CIOs, die zu CEOs geworden sind, erzählen über den Aufstieg zum Firmenchef und verraten IT-Führungskräften, die einen ähnlichen Karriereweg in Betracht ziehen, einige Tipps. [...]
Berater und Führungskräfte lieben den Slogan: „Jedes Unternehmen wird ein Technologieunternehmen“. Einige Unternehmen gehen einen Schritt weiter und stellen CIOs als CEOs ein.
„IT–Führungskräfte als Firmenchefs zu positionieren, ist noch kein Trend“, sagt Khalid Kark, Geschäftsführer des CIO-Bereichs von Deloitte. „Aber Unternehmen könnten CIOs als CEOs aufstellen, wenn sie in kurzer Zeit massive Änderungen durchgeführt haben.“ Digital-orientierte CIOs sind möglicherweise die einzigen Führungskräfte mit Erfahrung im Management der Änderungsgeschwindigkeit, die erforderlich ist, damit ein Unternehmen Unterbrechungen vermeiden oder sich davon erholen kann. „Mit dem richtigen Kontext und Hintergrund sind sie kein schlechter Kandidat, um die höchste Führungsposition innerhalb der Firma zu erreichen“, sagt Kark.
CIOs, die aufsteigen möchten, müssen außerdem nachweisen, dass sie operative Themen, Verkauf, Marketing und, vielleicht am wichtigsten, Geschäftsstrategien verstehen und managen können. „Sie müssen Multi-Tasker sein“, sagt Greg Carmichael, der 2015 CEO und Präsident der Fifth Third Bank wurde, nachdem er in der CIO– und COO-Rolle des Unternehmens gearbeitet hatte.
Zwei CIOs auf dem Weg nach oben
Mike Capone übernahm im Jänner die Leitung des BI-Unternehmens Qlik, nach drei Jahren als COO von Medidata Solutions, einem Hersteller von Software für klinische Studien, der während seiner Wirkungszeit von 260 Millionen Dollar Umsatz auf 550 Millionen Dollar wuchs. Capone war mit Qlik ziemlich vertraut. Er war Qlik-Kunde bei ADP, wo er als CIO arbeitete und andere IT-Führungsrollen innehatte, bevor er zu Medidata wechselte. Er war fasziniert von dem Potenzial, Qlik in Hybrid-Cloud-Umgebungen einzusetzen.
Capone hat sich mit Führungspersönlichkeiten bei Thoma Bravo getroffen, der Private-Equity-Firma, die Qlik 2016 erworben hat, sowie bei Qlik-Kunden, bevor er den Sprung gewagt hat. „Ein CEO zu werden, war schon lange mein Wunsch“, sagt Capone.
Capone hat für CIOs, die den Schritt zum CEO anstreben, einige Tipps:
- Zusätzliche Verantwortung übernehmen: Führungsgremien sehen bei potenziellen Kandidaten gerne Umsetzungsorientierung und die Bereitschaft, sich neuen Herausforderungen zu stellen, was Capone bei ADP und Medidata demonstrierte, wo er Sales zu seinem Bereich hinzufügte. „Die zwei Jahre haben mich auf die Rolle als CEO vorbereitet“, sagt Capone. „Du musst aus deiner Komfortzone raus und bereit sein, neue Verantwortung zu übernehmen.“
- Partner der Fachabteilungen werden: Bei ADP arbeitete Capone mit sechs verschiedenen operativen Einheiten zusammen und etablierte lebendige Partnerschaften mit den Abteilungsleitern. CIOs können so ihre eigenen Projekte besser in den Griff bekommen und erhalten dadurch Einblicke in die Geschäftsstrategien.
- Sich den Platz am Tisch verdienen: Capone ist der Überzeugung, dass der CIO dem CEO berichten muss, um effektiv zu sein, was er bei ADP auch tat. Das mag zu einer Zeit, in der die meisten CIOs ihren CFOs, COOs oder gar CDOs berichteten, eine Nummer zu groß erschienen sein. Aber für Capone ist dies ein absolutes Muss. „Auch wenn Sie nicht direkt an den CEO berichten, müssen Sie einen Weg finden, in die entscheidenden Meetings und Strategie-Sitzungen zu kommen“, sagt Capone.
- Geschäftsstrategie erfassen: „In High-Level-Meetings zu sitzen, hilft einem CIO, die Strategie zu verstehen“, sagt Capone. Jener CIO, der dieses Verständnis auch nutzt, wird seine Marktchancen verbessern. „Die Welt verändert sich. Und Menschen, die die Technologie im Griff haben und wissen, wie sie das Geschäft verändern können, werden unglaublich wertvoll sein“, sagt Capone. „Sie müssen zeigen, dass Sie strategisch denken können.“
- Digitale Fähigkeiten beherrschen: Die meisten Strategien sind digital, und digitale Fähigkeiten übertreffen traditionelle Skills. „Leute, die wissen, wie man ein Unternehmen von einem älteren zu einem neueren Geschäftsmodell transformiert und ein Unternehmen fit für das digitale Zeitalter macht, sind schwer zu finden“, sagt Capone.
Vom IT-Management zur Leitung des Business
Brian McHale war CIO bei American Apparel und CBS Radio, bevor Colleen Brown, seine ehemalige Chefin bei Fisher Communications, ihn anrief, um Marca Global zu leiten, ein Unternehmen für Online Reputation Management, das sie 2015 gegründet hatte. Brown wollte McHale, der es gewohnt war, IT-Brände zu löschen und sich den anderen Herausforderungen seiner 25-jährigen IT-Karriere zu stellen. Bei Marca Global sollte er Unternehmen bei der Bewältigung digitaler Krisen unterstützen. „Es gibt keine Saisonabhängigkeit in diesem Geschäft“, sagt McHale.
Zuerst war McHale nicht sicher, ob er die CEO-Rolle annehmen sollte, aber Brown überzeugte ihn, dass er der Richtige sei. „Sie sagte: ‚Ich habe eine Technologiefirma und ich brauche einen Technologen, um es zu führen'“, erzählt McHale. Sich seiner Sache noch nicht sicher diente McHale zunächst sechs Monate lang als Berater , bevor er offiziell das Ruder im Jänner übernahm. Heute trifft sich McHale mit Risikokapitalgebern über eine mögliche Finanzierungsrunde.
Laut McHale bringen CIOs gute Voraussetzungen mit, um CEOs zu werden – zum Teil aufgrund ihrer Erfahrung Kosten zu managen oder Budgetpläne zu erstellen und dem gewohnten Umgang mit Lieferanten für die unterschiedlichsten Geschäftsbereiche. „All diese Dinge erfordern, dass man mit dem Business vertraut ist“, sagt McHale. „Und in Kombination mit der digitalen Transformationen und den Technologien, die sich so schnell verändern, ergibt das Ganze einen Sinn.“
McHale hat folgende Tipps parat:
- Ins Business eintauchen: Ganz gleich, ob Sie eine Restrukturierung ermöglichen oder Ihrer Organisation helfen, sich für Akquisitionen zu positionieren, indem Sie sich in Geschäftsprozesse auf hoher Ebene einbringen, erhalten Sie großartige Einblicke in die Voraussetzungen für die Führung eines Unternehmens. Zum Beispiel half McHale American Apparel bei der Insolvenz, und bei CBS Radio unterstützte er das Team, das Unternehmen auf den Börsengang vorzubereiten, bevor das Management beschloss, mit Intercom zu fusionieren. „Mit jeder Rolle habe ich versucht, so viel wie möglich in die Unternehmen einzutauchen“, sagt McHale. „Wir werden natürlich auf diese Rollen vorbereitet, weil wir uns mit all diesen Aspekten des Geschäfts beschäftigen müssen.“
- Einen Geschäftsbereich leiten: McHale sagt, dass das Betreiben von E-Commerce-Plattformen für B2B- und B2C-Kunden bei American Apparel ihm dabei geholfen hat, Business-Luft zu schnuppern. Diese Erfahrung war entscheidend für die Erfüllung seiner derzeitigen CEO-Rolle, wo er Chancen für den Einsatz von Technologien, einschließlich künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen und Roboter-Prozessautomatisierung sieht, um Marca Global dabei zu helfen, Kosten zu senken und Umsätze mit Technologie zu erzielen.
- Teams so strukturieren, dass sie das Business unterstützen können: CIOs haben in der Vergangenheit Teams zum Aufbau von Infrastruktur – einschließlich Computing, Networking und Sicherheit – aufgestellt. Die Cloud ermöglicht es CIOs, sich auf strategischere Aktivitäten zu konzentrieren. Das heißt, dass IT-Leiter ihre Teams auf das Betriebsmodell neu ausrichten müssen, um das Geschäft zu unterstützen. „Ich freue mich jeden Monat einen Scheck für Cloud-Services auszustellen, wenn dies bedeutet, dass mein Team einen Mehrwert für das Unternehmen schafft“, sagt McHale. Eine erfolgreiche Neuausrichtung, die mit einer umfassenden Geschäftsstrategie einhergeht, wird den CIOs in hohem Maße zugute kommen, wenn sie die Karriereleiter hochklettern wollen.
*Clint Boulton ist Redakteur des US-amerikanischen Magazins CIO.
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