Wie Software und die Cloud das Netzwerkmanagement verändern

Die digitale Transformation stellt neue Herausforderungen an das vormals Hardware-orientierte Wide-Area-Network (WAN)-Management. Software- und Cloud-definierte Ansätze erleichtern die Administration bei gleichzeitig hohen Sicherheitsstandards. [...]

Unternehmen als abgeschlossene Einheiten sind passé. Neue Arbeitskonzepte wie mobiles Arbeiten oder BYOD lassen Mauern bröckeln – gerade auch im Hinblick auf Unternehmensnetzwerke. Unternehmen mit Niederlassungen oder Filialen im Handel müssen neben stationärer IT wie Kassensystemen auch mobile oder temporäre Geräte ins Netzwerk einbinden, zum Beispiel Digital-Signage-Terminals. Und Kunden setzen meist ein offenes WLAN voraus.
Herkömmliche Netzwerke wurden für die Anforderungen fester Niederlassungen konzipiert, die innerhalb privater Rechenzentren auf Anwendungen zugreifen. Damit eng verbunden ist, dass das Netzwerkmanagement vielerorts immer noch Hardware-orientiert funktioniert. Geräte wie ein Switch oder Router werden ins Netzwerk eingebunden. Physisch. Jede Vorrichtung wird einzeln konfiguriert. Dies ist nicht nur zeitaufwändig, sondern auch fehleranfällig.
Digitale Transformation stellt Hardware-orientiertes Networking in Frage
Dieser lokale, Hardware-orientierte Ansatz wird durch die digitale Transformation in seinen Grundfesten erschüttert. Die digitale Transformation bedeutet für Unternehmen, dass sie Dienste für Mitarbeiter, unterschiedliche Lokalitäten und Dinge bereitstellen müssen – einfach überall. Mitarbeiter wollen von egal wo arbeiten können. Sie bringen eigene Geräte mit zur Arbeit. Private und berufliche Nutzung verschwimmen. Ein offenes WLAN gehört für Kunden zu den essenziellen Bausteinen ihrer Nutzererfahrung.
In Filialen müssen Digital-Signage-Terminals temporär eingebunden werden. Es braucht eine Internetanbindung für Verkaufsflächen von Drittanbietern, so genannte Shop-in-Shops. Oder zeitlich begrenzte Pop-up-Verkaufsflächen müssen ins Netzwerk eingebunden werden. Unternehmen aus der Baubranche müssen ihren Mitarbeitern auf den Baustellen eine schnelle Internetanbindung bereitstellen, häufig fernab jeder Glasfaserverbindung. Und auch Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeuge sind via LTE mit der Einsatzzentrale verbunden. In den USA geht dieser Ansatz sogar schon so weit, dass Polizisten mit internetfähigen Kameras ausgestattet sind. Der Einsatz von Waffen wird über eine Internetverbindung getrackt und kontrolliert.
Digitale Transformation findet an allen Ecken und Enden statt. Die Anzahl entfernter Netzwerk-Endpunkte, die zu verwalten sind, nimmt zu. Der neue so genannte „Elastic Edge“ bewegt und verändert sich entsprechend den Anforderungen des vernetzten Unternehmens. Die Netzwerkplanung muss agiler, stärker skalierbar und besser steuerbar sein denn je, damit Organisationen Netzwerke zur Verfügung stellen können, die spezifischen Bedürfnissen gerecht werden. Mit einer Hardware-orientierten Herangehensweise können die neuen Herausforderungen der digitalen Transformation auf Dauer nicht gestemmt werden.
Die Software-definierte Zukunft
In diese Kerbe schlägt das Software-definierte Netzwerkmanagement. Die Open Networking Foundation (ONF) beschreibt Software-definiertes Networking (SDN) als die Fähigkeit zur „Entkopplung der Funktionen zur Netzwerksteuerung und -weiterleitung. Erstere kann so direkt programmiert und die zugrundeliegende Infrastruktur für Anwendungen und Netzwerkdienste kann abstrahiert werden.“ 
SDN verändert nicht nur grundlegend, wie Netzwerke aufgebaut sind und verwaltet werden, sondern auch, wie diese sich weiterentwickeln. Sie werden agiler und effizienter, weil neue Funktionen innerhalb eines Software-getriebenen- statt eines Hardware-getriebenen Zeitrahmens bereitgestellt werden können.
Weiterentwicklung des herkömmlichen WAN
Das Software-definierte WAN (SD-WAN) geht noch einen Schritt weiter: Es vereint Skalierbarkeit und Agilität mit den Vorteilen der Cloud, also der Mobilitätskomponente. Mithilfe der Cloud kann das Netzwerk programmatisch von einem zentralen Punkt administriert werden. Es ist möglich, Netzwerkdienste, wie virtuelle Ende-zu-Ende-Netzwerke in der Cloud (Virtual Cloud Networks, VCN) und sichere Cloud-Gateways (Secure Cloud Gateways, SCG), von der zugrundeliegenden Infrastruktur zu abstrahieren. So kann die Konnektivität für Mitarbeiter, Geräte, ja sogar für ganze Niederlassungen und Filialen von einem zentralen Ort aus sichergestellt und überwacht werden – mit ein paar Mausklicks, innerhalb von Minuten.
Die folgenden Faktoren treiben die Einführung von SD-WAN in Unternehmen voran:
  • Kosten: SD-WAN ermöglicht die Integration von kosteneffizienterer Konnektivität wie LTE und erlaubt Netzwerken den Übergang von der statischen zu einer eher dynamischen Richtlinien-basierten Priorisierung des Datenverkehrs.
  • Verfügbarkeit: Permanente WAN-Verfügbarkeit ist sowohl in Niederlassungen als auch für mobile Mitarbeiter maßgeblich.
  • Sicherheit: Mit heterogenen Belegschaften und zahlreichen Geräten, die drahtlos verbunden werden, ist Sicherheit ein wichtiges Thema für die meisten Unternehmen. Hinzu kommt die Fähigkeit, einer steigenden Anzahl von Regeln und Richtlinien wie dem Datensicherheitsstandard der Payment Card Industry (Payment Card Industry Data Security Standard, PCI DSS) und der allgemeinen Datenschutzgrundverordnung (DSGV) konform zu gehen. SD-WAN-Lösungen erfüllen diese Anforderungen. 
  • Leistung: Netzwerk-Manager sind bestrebt, die Anwendungsperformance zu verbessern, insbesondere für geschäftskritische Lösungen wie SAP.
  • Sichtbarkeit: Ließ die Performance kritischer Anwendungen nach, waren es bislang die Endnutzer, denen dies zuerst auffiel und die Behebung nahm viel Zeit in Anspruch. Unternehmen benötigen heute hochverfügbare Netzwerke und müssen in der Lage sein, Probleme schnell von einem zentralen Punkt aus zu erkennen und zu beseitigen.
  • Zugriff auf die Public Cloud: Unternehmensnetzwerke müssen in der Public Cloud befindliche Dienste – wie Office 365 und andere Software-as-a-Service-Anwendungen (SaaS) – verwalten und gleichzeitig sicheren Zugriff bieten sowie die Kontrolle über geschäftskritische Daten behalten. 
  • Agilität: Unternehmen benötigen mehr Agilität im Hinblick auf die Unterstützung sowohl neuer Anlagen als auch des Wachstums innerhalb bestehender Einrichtungen.
Anhand von SD-WAN-Lösungen können Unternehmen ihre Niederlassungen, Mitarbeiter und Geräte in einer zentralen, virtuellen Overlay-Struktur steuern. Sie behalten alles im Blick. Das SD-WAN ist das WAN der Zukunft: Es wird über die Cloud bereitgestellt und macht Netzwerke so agil, sicher, leistungsfähig und erweiterbar wie nie zuvor. 
*Sascha Kremer ist Director Carrier Development bei Cradlepoint.

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