Wer wird der CEO von morgen?

Egal ob Prozesse, Finanzen, Marketing, Sales oder IT - die Digitalisierung betrifft jeden Geschäftsbereich. Aufgrund seiner Erfahrungen in allen genannten Bereichen, wäre der Chief Digital Officer (CDO) die Idealbesetzung für den Posten des Geschäftsführers. Oder? [...]

Ohne Digitalität geht heutzutage nichts mehr. Und wohl auch in Zukunft nicht, wenn man mal einen Blick auf unsere von Konnektivität und Daten getriebenen Arbeitsabläufe wirft. Bei all den Geschäftsmodellen, Unternehmenskulturen und -mechanismen, die gerade auf den Kopf gestellt werden, sollte man aber die Bedeutung von Führung nicht außer Acht lassen. Es geht dabei darum, wer die Skills und die Erfahrung hat, um die Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern. Wer also wird der CEO der Zukunft? Ist es der COO oder der CFO? Vielleicht der CMO oder CIO?
CDO = COO + CFO + CMO + CIO?
Eben weil digitale Technologien jeden Geschäftsbereich berühren, müssen künftige Kandidaten für den CEO-Posten idealerweise auch Erfahrung auf den jeweiligen Bereichen der „großen C’s“ besitzen: operatives Geschäft (COO), Finanzen (CFO), Marketing, Sales und Kundenmanagement (CMO), sowie Informationstechnologie (CIO und CTO).


Das konnten bislang nur sehr wenige Führungskräfte von sich behaupten. Bislang. Denn inzwischen haben viele Unternehmen die Position des CDO geschaffen, der damit betraut ist, die Digitalisierung auf sämtlichen Geschäftsebenen voranzutreiben. Durch sein Aufgabengebiet ist der CDO quasi dazu prädestiniert, Business-Skills und Erfahrung in vielen Bereichen zu sammeln. Aus diesem Grund könnten die heutigen Chief Digital Officers aussichtsreiche Kandidaten auf den CEO-Posten von morgen sein. Doch es gibt noch einige Gründe mehr, warum effektiv und strategisch arbeitende CDOs künftig zu Geschäftsführern aufsteigen könnten.
COLLABORATION IST ALLES
Denn für eine digitale Transformation genügt es nicht, an ein paar Stellschrauben zu drehen. Es geht darum, alle Geschäftsbereiche zu transformieren, um digitale Tools und Fähigkeiten voran zu bringen – etwa Data Analytics, mobile Technologien und Cloud-Lösungen. Um an dieser Stelle effektiv zu sein, muss der CDO fähig sein, erfolgreich und konstruktiv mit allen Führungskräften und sonstigen Unternehmensakteuren zusammen zu arbeiten. Zu den möglichen Projekten und Partnern eines Chief Digital Officers gehören unter anderem:

  • Der Launch einer Social-Recruiting-Plattform – HR, CEO, CMO

  • Migration von Applikationen und Daten in die Cloud – CIO, CTO, CEO, COO

  • Die Transformation von Content Marketing – CMO, CEO

  • Neue User Experience für Webseiten – CMO, CEO

  • Verbesserung des Kunden- und Datenmanagements – CMO, CEO, COO

Digitale Transformation erfordert von Natur aus ein hohes Level an Kollaboration – von daher dürften die heutigen CDOs in dieser Hinsicht wohl die erfahrensten Mitarbeiter in den Unternehmen sein.
DIGITALE TRANSFORMATION: KEINE GROSSE SACHE
Eigentlich ist es ziemlich schwierig, einen Wandel in Unternehmen herbei zu führen. Aber nicht für den CDO. Denn wer sich mit der höchst disruptiven Digitalisierung auseinandersetzt und Digital-Initiativen leitet, der muss eine langfristige Sicht auf Dinge haben – in dem Wissen, dass die heutige Transformation von Geschäftsprozessen und -modellen, die Profitabilität und Innovation von morgen sichert. Das nennt man auch „Vision“ – eine Fähigkeit, die ein CEO seit jeher besitzen sollte.
Die CDOs lernen heute, wie wichtig es ist, eine digitale Vision zu entwickeln, die von allen Stakeholdern und Mitarbeitern unterstützt wird und so im Stande ist, das Business komplett um zu krempeln. Sehen Sie sich zum Beispiel die Akquisition von LinkedIn durch Microsoft für den geschichtsträchtigen Betrag von 26,2 Milliarden Dollar an: Es ist ein kühner Schritt in die Digitalität, der Microsoft direkt in die Welt der Hyper-Konnektivität und des Social Engagements führt und gleichzeitig den Weg zu neuen Produkten und Services öffnet. Dennoch dürfte dieser Schritt auch für Misstöne in der Microsoft-Belegschaft – und natürlich bei der Konkurrenz – gesorgt haben. Es braucht visionäre Hingabe, um aus solchen langfristigen Projekten Wert zu schöpfen.
CDOS: WISSEN IST MACHT
Die Rolle des CDO hat mindestens so viel mit Technologie wie mit dem eigentlichen Business zu tun. Ein Chief Digital Officer muss Business-Strategien, operatives Geschäft und Kunden kennen und verstehen, um die Maßnahmen bestimmen zu können, die für die digitale Transformation notwendig sind. Das Wissen über Geschäftsabläufe, Mitarbeiter und Kunden ist eine weitere wichtige Führungseigenschaft, die die heutigen CDOs gerade erlangen.
CEO-POSTEN IN AUSSICHT
Nur 19 Prozent aller Unternehmen weltweit haben heute einen Chief Digital Officer. Es ist allerdings damit zu rechnen, dass sich dieser Prozentsatz über die nächsten Jahre deutlich steigern wird – schließlich werden Themengebiete wie Mobile, Social, Cloud und Big Data weiterhin alle Geschäftsbereiche und Innovationen beeinflussen. Es ist außerdem damit zu rechnen, dass immer mehr CIOs versuchen werden, ihre digitale Expertise zu steigern – oder gleich nach dem Titel des CDO zu greifen.
In vielen Unternehmen schicken sich auch die CMOs an, ihre digitalen und technologischen Fähigkeiten auszubauen. Fakt ist: Das Wissen und die Fähigkeiten des CDO werden jetzt gerade essentiell für die strategische Führung und Steuerung der Innovationskraft eines Unternehmens. Egal, ob der Titel des Chief Digital Officer nun in einem Unternehmen existiert oder nicht: Die Führungskräfte, die die Speerspitze der digitalen Transformation bilden, sind oft genau die, die man für die Rolle des Geschäftsführers in Erwägung ziehen sollte, wenn man für sein Business eine schwungvolle, von Kooperation geprägte Zukunft bevorzugt.
*Florian Maier, kümmert sich um reichweitenstarke und populäre IT-Themen an der Schnittstelle von B2B und B2C und schreibt hauptsächlich für das Portal COMPUTERWOCHE


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