Der ideale Manager der Zukunft coacht seine Mitarbeiter, verbessert ständig seine Skills und agiert als Vorbild. So skizziert es die Technische Hochschule Nürnberg in einer Studie. [...]
Was sind die „Future Hot Skills“, fragt Yasmin Mei-Yee Weiß in ihrer Studie „Erfolgskritische Kompetenzen im digitalen Zeitalter“. In dem Papier führt die Professorin an der Technischen Hochschule Nürnberg den Begriff „digitale Flüchtlinge“ ein: Er bezeichnet Menschen, die von ihrem Arbeitsplatz vertrieben werden, weil sich neue Technologien rasant durchsetzen.
- Zu den drei Grundfertigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen kommt „Digitales Denken“ hinzu
- Ein solides IT-Grundverständnis ist als Querschnittsqualifizierung notwendig.
- Roboter und KI-Systeme können Empathie, Kreativität und die Fähigkeit zum Umgang mit Ambiguität nicht ersetzen
Das wollen die rund 340 Schüler und Studierende, die Weiß befragt hat, für ihr Leben verhindern. Allerdings erklären 83 Prozent, sie fühlten sich durch Schule und Universität nicht richtig auf Veränderungen durch die digitale Transformation vorbereitet. 88 Prozent wünschen sich mehr Transparenz und Information.
Zu den bisherigen drei Grundfertigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen wird Digitales Denken hinzukommen. Das erklären jedenfalls einige der 60 Vertreter aus Wissenschaft und Unternehmen, mit denen Weiß gesprochen hat.
KI ERSETZT AUCH MEDIZINER UND JURISTEN
Die Forscherin erwartet, dass einige Fertigkeiten, die heute auf dem Arbeitsmarkt als „Hot Skills“ gelten, künftig durch Systeme Künstlicher Intelligenz (KI) ersetzt werden. Beispiel Mediziner und Juristen: Ihr Wissen über Präzedenz- und Krankheitsfälle wird über Software verfügbar sein. „Diese Kompetenzen bleiben dann wertvoll, wenn zusätzlich gelernt wird, wie produktiv an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine gearbeitet und eine sinnvolle Arbeitsteilung vorgenommen werden kann“, schreibt Weiß.
Die Stichworte Veränderung und Lernen sowie die Forderung nach einem soliden IT-Grundverständnis als Querschnittsqualifizierung ziehen sich durch die gesamte Studie. Sie gelten sowohl für Führungskräfte als auch für deren Mitarbeiter auf allen Ebenen.
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Aus den Experten-Gesprächen und der Schüler-Befragung leitet Weiß drei zentrale Anforderungen an einen Digital Leader ab. Im Einzelnen:
1. Zuhören (Listen): Hier geht es insbesondere um die Offenheit von Führungskräften. Wer den Mitarbeitern zuhört, kann auf ihr Wissen zugreifen. Außerdem fördert er ihre Motivation, denn insbesondere die kommenden Mitarbeitergenerationen verlangen, mitreden zu dürfen.
2. Lernen (Learn): Führungskräfte müssen ihre eigenen Kompetenzen immer wieder auf den neuesten Stand bringen. Außerdem ist es ihre Aufgabe, den Mitarbeitern Qualifizierungsmöglichkeiten zu schaffen. Sie sollten insgesamt „eine adaptive, offene und lernbegierige Unternehmenskultur“ herstellen, wie Weiß sagt.
3. Veränderung vorleben (Live the Change): In der digitalen Transformation müssen Chefs als Vorbilder agieren. „Sie müssen den persönlichen Will to move vorleben“, fordert die Forscherin.
KOMPETENZEN, DIE DEN MENSCHEN VOM ROBOTER UNTERSCHEIDEN
Weiß hat die 60 Wissenschafts- und Unternehmensvertreter unter den Studienteilnehmern gefragt, wie Führungskräfte diese Forderungen umsetzen können. Besonders oft raten die Befragten, ein Chef solle Coach für die Mitarbeiter sein und die Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellen. Er soll Vorbild sein, Hierarchien abbauen, eine Fehlerkultur leben und Freiräume schaffen.
Basis der empfohlenen Verhaltensweisen sind die menschlichen Eigenschaften, die kein KI-System ersetzen kann. Weiß spricht hier von Sozial- und Methodenkompetenzen, die „uns nachhaltig von Robotern unterscheiden“ und die an Bedeutung gewinnen werden. Konkret geht es um Empathie, den zielgerichteten Umgang mit Emotionen, Kreativität, Innovationsfähigkeit, die Fähigkeit zum Umgang mit Komplexität und Ambiguität sowie strategisches und unternehmerisches Denken und Handeln.
*Christiane Pütter ist Journalistin aus München
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