Warum Sie die Sache mit der Cloud nicht überstürzen sollten

Lassen Sie sich nicht bei Entscheidungen rund um Unternehmensanwendungen unter Druck setzen, die den besten Interessen Ihres Unternehmens zuwiderlaufen könnten. [...]

Die Investition in Cloud-Migration kann über Jahrzehnte hinweg Geld kosten, obwohl es einfachere Lösungen gibt (c) Pixabay.com

Tech-Chefs weltweit spüren mittlerweile einen nicht zu unterschätzenden Druck, ihre Systeme so schnell wie möglich in die Cloud zu bringen. Der Druck kommt nicht nur von den Anbietern, die die Zukunft ihrer Produkte in der Cloud sehen, sondern auch zunehmen von CEOs und Vorstandsmitgliedern.

Das Cloud-Computing-Modell fasziniert so gut wie alle: Sie sehen die budgetären Vorteile, die kosteneffiziente und agile IT-Systeme bieten können, und möchten mitmischen. Die Herausforderung für Tech-Führungskräfte besteht nun darin, die breiten Trends zu verstehen, ohne sich in Entscheidungen bezüglich Unternehmensanwendungen drängen zu lassen, die den besten Interessen ihrer Organisationen zuwiderlaufen.

Im Allgemeinen geht der Trend dahin, dass mehr Software in die Cloud migriert werden soll. Das heißt jedoch nicht automatisch, dass die Cloud auch für jede Anwendung die beste Option ist. Es gibt einen großen Unterschied zwischen der Aussage „Unternehmen ziehen in die Cloud um“ und „Unternehmen verschieben ihre ERP-Anwendungen in die Cloud“ – insbesondere, wenn mit „Cloud“ Software-as-a-Service (SaaS) ERP gemeint ist.

Dass Unternehmen die Cloud immer mehr annehmen, ist unbestreitbar. Aber ihre ERPs in die Cloud migrieren wie in SaaS? Das nicht so sehr, zumindest noch nicht und wahrscheinlich auch noch lange nicht.

ERP-Systeme gehören zu den komplexesten Software-Programmen, die je erfunden wurden – und diese als Cloud-native Produkte neu zu entwickeln, kann mehr als ein Jahrzehnt kosten. Die großen ERP-Anbieter haben SaaS-Versionen ihrer Software erstellt, doch die sind so unterschiedlich, dass die Implementierung dieser Produkte fast immer ein Großprojekt und nicht eben nur ein einfaches Upgrade ist.

Das bedeutet, dass Investitionen in derartige Anpassungen getätigt werden müssen, die oft unerlässlich sind, um ein ERP an die Bedürfnisse eines Unternehmens anzupassen. Gleichzeitig ist SaaS ERP im Wesentlichen ein neues Outsourcing-Modell für bekannte Software. Daran ist nichts Revolutionäres oder Transformationelles. Jeder, der diesen Sprung macht, muss in der Tat analysieren, welche bekannten Funktionen und branchenspezifischen Funktionen in der SaaS-Version fehlen.

Gelegentlich hören wir, dass SAP- oder Oracle ERP-Kunden die Änderung ohnehin vornehmen, weil sie „von vorne anfangen“ wollen. Die meisten können es sich jedoch nicht leisten, die Mühe, die sie in die Anpassung ihres vorhandenen Systems gesteckt haben, um es an ihre Bedürfnisse anzupassen, einfach wegzuwerfen.

Sie sehen die Opportunitätskosten für die Wiederherstellung bestehender Anwendungen für die Cloud, anstatt in etwas Neues und Innovatives zu investieren. Schlimmer noch, sie riskieren in der Regel ein tieferes Lock-In, wenn ein einzelner Anbieter nicht nur die notwendige Software zur Verfügung stellt, sondern auch die Schnittstellen und den Zugriff darauf sowie die zugrunde liegenden Daten steuert.

  • Erwägen Sie, Ihr vorhandenes ERP auf IaaS-Cloud-Services zu hosten. Die Nutzung von IaaS, um Ihr ERP aus dem Rechenzentrum zu holen, ist die kostengünstigste und am wenigsten störende Cloud-Option. Sie können die Preis-, Leistungs- und Flexibilitätsvorteile der Cloud nutzen, ohne jahrelange Investitionen in ein ERP-System zu stecken, damit es Ihre Geschäftsanforderungen erfüllt.
  • Nehmen Sie SaaS-Services an, die in Ihr ERP integriert werden, um seine Kernfunktionen zu verbessern und zu erweitern. Enterprise-Cloud-Softwareanbieter haben allen Grund, dafür zu sorgen, dass ihre Produkte gut mit Ihrem ERP zusammenarbeiten, doch neigen sie dazu, schneller zu innovieren als die ERP-Anbieter.

Wenn Ihr ERP-Anbieter Sie dazu drängt, mit End-of-Support-Fristen für Ihre aktuelle Software in die Cloud zu wechseln, sollten Sie den Support von Drittanbietern als Alternative in Betracht ziehen.

Diese Optionen spiegeln eine grundlegende Veränderung auf dem Markt für Unternehmenssoftware wider, nach der ERP nicht mehr das Zentrum des Universums ist. Monolithische ERP-Suiten haben sich in den letzten 30 Jahren durchgesetzt, als das Ziel noch Standardisierung und Integration war.

Anstelle von Effizienz allein haben heute geschäftliche Agilität und innovative Arbeitsabläufe für diejenigen Unternehmen und IT-Verantwortliche oberste Priorität, die herausfinden wollen, wie sie ihr Geschäft in eine digitale Welt einbinden können.

*Pat Phelan ist Vize-Präsident für Marktforschung in der Rimini Street und schreibt unter anderem für CIO Australia.


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