Führungskräfte wollen Mobile, ohne genau zu wissen, wie und warum. CIO-Aufgabe ist es, den Hype in realistische Vorhaben umzusetzen. Der AIIM zeigt, wie das geht. [...]
Mobile sei die fünfte Welle der IT, sagt ein Teilnehmer des AIIM Executive Leadership Council. Die erste waren demnach Mainframes, die zweite Minis, die dritte Client/Server und die vierte das Internet. Die Non-Profit-Organisation AIIM (Association for Information and Image Management) für IT-Professionals beobachtet viel Hype um das Thema Mobility.
Ein anderer Teilnehmer des Council erklärte denn auch, Führungskräfte verlangten Mobile, allerdings sehr undifferenziert: ohne genauere Fachkenntnis und ohne Plan, was wie genau im Unternehmen implementiert werden solle und mit welchem Zweck.
Die Bedeutung von Mobile erklärt AIIM in dem Papier „AIIM Trendscape: The new mobile reality“. Darin plädieren die Consultants für Gelassenheit und genaueres Hinsehen. Hintergrund des Reports sind verschiedene Konferenzen mit rund 50 Fachleuten aus Nord-Amerika und Europa.
AIIM wagt die These, dass sieben von zehn mobilen Anwendungen, die im Jahr 2012 entwickelt wurden, schon ein Jahr später nicht mehr gebraucht wurden.
Nichtsdestoweniger sagt der US-Marktforscher Gartner voraus, im Jahr 2017 verfüge jedes vierte Unternehmen über einen hauseigenen App-Store.
AIIM erwartet, dass die jetzige Diskussion um das Mitbringen privater Handhelds in die Firma, kurz BYOD (Bring your own Device), künftig als BYOA geführt wird – für Bring your own App.
Die Experten haben versucht, neun verschiedene Aussagen zu Mobile in vier Kategorien einzuordnen, sie nennen das Resultat „Trendscape“. Diese vier Kategorien unterscheiden sich nach Wichtigkeit und Schwierigkeitsgrad.
WICHTIGE UND UNWICHTIGE TRENDS
Im Einzelnen lautet die Einschätzung durch AIIM wie folgt:
„Sehr wichtig und sehr schwierig“ sind zwei Trends. Erstens: Unternehmen entwerfen Governance-Pläne rund um BYOD. Zweitens: Handhelds entwickeln sich zum wichtigsten Mittel, über das die Belegschaft mit den unternehmenseigenen Systemen interagiert. Beide Punkte sollten IT-Chefs angehen, wenn sie es bisher noch nicht getan haben. Einfach wird das nicht.
Als „wichtig, aber nicht schwierig“ gelten drei Trends: Mobile Endgeräte verdrängen Laptop und PC als Hauptzugangsweg ins Web. Dies bewirkt auch, dass mobile Technologien (Android und iOS) zur wichtigsten Entwicklungsplattform aufsteigen. Als dritten Trend nennt AIIM hier, sehr unspezifisch, „Mobility ändert die Art, wie wir arbeiten“.
Als „Nicht wichtig und nicht schwierig“ klassifiziert AIIM den Trend der Geolokalisation und die These, dass mobile Endgeräte zunehmend als Ad-hoc-Scanner zum Einsatz kommen.
„Nicht wichtig und schwierig“ sind die wachsende Rolle des Phone beim Mobile Payment und die Tatsache, dass das Business Kern-Applikationen via App-Interface geliefert bekommen will.
7 SCHRITTE FÜR DEN MOBILE-HANDLUNGSPLAN
AIIM leitet aus den Expertengesprächen einen Handlungsplan für Unternehmen ab. Dieser umfasst sieben Schritte:
1. Die Mobile-Strategie nicht auf Geräte oder Apps beschränken. Die Consultants raten stattdessen, sämtliche Prozesse und Workflows durch die Mobile-Brille zu betrachten. Die Frage muss lauten, wo und wie mobile Technologien Verbesserungen herbeiführen können.
2. Den bisherigen Ansatz im Umgang mit Informationen und Wissens-Arbeitern überdenken. Arbeitsort und Arbeitszeit ändern sich ebenso wie Formen der Zusammenarbeit unter Knowledge-Workern. Alles wird flexibler.
3. Die Nutzer-Erfahrungen im Auge haben. In den Anfangszeiten von Mobile haben Nutzer Toleranz mit Plattform- und Medienbrüchen gezeigt. Aufgabe des CIOs ist aber, für durchgängig gute Usability zu sorgen.
4. Den Begriff „Big Data“ für das eigene Unternehmen definieren. Mobile und Big Data beziehen sich nicht nur auf Phones und Tablets, sondern je nach Branche und Art des Unternehmens beispielsweise auch auf Kameras und Sensoren.
5. Bewusstsein für Location-Based Services und Datenschutz aufbauen. Nutzer mögen Dienste rund um Standorterkennung zu schätzen wissen, aber Entscheider dürfen die Datenschutz-Diskussion nicht übersehen. Geht es um die Privatsphäre der Anwender, ist Fingerspitzengefühl gefragt.
6. Die BYOD-Policy nicht nur technisch betrachten. Bei der Vermischung von privater und geschäftlicher Nutzung der Handhelds geht es nicht nur um technische Fragen, sondern auch um das Verhalten der Anwender. Darauf müssen Unternehmensrichtlinien eingehen.
7. Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten klären. AIIM stößt in das Horn, wonach Chief Marketing Officer (CMOs) gerne die Hoheit über Mobility für sich beanspruchen, weil das Thema Mobile oft an den Endkunden geknüpft ist. Jedes Unternehmen muss klären, wer welche Themen verantwortet.
* Christiane Pütter ist Redakteurin der deutschen CIO.
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