Wie Frauen die männliche Firewall durchbrechen

Nur wenige Führungspositionen in der IT-Branche sind in Frauenhand. Drei erfolgreiche Managerinnen berichten, wie sie ihre Aufgaben angehen und was sie anders machen als ihre männlichen Kollegen. [...]

Die Geschäftswelt prägten in den vergangenen Jahrhunderten Männer. Von den mittelalterlichen Gilden über die Industrie-Barone bis zur modernen IT-Branche: Männer steckten den Rahmen ab und bestimmten die Spielregeln. Doch in den vergangenen Jahrzehnten veränderte sich das Wirtschaftsleben rasant. Berufstätige Frauen fordern ein Stück dieser Macht, rütteln aber oft noch zu zaghaft an den Eingangstoren.

Demografischer Wandel und Fachkräftemangel verschaffen ihnen Rückenwind, gerade in der IT-Branche fehlt Personal. Selbst der Branchenverband Bitkom wirbt für mehr Frauen in Führungspositionen und gab vor einigen Jahren die Maxime aus, dass bis zum Jahr 2020 mindestens 20 Prozent der Führungspositionen in Frauenhand sein sollen. Dieses Ziel liegt noch in weiter Ferne, denn momentan sind es nur magere vier Prozent.

Doch einige IT-Managerinnen sind in der Unternehmensspitze angekommen. In internationalen Firmen gelingt es scheinbar leichter als in deutsch geprägten. Aber agieren Frauen in Führungspositionen wirklich anders als ihre männlichen Kollegen? Fördern sie einen kollegialen Umgangston? Knüpfen sie strategisch wichtige Netzwerke? Wir haben drei Chefinnen gefragt.

FÜHREN FRAUEN ANDERS? „JA“, SAGT VMWARE-CHEFIN SIMONE FRÖMMING.
Die studierte Maschinenbauingenieurin leitet seit September 2014 die Geschicke von VMware in Deutschland. „Frauen interessieren sich stärker für Inhalte und wollen eine Aufgabe so gut wie möglich erfüllen“, ergänzt die Managerin, die auch einen Master-Abschluss in Betriebswirtschaft mitbringt. „Sie gehen Themen stärker fachlich an und arbeiten nachhaltiger.“

Simone Frömming ist Country Managerin Germany bei VMware:

Allerdings weiß Frömming auch aus eigener Erfahrung, dass Frauen ihre Erfolge nicht so gut verkaufen wie die männliche Konkurrenz. Gut ausgebildete Frauen vernachlässigen die Karriereplanung, konzentrieren sich zu stark auf das Tagesgeschäft, „wühlen sich tief in Fachthemen ein“, wie es Frömming formuliert, um perfekte Arbeit abzuliefern. Während sie sich in Details vertiefen, planen ihre Kollegen strategisch. „Männer konzentrieren sich stärker auf ihre Karriere und fragen immer, wie ihnen eine erfüllte Aufgabe zum nächsten Schritt verhilft.“

Sich selbst beschreibt Frömming als pragmatisch-norddeutsch und ehrgeizig. Erste Station ihrer Laufbahn war IBM. Dort arbeitete sie viele Jahre im Vertrieb und Pre-Sales und eignete sich umfangreiches Fachwissen an. „Die fachliche Akzeptanz ist wichtig“, sagt sie. Doch es braucht mehr, um beruflich voran zu kommen. „‚Lass die Fachlichkeit los und konzentriere Dich auf das Führen‘ war ein wichtiger Hinweis meines Mentors“, erinnert sich Frömming. Über exzellente Arbeit empfahl sie sich für erste Führungsaufgaben, nach denen sie selbst nicht aktiv gesucht hatte. „In die erste Führungsrolle wurde ich richtig hineingeworfen“, erinnert sie sich.

In einer männlich geprägten Geschäftswelt gelten eigene Spielregeln. Frauen sind gut beraten, genau zu beobachten, schnell zu lernen und Macht- und Ränkespiele zumindest zu verstehen, um die ungeschriebenen Gesetze der eigenen Firma zu durchschauen. Männliche Verhaltensweisen zu kopieren führt selten zum Erfolg, doch die eigene Karriere strategisch planen, sollten ambitionierte Frauen lernen anstatt darauf hoffen, dass ein aufmerksamer Chef ihr Talent erkennt und sie fördert. „Wenn Frauen eine Leitungsposition angeboten wird, erbeten sie sich meistens Bedenkzeit. Ein Mann fragt dagegen gleich nach dem nächsten Karriereschritt“, weiß Frömming.


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