Wie Hacker unbemerkt Ihre Systeme infiltrieren

Um in Ihr Unternehmensnetzwerk zu gelangen, brauchen kriminelle Hacker heutzutage keine klassische Malware mehr. Das Zauberwort heißt Fileless. [...]

SO FUNKTIONIERT FILELESS MALWARE
Wie bereits erwähnt, nutzen Angriffe mit Fileless Malware die Applikationen auf dem Rechner aus, die bereits installiert und vermeintlich sicher sind. Ganz konkret nehmen entsprechendeExploit Kits oft den Browser ins Visier (Add-Ons), nutzen Word-Makros oder auch Powershell.
„Um einen Fileless-Angriff erfolgreich durchzuführen, sind Schwachstellen in der bereits installierten Software zwingend erforderlich“, so Jon Heimerl, Manager bei NTT Security. „Der wichtigste Schritt, um sich zu schützen, besteht also darin, seine Systeme auf dem neuesten Stand zu halten. Und zwar nicht nur in Sachen Betriebssystem, sondern auch was die Software angeht. Browser Plugins werden beim Patch Management allzu häufig übersehen und sind deshalb das Einfallstor Nummer Eins, wenn es um Attacken mit Fileless Malware geht.“
Angriffe mit Hilfe von Office-Makros können hingegen relativ einfach verhindert werden, indem man die Nutzung von Makros schlicht nicht aktiviert. Doch kriminelle Hacker haben längst auch andere Wege entdeckt, Ihre Systeme unbemerkt zu infiltrieren: Schwachstellen in Adobes PDF Reader oder Javascript werden ebenfalls gerne für Fileless-Angriffe verwendet.
Der kürzlich bekannt gewordene Hackerangriff auf den US-Finanzdienstleister Equifax ist ebenfalls ein Beispiel für einen erfolgreichen Fileless-Malware-Angriff, wie Satya Gupta, Gründer und CTO von Virsec Systems weiß: „Bei diesem Angriff nutzten die Angreifer eine Schwachstelle in Apache Struts. Bei dieser Art von Angriff validiert eine mit Schwachstellen behaftete Applikation den Input des Users nicht ordnungsgemäß. Bei diesem Input kann es sich auch um Befehle in Zusammenhang mit dem Betriebssystem handeln.
In der Folge können diese vom Rechner des Opfers mit denselben Privilegien durchgeführt werden, über die die infizierte Applikation verfügt. Dieser Mechanismus hebelt also jede Anti-Malware-Lösung komplett aus, die kein ‚Auge‘ auf den Ausführungspfad der Applikation wirft, um feststellen zu können, ob hier alles mit rechten Dingen zugeht.“ Ein Patch hätte den Equifax-Hack wohl verhindern können, meint Gupta. Dieser war bereits seit März 2017 verfügbar.
Anfang des Jahres wurden bei einem Angriff mit Fileless Malware außerdem mehr als 140 Unternehmen und Institutionen infiziert – darunter Banken, Telekommunikationsanbieter und Regierungsbehörden in mehr als 40 Ländern. Bemerkt wurde die Kompromittierung erst, als Sicherheitsforscher von Kaspersky Labs maliziöse Powershell-Skripte in der Registry der Unternehmensnetzwerke entdeckte. Laut den Forschern war der Hackerangriff nur über einen Blick auf RAM, Netzwerk und Registrierungsdatenbank zu entdecken.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Ein weiterer, Schlagzeilen-trächtiger Fileless-Fall war laut Carbon Black auch der Hackerangriff auf das Democratic National Commitee. Speziell für Hacker, die möglichst lange unentdeckt bleiben wollen, sind diese Angriffe verlockend. „Wir haben eine ganze Reihe von Cyberspionen beobachtet, die diese Techniken anwenden und weiter verfeinern, um einer Entdeckung zu entgehen“, sagt Security-Expertin Kittner. „Darunter befinden sich auch Hacker-Gruppen aus China und Nordkorea.“
BITCOIN-MINING MIT MALWARE
Ein relativ neues, kommerzielles Anwendungsfeld für Fileless Malware – beziehungsweise auf diesem Weg infizierte Rechner – haben kriminelle Hacker ebenfalls bereits erschlossen: Bitcoin Mining. „Cryptominer versuchen sich direkt in den Speicher zu schieben und nutzen die Eternal-Blue-Schwachstelle, um sich hunderttausendfach innerhalb eines Unternehmensnetzwerks weiterzuverbreiten“, erklärt Eldon Sprickerhoff, Gründer von eSentire, die Vorgehensweise der Hacker.
Normalerweise müssen Bitcoin Miner spezielle Hardware anschaffen. Die steigenden Strompreise sorgen dafür, dass sich mit dem Schürfen der digitalen Währung kaum noch Profit machen lässt. Durch die Übernahme von Unternehmens-Rechnern und -Servern wollen kriminelle Hacker gleich beide Kostenfaktoren eliminieren. Unternehmen sollten nach ungewöhnlich hoher CPU-Auslastung Ausschau halten, empfiehlt Sprickerhoff. Das könne ein Indikator dafür sein, dass im Netzwerk unbemerkt und ungewollt Bitcoin Mining betrieben wird.
Sämtliche Angriffe mit Fileless Malware aufdecken können aber selbst verhaltensbasierte Analytics-Systeme nicht, wie Tod Beardsley, Research Director bei Rapid7 deutlich macht: „Sie sind davon abhängig, ob Sie es mitbekommen wenn ungewöhnliche Dinge passieren.“ Diese Angriffe festzustellen, bevor Alarm ausgelöst wird, sei ein äußerst schwieriges Unterfangen so der Experte. „Wir sehen natürlich nur die relativ plumpen Attacken. Wenn ein professioneller Angreifer mit Knowhow alles daran setzt, unentdeckt zu bleiben, schafft er das in der Regel auch.“

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der US-Publikation CSO Online.
*Florian Maier, beschäftigt sich mit vielen Themen rund um Technologie und Management und Maria Korolov


Mehr Artikel

News

Public Key Infrastructure: Best Practices für einen erfolgreichen Zertifikats-Widerruf

Um die Sicherheit ihrer Public Key Infrastructure (PKI) aufrecht zu erhalten, müssen PKI-Teams, sobald bei einer Zertifizierungsstelle eine Sicherheitslücke entdeckt worden ist, sämtliche betroffenen Zertifikate widerrufen. Ein wichtiger Vorgang, der zwar nicht regelmäßig, aber doch so häufig auftritt, dass es sich lohnt, PKI-Teams einige Best Practices für einen effektiven und effizienten Zertifikatswiderruf an die Hand zu geben. […]

News

UBIT Security-Talk: Cyberkriminalität wächst unaufhaltsam

Jedes Unternehmen, das IT-Systeme nutzt, ist potenziell gefährdet Opfer von Cyberkriminalität zu werden, denn die Bedrohung und die Anzahl der Hackerangriffe in Österreich nimmt stetig zu. Die Experts Group IT-Security der Wirtschaftskammer Salzburg lädt am 11. November 2024 zum „UBIT Security-Talk Cyber Defense“ ein, um Unternehmen in Salzburg zu unterstützen, sich besser gegen diese Bedrohungen zu wappnen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*