Was Mobilfunknutzer wirklich wollen

Im Vorfeld der in den nächsten Jahren anstehenden 5G-Markteinführung hat der Mobilfunkausrüster Ericsson weltweit Verbraucher gefragt, welche Veränderungen von Mobilfunknetzbetreibern auf dem Weg zu 5G noch erfüllt werden müssen. Das Spektrum der Wünsche wirkt vertraut: unkomplizierte Datenpläne und der Fokus auf die tatsächliche Netzleistung beim Marketing. [...]

Wünsche an 5G (c) pixabay
Wünsche an 5G (c) pixabay

Die Vorbereitungen für die Einführung des LTE-Nachfolgers 5G sind im vollen Gange: Noch vor den Weihnachtsferien hat das Standardisierungsgremium 3GPP einen ersten 5G-Standard verabschiedet und damit die Voraussetzungen für echte Feldtests der Mobilfunktechnik im laufenden Jahr geschaffen. Damit stehen die Chancen für eine kommerzielle Einführung von 5G (in einigen Ländern) bereits ab 2019 gut.
Der neue Mobilfunkstandard 5G verspricht Übertragungsgeschwindigkeiten von mindestens 100 Mbit/s im Downstream bzw. 50 Mbit/s im Upstream je User oder Device, eine bessere Abdeckung sowie geringere Latenzen gegenüber dem aktuellen Vorgänger 4G bzw. LTE. Damit spielt 5G auch eine entscheidende Rolle für das Betreiben autonomer Fahrzeuge sowie die weitere Verbreitung von IoT- und Industrie-4.0-Szenarien.
Wie bereits bei UMTS und LTE sind es jedoch (voraussichtlich) die Endanwender, die mit ihren Mobilfunkverträgen den Löwenanteil der Investitionskosten wieder einspielen müssen. Aus diesem Grund zerbrechen sich Netzbetreiber und -Ausrüster bereits jetzt die Köpfe, wie sie die Technik den Verbrauchern schmackhaft machen können. In der frisch veröffentlichten Verbraucher- und Branchenstudie „Towards a 5G consumer future“ präsentiert Ericsson Vorschläge von Verbrauchern, wie die Carrier die Grundlage für eine positive Einstellung gegenüber der 5G-Technologie schaffen können.
INTERESSE AN 5G IST DA
Die gute Nachricht zuerst: Wie Ericsson herausfand, fühlen sich 76 Prozent der weltweiten Smartphone-Nutzer von den mit 5G beworbenen Services angesprochen, 44 Prozent sind sogar bereit dafür extra zu zahlen. Dabei hofft über ein Drittel, dass ihnen 5G mehr Möglichkeiten eröffnet als einen bloßen Geschwindigkeitszuwachs, bessere Netzabdeckung und niedrigere Preise – sie versprechen sich zum Beispiel eine längere Akku-Laufzeit und die Möglichkeit, nicht nur Geräte, sondern auch das Internet of Things (IoT) damit zu verknüpfen. Außerdem erhoffen sie sich das Ende einer Abrechnung nach genutztem Gigabyte und erwarten stattdessen eine einzelne Gebühr für jede 5G-Dienstleistung oder jedes gekoppelte Gerät.
Gemessen an Bekanntheitsgrad und Interesse der Konsumenten dürften China und USA bei der 5G-Einführung führen. (c) Ericsson
Der Grund für diesen Wunsch liegt wohl in den derzeit überwiegend schlechten Erfahrungen mit der Mobilfunknutzung: So findet ein Großteil der Verbraucher die derzeitige Gestaltung der mobilen Datenpläne mit all ihren Optionen generell zu komplex, zumal die Betreiber mit häufigen Preisänderungen, Kampagnen und Einführungsaktionen die Verwirrung noch verstärkten. Als Resultat ist sich die Hälfte aller Smartphone-Nutzer laut Studie nicht bewusst, welches Datenvolumen ihr Vertrag zulässt, und sieben von zehn Benutzern sind sich nicht sicher, wie viel mobile Daten sie monatlich verbrauchen.
DISKREPANZ ZWISCHEN WUNSCH UND WIRKLICHKEIT
Letztendlich kommt es dadurch zu einer erheblichen Verschiebung zwischen dem, was die Verbraucher kaufen und dem, was sie tatsächlich nutzen. So gab die Hälfte der Studienteilnehmer an, sie würden die mobile Breitbandnutzung aus Angst vor zusätzlichen Gebühren einschränken. Und als Resultat hat der durchschnittliche Smartphone-Nutzer pro Jahr 31 Gigabyte ungenutzter mobiler Daten „übrig“ – das entspricht zirka 65 Stunden an Video-Anrufen, 517 Stunden Musik-Streaming oder dem Schauen von sechs Staffeln einer TV-Serie wie Game of Thrones. Aktuell verfällt dieser Überschuss, zwei von fünf Verbrauchern würden ihn jedoch gerne als Währung verwenden und ihr ungenutztes Datenvolumen sparen, damit handeln oder es verschenken.
MOBILE FREIHEITSGEFÜHL
Damit es zu keinem Missverständnis kommt: Den Verbrauchern geht es laut Studie nicht unbedingt um unbeschränkte Datenpläne, sie suchen vielmehr nach dem Gefühl, ihr Smartphone nach Lust und Laune unterwegs nutzen zu können. So verbrauchten die Nutzer solcher unlimitierten Daten-Flats im Schnitt auch „nur“ 7,5 Gigabyte pro Monat, wobei die Menge je nach Land variierte und zwischen 18 GB (Südkorea) und 2,5 GB (Deutschland) lag. Die Betreiber werden also dazu angehalten, alternative Wege zu beschreiten, um dieses Freiheitsgefühl zu vermitteln.
Die Studie ergab außerdem, dass schnellere Breitbandgeschwindigkeiten und faire Mobilfunkverträge von den Verbrauchern als wichtiger erachtet werden als ein großes Datenvolumen, an dem sich aktuell die Preisgestaltung hauptsächlich orientiert. Da gebündelter Videoinhalt und innovative Datenpläne eine immer wichtigere Rolle bei der Wahl des Betreibers und des Servicepakets spielen, wollen die Nutzer, dass die Betreiber ihre Datenpläne neu überdenken, weiterentwickeln und personalisieren.
REALITÄTSFREMDE WERBUNG
Zudem fordern die Verbraucher, dass die Netzbetreiber bei der Vermarktung der künftigen Mobilfunkdienste näher an der Realität bleiben und haltlose Marketing-Slogans vermeiden: Anstatt (wie bei UMTS und LTE geschehen) mit fiktiven Bandbreiten zu werben, sollten sie ihren Fokus auf die tatsächliche Netzerfahrung legen, also etwa die Erfahrung, ein Youtube-Video zu streamen oder Inhalte auf soziale Medien hochzuladen. So ergab die Umfrage, dass nur vier Prozent den Marketingstrategien und Netzleistungsstatistiken der Betreiber Glauben schenken.
Die Erkenntnisse dieser Studie basieren auf Daten einer weltweiten Befragung von 14.000 iPhone- und Android-Smartphone-Nutzern im Alter von 15 bis 65 Jahren. Die dabei gewonnenen Ansichten stehen laut Ericsson repräsentativ für 800 Millionen Verbraucher aus Argentinien, Brasilien, China, Ägypten, Finnland, Frankreich, Deutschland, Indonesien, Irland, Japan, Mexiko, Südkorea, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten.
*Manfred Bremmer beschäftigt sich für die computerwoche.de mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt


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