Viele Experten beschäftigen sich mit der Frage, ob und wie uns Roboter irgendwann die Arbeit wegnehmen. Dabei haben sie das doch schon längst getan. [...]
DIE MASCHINENSTÜRMER KOMMEN ZURÜCK
Wirklich bemerkenswert in Anbetracht des Eingangsstatements der Forrester-Studie („wird alles nicht so schlimm“) und der übrigen Thesen liest sich seine Quintessenz.
Sie lautet: Automatisierung und ihre Folgen für den Arbeitsmarkt werden zu politischen und sozialen Konflikten führen, die ähnliche Dimensionen annehmen wie die Maschinenstürmer-Aufstände im 19. Jahrhundert.
Eine steile These. Ist sie richtig, stellt sich die Frage, warum es solche Aufstände inklusive massenhaft zerstörter Maschinen nicht schon in den 1980er Jahren gegeben hat. Damals waren die Umwälzungen viel massiver als jemals danach und vermutlich auch massiver als sie in den kommenden Jahren sein werden.
Fast alles, was heute an IT-Systemen, Automatisierung und Robotertechnik verwendet wird, hat seinen Ursprung in dieser Zeit. In den 1980er-Jahren wurden erstmals statt einzelner Arbeitsvorgänge ganze Geschäftsprozesse und Organisationen mit Hilfe von IT rationalisiert.
FAST ALLES BEGANN IN DEN 1980ER JAHREN
CNC-Werkzeugmaschinen in der Fertigung kamen auf, Material- und Zeitwirtschaft verschmolzen zur zentralen Produktionsplanung, CAD-Systeme inklusive der Fähigkeit zur 3-D-Darstellung kosteten unzählige Jobs.
Wissensbasierte Systeme auf Basis relationaler Datenbanken sind ebenfalls Kind der 1980er Jahre, und die Liste ließe sich noch sehr lange fortsetzen.
Die Folgen waren gravierend: Die Arbeitslosenquote war deutlich höher als heute, und das, obwohl der Jobnachwuchs durch den sogenannten Pillenknick schlagartig weniger geworden war.
Revolution, Aufstände, Maschinenstürmerei? Gab es nicht. Und wird es auch 2025 nicht geben. Wenn doch? Dann können Unternehmen immer noch einen Forrester-Analysten rufen, der weiß bestimmt, wie damit umzugehen ist.
*Christoph Lixenfeld ist freier Autor in Hamburg.
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