelle der Administratoren sein soll. Aber IT-Profis können den Server selbstverständlich auch weiterhin mit einer Windows-Oberfläche installieren, die dann mit dem Aussehen der Windows-10-Systeme auf den Bildschirm gelangt. Das Startmenü ist dabei um Enduser-Programme wie Cortana bereinigt und der Edge-Browser kommt zwar mit auf das System, kann aber mit dem Administratorkonto nicht eingesetzt werden. Leider sind interessante Neuerung wie die Linux-Shell bash, die schon ihren Weg in die Insider-Releases von Windows 10 gefunden haben, noch nicht auf dem Server zu finden.
Neben der abgespeckten Server-Core-Version ist die weiterhin reduzierte Server-Variante mit dem Namen Nano-Server, die erstmals mit diesem Betriebssystem zur Verfügung steht. Auf allen drei Varianten, also sowohl unter der Windows-Oberfläche als auch auf dem Server-Core und dem Nano-Server ist es möglich, die fest zum Windows-Server gehörende Virtualisierungs-Software Hyper-V als Server-Rolle zu betreiben. Zudem steht auch die aktuelle Version des Hyper-V als Bare-Metal-Version ganz ähnlich dem ESXi-Hypervisor von VMware in der aktuellen Version 6.5.
Der Windows Server steht wie schon bei früheren Version dieses Betriebssystems in den Versionen Essentials, Standard und Datacenter. Eine Foundation-Version, wie es sie unter Windows Server 2012 noch gab, steht nun nicht mehr zur Verfügung.
HYPER-V: NEUERUNGEN UND ERWEITERUNGEN
Wie bereits unter Windows 10, das ja in den Ausprägungen Professional und Enterprise ebenfalls den Hyper-V zur Verfügung stellt und als Host-System agieren kann, hat Microsoft mit dem Server 2016 ein neues Format für die virtuellen Maschinen eingeführt. Das ist ein Vorgehen, wie es auch die Anwender der VMware-Lösungen kennen, mit einem Update des Hypervisors ändert sich auch das Format der virtuellen Maschinen, die dann in der Regel auch nicht mehr abwärtskompatibel sind. In früheren Server-Versionen wurden bei einem Update des Systems auch die virtuellen Maschinen auf die neue Version gebracht, so dass sie auf älteren Systemen nicht mehr zu verwenden waren. Dies hat Microsoft mit dem Windows Server 2016 nun dahingehend geändert, dass dieses Update der VMs dem Administrator obliegt.
Wir haben einen Windows Server 2012 R2 aus unserem Test-Netzwerk mit installiertem Hyper-V und einigen virtuellen Maschinen mit einem In-Place-Update auf den Windows Server 2016 gebracht. Eine Vorgehensweise, die Microsoft ausdrücklich nicht vorschlägt – Administratoren sollen laut allen Anweisungen am besten einen sogenannten „Clean Install“ des Windows Server 2016 durchführen. Da wir auf diesem System aber keinerlei Produktivdaten hatten, konnten wir dieses Update ohne Risiken ausführen. Es verlief völlig problemlos und die bereits vorhandenen virtuellen Maschinen funktionierten auch auf dem Hyper-V unter dem Windows Server 2016 ohne Probleme. Im Kontextmenü der jeweiligen VM kann der Administrator dann entscheiden, ob er die jeweilige virtuelle Maschine mitsamt Prüfpunkte entsprechend updaten will. Danach kann er sich nicht mehr auf älteren Systemen einsetzen, aber es stehen alle neuen Features (so es sich um VMs der zweiten Generation handelt) entsprechend zur Verfügung.
Wechsel zur neuen Version des Hyper-V: Die virtuellen Maschinen werden nicht automatisch auf die neue Version gebracht. (c) computerwoche.de


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