Wie lange hält meine Hardware noch?

Einem Gerät sieht man seinen inneren Zustand nicht direkt an. Mit den richtigen Tricks, Tools und Geheimcodes entlocken Sie vielen Produkten Angaben zu Laufzeit, Verschleiß, Belastung und vielem mehr. [...]

Wie lange halten meine Geräte noch? Diese etwas ungewohnte Frage bringt das Thema Belastung und Beanspruchung, bisherige und zu erwartende Betriebszeit und damit die Haltbarkeit und Lebensdauer von elektronischen Geräten auf den Punkt. Und genau diesen Aspekten gehen wir in diesem Ratgeber ausführlich nach und beleuchten, wie lange verschiedene Geräte und IT-Komponenten aller Wahrscheinlichkeit nach noch laufen.
Wichtig kann diese Abschätzung aus ganz unterschiedlichen Gründen sein. An erster Stelle steht da natürlich die Festplatte im Desktop-PC und Notebook, auf der sich die persönlichen Daten ihrer Nutzer befinden. Gingen diese verloren, wären häufig wirklich wichtige Inhalte weg: Kontakte, Bilder, Videos, Mails, Unterlagen und so weiter. Nun stellt ein funktionierender Datenträger keinen Ersatz für eine Datensicherung dar, ein erster Schwerpunkt dieses Ratgebers ist damit aber definiert.
IST EIN GEKAUFTES GERÄT WIRKLICH NEU ODER BEREITS GELAUFEN?
Viele Hardware-Hersteller bieten einen Online-Check, bei dem man per Seriennummer den Garantiestatus abfragen kann. Dieser kann aber nur ein Anhaltspunkt sein, rechtlich verbindlich ist dagegen das Kaufdatum. (c) IDG
Von Interesse ist die Frage nach der Haltbarkeit aber auch, wenn ein Bauteil oder eine Komponente defekt ist und ersetzt werden muss: Lohnt sich die Reparatur überhaupt noch? Beim Kauf eines gebrauchten Gerätes möchte man ferner wissen, wie stark es beansprucht wurde: also die Frage nach dem „inneren Alter“ jenseits des Herstellungsdatums. Solche Fragen beschränken sich nicht auf PC-und IT-Komponenten, sie gelten in gleicher Weise für Unterhaltungselektronik wie Fernseher, moderne Haushaltsgeräte und manches mehr. Beim Drucker dient die Zahl der gedruckten Seiten als Verschleißmaß. Sie lässt sich bei vielen Modellen jederzeit auslesen, was noch folgenden Nebeneffekt hat: Wenn Sie beim Einsetzen eines neuen Toners oder neuer Tinte die Gesamtseitenzahl notieren, können Sie über die Differenz kontrollieren, ob der Hersteller seine Kapazitätsangabe einhält.
Ein weiteres Bauteil, das im Laufe der Zeit zunehmend altert und damit Leistung einbüßt, ist der Akku in mobilen Geräten. Im Notebook lässt sich die Batterie oftmals einfach austauschen, so dass es bei nachlassender Kapazität mit der Investition in einen neuen Energiespeicher getan ist. Anders sieht es bei Tablets und Smartphones aus, bei denen der Akku zunehmend fest integriert ist und sich nicht mehr selbst wechseln lässt. Wenn man weiß, wie man Zustand und Kapazität eines Akkus ausliest, kann man Gebrauchtgeräte besser beurteilen – und nach dem Onlinekauf gegebenenfalls zurückschicken.
Im Folgenden führen wir Sie durch unterschiedliche Szenarien und Gerätetypen, geben Ihnen Analysetools an die Hand und erklären, wie Sie mehr über die bisherige Nutzung und die damit zu erwartende Lebensdauer eines Geräts herausfinden.
PER SERIENNUMMER ZU HERSTELLDATUM & CO.
Nicht immer grenzt die genaue Bezeichnung eines Gerätes das Herstellungsdatum ein. Nämlich insbesondere dann nicht, wenn der Hersteller nicht jedes Jahr ein neues Modell auf den Markt bringt. Dann stellt sich die Frage, wie alt ein konkretes Gerät wirklich ist. Eine zentrale Webseite zum Nachsehen existiert nicht, vielmehr kocht jeder Hersteller sein eigenes Süppchen, so dass wieder nur die individuelle Suche nach Hersteller und/oder Gerät hilft. In vielen Fällen werden Sie Webseiten finden, die die Seriennummern hinsichtlich des Produktionsmonats und -jahres entschlüsseln.
Darüber hinaus können Sie mit der Seriennummer – bei Smartphones ist es die IMEI-Nummer, die das Telefon nach dem Befehl „*#06“ anzeigt – oft den Garantiestatus des Herstellers prüfen. Die passenden Prüfseiten finden Sie mit Suchbegriffen „Warranty check“, „Garantiecheck“ oder „Garantiestatus“ zusammen mit dem Hersteller. Hier gibt es immer wieder Überraschungen, wenn der Onlinestatus „Garantie abgelaufen“ meldet, obwohl die ein-, zwei-oder dreijährige Frist ab dem Kaufdatum de facto noch läuft. Der Grund ist, dass mancher Hersteller als Starttermin die Lieferung der Ware zum Händler hinterlegt, der das Gerät an den Kunden unter Umständen aber erst später verkauft. Rechtlich aber darf die Herstellergarantie – bei der es sich im Gegensatz zur gesetzlichen Gewährleistung durch den Händler um eine freiwillige Leistung handelt – den Kunden nicht willkürlich benachteiligen. Wenn also der Hersteller mit „zwei Jahren Garantie“ wirbt, muss er diese auch einhalten. Ein Garantiebeginn vor dem Kaufdatum ist nicht zulässig: Im Zweifel gilt das Rechnungsdatum.
ZUSTAND UND HALTBARKEIT VON SSDS UND FESTPLATTEN PRÜFEN
HDD Health liest die SMART-Parameter aus und schlägt beim Überschreiten kritischer Werte Alarm. Auf Wunsch kann man sich auch per Mail benachrichtigen lassen. (c) IDG
Weil die Festplatte wegen ihres Dateninhalts das kritischste Rechnerbauteil ist, empfiehlt es sich, sie automatisch per „Self-Monitoring Analysis and Reporting Technology“ überwachen zu lassen. Praktisch alle Festplatten unterstützen dieses mit SMART abgekürzte Selbstdiagnosesystem, das Hardware-Parameter wie Temperatur, Lesefehler und mehr an eine Software übermittelt. Übersteigen die ausgelesenen Parameter die voreingestellten kritischen Grenzwerte, schlägt das Programm Alarm.
HDD Health überwacht die SMART-Werte von Magnetfestplatten und SSD-Speichern. Die Laufwerksüberblick des Tools zeigt im Register „Hard drives“, ob alles in Ordnung ist. Dazu zählt insbesondere auch die Einschätzung des Zustands der Festplatte, in der Abbildung rechts oben „Excellent“. Darüber hinaus bietet HDD Health die Möglichkeit, sich bei kritischen Werten per Mail informieren zu lassen. Beachten Sie bitte, dass die Software Daten von mehreren Datenträgern im PC stets getrennt anzeigt. Sinnvoll ist es schließlich, zumindest von Zeit zu Zeit auch externe Datenträger zu überprüfen – insbesondere solche mit Ihrem Daten-Backup. Bei einem Netzwerkspeicher (NAS) rufen Sie zum Überprüfen dessen Bedienoberfläche im Browser auf. 
Noch mehr Infos präsentiert Crystaldiskinfo , darunter bei SSDs die Gesamtmenge der bisher auf den Flashspeicher geschriebenen Daten. Diesen unter „Host-Schreibvorgänge“ gezeigten Wert können Sie mit der vom Hersteller garantierten vergleichen. Diesen finden Sie meist im Datenblatt, häufig mit TBW für „Tera Bytes Written“ abgekürzt. Im konkreten Fall einer bei uns in der Redaktion seit über einem Jahr eingesetzten Samsung SSD 850 EVO mit 250 GByte verspricht der Hersteller 75 TByte TBW. Ausgelesen hat Crystaldiskinfo bisher nur knapp 2,5 TByte, es bleibt also noch ein ordentliches Polster. SSDLife prognostiziert auf Basis der bisherigen Nutzungsdaten gar die Lebensdauer.
100% Health und eine Lebensdauer bis 22. April 2026 sagt das Programm SSDLife für die hier analysierte Samsung-SDD vom Typ Evo 850 voraus. (c) IDG
Bei SSDs kann Kontrolle nicht schaden, auch wenn die meisten Datenträger bei normaler Schreibbelastung im Alltag viele Jahre problemlos ihren Dienst versehen. Und selbst wenn eine Anwendung – wie einst eine bestimmte Version der Musikstreaming-App Spotify – tatsächlich einmal erhöhtes Schreibvolumen verursacht, ist das in den meisten Fällen unkritisch, so dass man keine besonderen Maßnahmen ergreifen muss. Immer zuverlässiger werden auch magnetische Festplatten, wie die aktuelle Zuverlässigkeitsstatistik des Onlinebackup-Dienstes Backblaze belegt. Allerdings fallen neben vielen guten immer auch einzelne Festplattenmodelle mit besonders hoher Ausfallrate auf.
Ungeachtet aller Haltbarkeitsprognosen legen wir Ihnen ein regelmäßiges Backup ans Herz. Das ist mit der Software Aomei Backupper bequem und einfach, unser Online-Workshop führt Sie Schritt für Schritt durch Einrichtung und Bedienung .
SCHNELLE TASTENFOLGE 0+6+2+5+9 +6+OK ÖFFNET DAS SERVICEMENÜ
Gewusst wie: Viele Geräte besitzen einen internen Betriebsstundenzähler, der meist erst über einen geheimen Zugangscode zu sehen ist. Das Bild rechts zeigt die ausgelesenen Stunden am Beispiel eines modernen Philips-Fernsehers. (c) IDG
So wie sich die Betriebsstunden von Festplatten auslesen lassen, so gilt das auch für andere Geräte. Nur ist das in aller Regel nicht ganz so trivial beziehungsweise nicht öffentlich dokumentiert. Egal, ob Fernseher, Musikanlage, Waschmaschine oder sonst ein modernes Haushaltsgerät: Viele Geräte speichern in eingebauten Mikrochips die bisherigen Betriebsstunden und geben somit Auskunft über ihre Nutzung. Diese „Verschleißanalyse“ ist bei gebrauchten Produkten besonders nützlich: Haben Sie etwas bei einem Händler über das Internet gekauft, steht Ihnen wie bei jedem Onlinekauf ein 14-tägiges Widerrufsrecht zu – ohne Wenn und Aber und ohne, dass Sie Gründe angeben müssten.
Nun möchten Sie natürlich wissen, wie Sie die Betriebsstunden auslesen. Der richtige Suchbegriff für Google heißt „Service Menu“ oder „Service Mode“ in Kombination mit dem Hersteller, dem konkreten Modell oder der Geräteart. Dazu ein Beispiel: Der Autor suchte den „Geheimzugang“ für seinen Philips-Fernseher daheim. Insgesamt sieben verschiedene, jeweils auf der Fernbedienung zu drückende Tastenfolgen wurden in diversen Foren aufgelistet, als passend stellte sich „0+6+2+5+9+6+OK“ heraus – und zwar schnell hintereinander gedrückt. Man darf sich also nicht entmutigen lassen, wenn es nicht sofort klappt.
Klickt man dann im konkreten Beispiel den Warnhinweis weg, stehen im Service Menu neben speziellen Einstellungen, einer Fehleranalyse eben auch die „Operation hours“ jenseits des normalen Standby-Betriebs. Bei anderen TVs sind die Zugangscodes natürlich andere, hier hilft wieder nur die Google-Suche. Erfolgreich waren wir auch bei anderen Geräten, darunter bei einer Waschmaschine von Miele. Nützlich kann das Service Menü ferner zum Löschen von Fehlercodes sein. Wenn Sie ein Gerät aufgrund der Anzeige eines spezifischen Fehlers selbst reparieren, müssen Sie den Fehlercode unter Umständen anschließend löschen, um das Gerät wieder in Betrieb setzen zu können.
Vorbildlich: Apple platziert den Wasserindikator an seinen iPhones jeweils so, dass man seinen Zustand schon von außen erkennt. Das schützt vor versteckten Schäden bei Gebrauchtgeräten. (c) IDG
Weniger geheim ist der bereits erwählte Zähler vieler Drucker, der die Gesamtzahl aller bisher gedruckten Seiten angibt. Wenn ein Printer diese Funktion bietet, ist sie meist in der Anleitung genannt. Auslesen können Sie die Angabe entweder über ein herstellerspezifisches Tool am PC, über das Display des Druckers oder über einen Infoausdruck. Verspricht der Druckerverkäufer „bisher wenig benutzt“, können Sie seine Aussage sofort überprüfen.
Wenig Sinn macht die bisherige Betriebszeit übrigens bei Smartphones, weil sie ja ohnehin „always on“ sind. Hier kommt es sehr viel mehr auf den äußeren Zustand an. Nicht zu vernachlässigen sind aber Schäden durch eingedrungenes Wasser. Viele Telefonhersteller schützen sich gegen von Kunden selbst verursachte Schäden, indem sie einen Wasserindikator oder Flüssigkeitssensor einbauen.
Dabei handelt es sich meist um einen Kontrollstreifen, der sich bei Wasserkontakt dauerhaft rot färbt. Häufig steckt der Indikator im Innern des Mobiltelefons, so dass nur ein Servicetechniker seinen Zustand überprüfen kann. Es gibt aber auch Modelle wie das iPhone, bei dem der Sensor von außen sichtbar ist.
KAPAZITÄTSFRAGE: AKKUZUSTAND IM NOTEBOOK UND SMARTPHONE PRÜFEN
Knapp 90 Prozent Restkapazität zeigt Batteryinfoview hier für den Notebookakku. Da lohnt der Batterietausch noch nicht. (c) IDG
Dass jeder Akku im Laufe der Zeit durch das ständige Ent-und Aufladen leidet, steht außer Frage. Offen ist meist nur, wie stark – das beantwortet Windows (8.1 und 10) am Notebook auf einen einfachen Befehl. Klicken Sie mit der rechten Maustaste links unten in der Ecke auf das Windows-Icon, wählen dann den Eintrag „Eingabeaufforderung (Administrator)“ und tippen folgenden Befehl ein:
powercfg /batteryreport/output C:battery_report.html
Windows schreibt daraufhin eine ausführliche Zusammenfassung aller Akkuinfos als HTML-Datei „battery_report.html“ auf die Windows-Partition. Neben vielen anderen Werten ist hier vor allem der Vergleich der tatsächlichen Akkukapazität („full charge capacity“) mit der ursprünglichen („design capacty“) wichtig. Wenn Sie diese beiden ins Verhältnis setzen, haben Sie den Ist-Zustand in Prozentangaben. Das Gleiche erledigt ganz ohne Rechnen das Tool Batteryinfoview . Die Software zeigt die verbleibende Restkapazität – also nicht den aktuellen Ladezustand – als „Battery Wear Level“ an. Für Android-Geräte empfiehlt sich die kostenlose App Accubattery : Sie zeigt die verbleibende Akkukapazität unten unter dem Punkt „Gesundheit“.
Video: Galaxy S8 | SSD-Killer? Intel Optane Memory | Windows 10 Creators Update – Tech-up Weekly #79 *Peter Stelzel-Morawietz schreibt über die Themen vernetztes Zuhause, Windows, Internet und Internet of Things uvm.


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