Um sich besser vor Cyber-Angriffen zu schützen, implementieren immer mehr Unternehmen neue Sicherheitsmaßnahmen für privilegierte Benutzerkonten. Aber wie können sie dabei den Spagat aus Sicherheit und Usability meistern? [...]
Das kann aber nur dann effizient funktionieren, wenn das Logging-System genügend Kontext-Informationen liefert. Sonst sind die Sicherheitsverantwortlichen gezwungen, sämtlichen Abweichungen nachzugehen, egal, ob sie wirklich potenziell gefährlich sind oder nicht. Greift beispielsweise jemand kurz bevor das Unternehmen seine Jahresbilanz veröffentlicht auf das Rechnungswesen zu, ist ohne weitere Informationen nicht erkennbar, ob es sich um eine bösartige Aktivität handeln könnte. Um das zu beurteilen, müssen die Verantwortlichen etwa wissen, ob es außergewöhnlich ist, dass gerade dieser User um diese Tageszeit auf das System zugreift, ob die Anmelddaten aus dem digitalen Passwort-Tresor ausgecheckt wurden oder ob es einen Zusammenhang mit einem Help-Desk-Ticket gibt, das auf ein Problem im Rechnungswesen hindeutet, und deshalb eine IT-Admin-Aktivität legitimieren könnte.
ENGE ZUSAMMENARBEIT MIT ANWENDERN ERFORDERLICH
Damit neue Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz privilegierter Benutzerkonten akzeptiert werden, ist es wichtig, dass die Sicherheitsteams eng mit den Geschäftsprozess-Verantwortlichen und Endnutzern zusammenarbeiten und den Nutzen der Maßnahmen kommunizieren. Jeder vernünftige Anwender wird einsehen, dass etwa privilegierte Zugriffe auf Systeme mit Kreditkartendaten von Kunden besonders geschützt werden müssen. Und da solche Zugriffe auf derartige Systeme ohnehin nur selten nötig sind, halten sich die Einschränkungen durch spezielle Maßnahmen stark in Grenzen. Außerdem sollten die Sicherheitsteams versuchen, nötige Änderungen so zusammenzulegen, dass die Nutzer ihre Abläufe nicht öfter als unbedingt nötig umstellen müssen. Ist beispielsweise die Einführung von Single-Sign-On für den Zugriff auf privilegierte Anmeldedaten geplant, sollte dies in dem Moment realisiert werden, in dem auch andere neue Maßnahmen eingeführt werden.
Wichtig ist es aber auch aufzuzeigen, dass erhöhte Sicherheit nicht zwangsläufig niedrigere Usability bedeutet. Ganz im Gegenteil – bessere Prozesse und Technologien für das Privileged Access Management können auf vielen Gebieten sogar die Produktivität steigern und die Nutzerzufriedenheit erhöhen:
- durch Single-Sign-on, automatische Zurücksetzung von Passwörtern und automatischer Erstellung von Audit-Reports sparen Administratoren viel Zeit;
- einige Sicherheitsmaßnahme lassen sich so konfigurieren, dass bei bestimmten Befehlen eine Bestätigung verlangt wird. Fälle, in denen User versehentlich ein File löschen oder einen Serverausfall verursachen, lassen sich so reduzieren und die Systemverfügbarkeit steigt;
- durch bessere forensische Möglichkeiten können die Wiederherstellungszeiten nach einem Ausfall verkürzt werden. Die Aufzeichnung privilegierter Sessions ermöglicht es im Vergleich zu Server-Logs schneller nachzuvollziehen, welche Änderungen vor kurzem gemacht wurden;
- liegen detaillierte User Access Logs vor, lassen sich wiederkehrende Muster für das Trouble-Shooting erkennen, beispielsweise wenn einem bestimmten Problem immer dieselben User-Aktionen vorausgehen.
Wie alle Security-Initiativen hat auch die Implementierung neuer Sicherheitsmaßnahmen für privilegierte Benutzerkonten Auswirkungen auf die IT und das Geschäftsleben – und kann damit auf Widerstände stoßen. Der Eindruck von Usern, dass diese Maßnahmen ihre Arbeit erschweren wird, ist aber in den allermeisten Fällen mehr eine Frage der Wahrnehmung als der Realität. Die enge Zusammenarbeit der Sicherheitsteams mit Usern, Entwicklern und allen übrigen Stakeholder ist deshalb der Schlüssel für eine erfolgreiche Initiative zum Schutz privilegierter Benutzerkonten.
* Michael Kleist ist Regional Director DACH bei CyberArk.
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