Was ist Web3?

Web3 will Blockchain, Smart Contracts und dezentralisierte Applikationen zusammenbringen. Das müssen Sie zum Thema wissen. [...]

Web3 verspricht ein neues, dezentrales Internetzeitalter (c) pixabay.com

Realisiert sich die Vision der Web3 Foundation, entsteht mit Web3 (manchmal auch Web 3.0 genannt, was jedoch zu Missverständnissen führen kann – dazu an anderer Stelle mehr) ein öffentliches Internet, in dem sämtliche Daten und Inhalte auf Blockchains registriert, mit versehen oder über verteilte Peer-to-Peer-Netzwerke verwaltet und abgerufen werden.

Web3 – Definition

Web3 stellt eine dezentrale, unveränderliche Version des weltweiten Netzes in Aussicht – frei von Intermediären und mit der gleichen kryptografischen Verifizierbarkeit ausgestattet wie Kryptowährungen, Non-Fungible Tokens (NFTs) und Dapps, einer neuen Art dezentraler Applikationen, denen ein Distributed Ledger zu Grunde liegt.

Klingt kompliziert? Ist es auch. Das liegt auch daran, dass Web3 momentan ein noch etwas unscharfes Konzept darstellt, dessen exakte Definition noch nicht feststeht. Web3 ist momentan eher das Idealbild eines zukünftigen Webs, als ein nutzbarer Technologie-Stack, auf dem Entwickler direkt aufbauen können.

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Web3 – Ursprünge

Gavin Wood, einer der Schöpfer der Ethereum Blockchain, stellte im Jahr 2014 im Rahmen eines Blogbeitrags erstmals das Konzept vom „Web 3.0“ vor. Die Idee von einem verschlüsselten Online-Raum entstand als Reaktion auf die durch die Snowden-Enthüllungen forcierten, allgemeinen Datenschutzbedenken.

Die grundlegende Idee von Web3 beschreibt Wood folgendermaßen: „Informationen, von denen wir annehmen, dass sie öffentlich sind, werden wir veröffentlichen. Informationen, die auf Vereinbarungen beruhen, platzieren wir auf einem Consensus Ledger. Informationen, von denen wir annehmen, dass sie privat sind, halten wir geheim“. Das Modell werde durch Kryptografie „mathematisch erzwungen“, wobei Transaktionen verifiziert und der Blockchain hinzugefügt würden, um universelle Transparenz und Unwiderruflichkeit zu gewährleisten. Im Interview mit dem US-Portal „Wired“ umschrieb Wood das Web3-Konzept im November 2021 mit den Worten „weniger Vertrauen, mehr Wahrheit“.

Der Begriff Web3 setzte sich jedoch erst im Jahr 2021 durch, als Risikokapitalgeber wie Andreessen Horowitz (ein Großinvestor des Projekts) damit begannen, die PR-Trommel zu rühren. Kritik an diesem Vorgehen kam zum Beispiel von Twitter-Mitbegründer Jack Dorsey:

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Web 3 vs. Web 1.0 vs. Web 2.0 vs Web 3.0

Wenn Web 3 die nächste Generation des Internets ist, wie genau unterscheidet es sich dann von Web 1.0 und Web 2.0? Und was hat es mit Web 3.0 auf sich?

Web 1.0 war die erste Generation des modernen Internets und kann in etwa auf den Zeitraum zwischen 1990 und 2004 festgelegt werden. In dieser Ära beschäftigten sich die Benutzer in der Regel mit statischen Webseiten, deren Inhalte von einer kleinen Gruppe von Gatekeepern wie Yahoo und AOL erstellt und verbreitet wurden.

Web 2.0 bezeichnet seit 2005 das dynamische und interaktive Web, das wir heute kennen: Statische Webseiten werden von Apps und User-Generated Content ergänzt. Das Web 2.0 wird von einer Reihe dominanter Plattformen beherrscht, den sogenannten FAANG-Unternehmen: Facebook (jetzt Meta), Amazon, Apple, Netflix und Google. Allen ist, bis zu einem gewissen Grad, gemein, Services im Austausch gegen persönliche Daten anzubieten.

Web3 will diese mächtigen abschaffen und ein egalitäres Internet realisieren, in dem die Nutzer für ihren Beitrag mit einer Vielzahl von Token entschädigt werden. Datenschutz und -sicherheit wird dabei über einen gemeinsam genutzten, manipulationssicheren Distributed Ledger gewährleistet. „Das bedeutet im Wesentlichen, dass ich selbst – genauso wie jeder andere auf der Welt – zum Anbieter oder Mitanbieter dieses Service werden kann“, erklärte Wood im Interview mit Wired.

Das spiegelt sich auch im Leitbild der Web3 Foundation wider, die sich zum Ziel gesetzt hat, „innovative Anwendungen für dezentrale Websoftware-Protokolle zu fördern“, und zwar über ein „dezentrales und faires Internet, in dem die Nutzer ihre eigenen Daten, ihre Identität und ihr Schicksal kontrollieren“. Diese Idee hat die Entstehung von Decentralized Autonomous Organizations (DAOs) befördert: hochgradig demokratische Internetgemeinschaften mit gemeinsamem Ziel, aber ohne Führungsstruktur. Dabei gilt es allerdings zu bedenken, dass das egalitäre Web des einen der unregulierte Wilde Westen des anderen sein kann.

Web3 unterscheidet sich übrigens auch grundlegend von dem, was Tim Berners-Lee im Jahr 1999 als Web 3.0 oder semantisches Web beschrieb: Dabei ging es darum, das Internet maschinenlesbar zu machen – eine Vision, die weitgehend unrealisiert geblieben ist.

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Web3 – Technologie-Stack

Den Web3-Technologie-Stack in seiner derzeitigen Form zu definieren, ist kein leichtes Unterfangen. Nader Dabit, ehemaliger AWS Senior Developer Advocate und jetzt Developer Relations Engineer beim Web3-Unternehmen Edge & Node, hat es dennoch versucht. Folgende Elemente gehören demnach dazu:

  • Blockchain
  • Blockchain-Entwicklungsumgebung
  • Dateispeicher
  • P2P-Datenbanken
  • APIs (Indizierung und Abfrage)
  • Identity
  • Client (Frameworks und Bibliotheken)
  • andere Protokolle

Das ist ein deutlicher Unterschied zu der heute üblichen, dreistufigen Architektur für die Webentwicklung. Diese besteht aus folgenden Komponenten:

  • Front-End-Webserver
  • Middle-Layer-Applikationsserver
  • Back-End-Datenbank oder Datenspeicher

Preethi Kasireddy war sowohl für das Venture-Capital-Unternehmen Andreessen Horowitz als auch für die Kryptobörse Coinbase tätig. In ihrem Blog-Beitrag zur Web3-Architektur stellt sie ein Entwicklungsmodell vor, bei dem Smart Contracts die Logik der Applikationen definieren und diese – zum Beispiel – auf der Ethereum-Blockchain bereitstellen. Um solche Smart Contracts schreiben zu können, empfiehlt die Expertin, neue Programmiersprachen wie Solidity, Vyper und zunehmend auch Rust zu beherrschen. Anschließend gelte es zu verstehen, wie das Deployment auf der Ethereum Virtual Machine und ähnlichen Instanzen vonstatten geht. Developer müssten sich darüber hinaus auch mit dem Signatur-Mechanismus von Blockchain-Transaktionen auseinandersetzen.

Außerdem geht Kasireddy in ihrem Beitrag auch auf das Skalierungsproblem bei der Applikationsentwicklung auf Ethereum ein: „Jeder, der Anwendungen auf Ethereum entwickelt hat, weiß, dass die Speicherung von Daten auf der Blockchain schnell sehr teuer wird. Dadurch entsteht Bedarf für eine dezentrale Storage-Lösung außerhalb der Blockchain, wie dem Interplanetary File System oder Swarm.“ Die Probleme in diesem Bereich könnten sich jedoch schnell auflösen, sobald mehr Entwickler in diesen Bereich vorstoßen und die Tools entsprechend ausgereift sind. Im Rahmen von Projekten wie Polygon wird bereits am Blockchain-Skalierungsproblem gearbeitet – im Moment sieht die Anwendungsentwicklung auf dem entstehenden Web3-Stack noch herausfordernd aus.

Oder wie Kasireddy es ausdrückt: „Wenn Ihnen das alles Kopfzerbrechen bereitet, sind Sie nicht allein. Die Zusammenstellung dieser Tools ist komplex und kann sich für Entwickler zu einer schmerzhaften Erfahrung entwickeln. Sorgen muss man sich dennoch nicht – es entstehen bereits neue Entwickler-Frameworks, die die Developer Experience deutlich optimieren.“

Web3 – Apps

Eine Frage, die Web3-Skeptiker gerne und häufig und stellen: „Wo sind eigentlich die Anwendungen?“ Bei einem so komplexen wie neuen Stack wie dem oben beschriebenen überrascht es allerdings nicht, dass der Markt noch nicht mit Web3-Killer-Applikationen überflutet ist.

Obwohl Web3 verspricht, die Technologie hinter NFTs und Kryptowährungen ins Netz zu tragen: Das muss erst einmal erfüllt werden. Frühe Web3-Projekte fallen vor allem durch ihre Unzugänglichkeit und eine umständliche User Experience auf. Um auf (die meisten) Web3-Anwendungen zugreifen zu können, benötigen die Nutzer:

  • eine Krypto-Wallet,
  • höchstwahrscheinlich einen neuen Browser,
  • Verständnis von einer völlig neue Terminologie und
  • die Bereitschaft, volatile Gebühren zu bezahlen, um Aktionen auf der Ethereum-Blockchain ausführen zu können.

Für den durchschnittlichen Internetnutzer sind das erhebliche Einstiegshürden.

Das dezentrale Social Network Mastodon baut auf einigen Web3-Prinzipien auf – ebenso wie der Brave-Browser. Die meisten existierenden Web3-Anwendungen fokussieren allerdings auf den Handel mit Krypto-Vermögenswerten oder das Glücksspiel mit selbigen.

„Wenn Web3 die Zukunft der Identität oder der sozialen Medien sein soll, müssen wir uns fragen, welche Beweise es für seine Akzeptanz gibt. Ist es wirklich eine bessere Mausefalle als frühere Internettechnologien?“, schreibt Tim O’Reilly, der den Begriff Web 2.0 geprägt hat, in seinem Blogbeitrag zum Thema. Die Web3 Foundation nennt auf ihrer Webpräsenz zahlreiche Projekte, die sich jedoch vor allem auf die zugrundeliegenden Protokolle konzentrieren, die für den Aufbau eines interoperablen Web3 erforderlich sind.

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Web3 – erste Schritte

Folgende Webseiten und Kurse helfen Ihnen, die ersten Schritte in Sachen Web3 zu gehen:

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.

*Scott Carey ist Redakteur bei unser IDG-Schwesterpublikation Computerworld in Großbritannien. Der IT-Journalist mit dem Schwerpunkt auf Unternehmensanwendungen moderiert auch Branchenveranstaltungen. Besonders interessieren ihn die großen IT-Player und Cloud-Service-Anbieter. Er hat ein Diplom in Journalistik an der Universität Cardiff in Wales erworben. In seiner Freizeit treibt er Sport, reist viel und beschäftigt sich intensiv mit der Medienlandschaft in Großbritannien.

*Florian Maier beschäftigt sich mit vielen Themen rund um Technologie und Management. Daneben betätigt er sich auch in sozialen Netzen.


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